Digitalisierung: Ohne Konzept keine Tablets für Paderborner Schüler

Paderborn. Besonders das Unterrichtsgeschehen an Schulen ist durch die Corona-Krise für alle Beteiligten zur Herausforderung geworden. Doch trotz des wieder aufgenommenen Präsenzunterrichts stellen sich weiterhin zu lösende Aufgaben für Eltern, Schulkinder, Lehrer und die Schulträger, insbesondere im Bereich Digitalisierung. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Paderborner Schulausschusses deutlich. Ein Antrag zum Stand der Lernstatt und des Digitalpakts Schule durch die Bündnisgrünen für die ursprünglich am 1. April geplante Sitzung sowie vier zum Teil aufeinander aufbauende Anträge der FÜR-Fraktion, Grünen, SPD und CDU standen auf der Tagesordnung. Im Fokus war dabei die Anschaffung digitaler Endgeräte für Schüler, Verbesserung der digitalen Infrastruktur und Analyse der Erkenntnisse aus der Phase des Home-Schooling. Der Themenkomplex wurde ergänzt durch den offenen Brief der Stadtschulpflegschaft und den damit verbundenen Forderungen einer &bdquo;adäquaten technischen Ausstattung der Lernstatt Paderborn bis spätestens zu Beginn des Schuljahres 2020/21" sowie einen Überblick der städtischen Maßnahmen durch Schuldezernent Wolfgang Walter. Lenrstatt bietet Grundstruktur Trotz der unbekannten und sich schnell verändernden Situation hätten die Schulleitungen und Lehrer ihr Möglichstes getan, um den Unterricht auf Distanz zu ermöglichen. Soweit möglich, ist der Präsenzunterricht wieder angelaufen. Da dieser aufgrund der Abstandsregeln jedoch mehr Raumbedarf bedeutete und die ohnehin angespannte Personalstärke des Lehrpersonals eingeschränkt sei, ergäben sich in der Umsetzung von Schule zu Schule teilweise deutliche Unterschiede. Teilweise sorge die Notbetreuung für zusätzlichen Druck in der Planung. Während an manchen Schulen lediglich ein Kind in Betreuung sei, so gebe es auch eine Schule, in der 35 Kinder betreut würden. Damit entgegnete Walter den vom Sprecher der Stadtschulpflegschaft Sven Losinzky geäußerten Ungerechtigkeiten beim Präsenzunterricht und bat &bdquo;um Augenmaß bei der Kritik hinsichtlich der situationsbedingten Einschränkungen". Bei der Umstellung auf digitale Unterrichtskanäle habe man mit der Lernstatt 2020 zumindest auf eine bestehende Grundstruktur zurückgreifen können, deren starke Auslastung jedoch technische Nachbesserungen erforderlich gemacht hätte. Lernstatt-Referent Burkhard Pöhler verwies auf den deutlichen Anstieg der Nutzerzahlen: Vor Corona waren etwa 3.800 Nutzer zu verzeichnen, Anfang Mai dann an die 12.000, allein bei der Mailfunktion. Zudem seien auch ein Webkonferenz-Tool und weitere, für den Distanzunterricht hilfreiche Funktionen verfügbar. Ursprünglich war die Plattform für den Einsatz digitaler Medien im normalen Unterricht vorgesehen. &bdquo;Für einen weiteren Ausbau und Entwicklung der Strukturen muss beim Personalbestand jedoch nachgebessert werden", ergänzte Wolfgang Walter die Ausführungen. Teilweise schlechte Bedingungen für Schüler Als durchaus problematisch hätten sich die deutlichen Unterschiede bei der Erreichbarkeit der Schülerinnen und Schüler erwiesen. Ob digital oder analog, liege diese zwischen 100 und 30 Prozent, sprich nicht alle Schüler werden durch die Lehrer regelmäßig erreicht. Verschärft werde das Problem durch fehlende Endgeräte oder den Zugriff mit kaum geeigneten Geräten wie etwa Smartphones auf die Lernplattform. Dazu kämen teilweise fehlende Internetzugänge oder schlechte räumliche Bedingungen für das Distanzlernen. Besonders starken Einfluss auf das Engagement habe zudem das soziale und familiäre Umfeld der Schülerinnen und Schüler. Ein Punkt, der in allen Anträgen und auch durch die Stadtschulpflegschaft in ihrem Schreiben aufgeführt wird, teilweise verbunden mit der Forderung, Mittel aus dem bundesweiten Digitalpakt Schule zu nutzen, um solche Nachteile auszugleichen. Schnelles Handeln sei erforderlich, appellierten Susanne Schüssler (Grüne) und Sigrid Tenge-Erb (CDU) an verschiedenen Stellen der Diskussion. Schuldezernent: "Keinen Schnellschuss" Wie komplex es ist, bedürftige Schulkinder mit der notwendigen Hardware und Nutzer-Grundkenntnissen auszustatten, verdeutlichte der Vortrag von Heike Masan, selbst Lehrerin, vom Verein Medien und Technik für Kinder und Jugendliche. Ohne passende Schulungen sei ein zielgerichteter Einsatz etwa von Tablets im Präsenz- oder Distanzunterricht kaum möglich. Auch die soziale Scham hinsichtlich geringer Elterneinkünfte oder gar Armut sei ein komplexer Faktor bei der Digitalisierung. Ein Faden, den auch Schuldezernent Walter aufnahm: &bdquo;Es wird keinen Schnellschuss geben, nur um etwas auf den Markt zu werfen." Er betonte jedoch auch, dass man die sozialen Bedarfe sehe und reagieren wolle, entsprechend eines sinnigen Konzepts etwa mit Leihgeräten für die Schulkinder. Ein Fazit, dem am Ende der Sitzung keine Fraktion widersprechen wollte, weshalb die Anträge ruhen gelassen wurden.

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