Frauentag: Warum es so wenige Frauen in der Kommunalpolitik gibt

Paderborn. Die Zahlen sprechen für sich: Zwei Drittel der Ratsmitglieder in Paderborn sind männlich. Der Bürgermeister und seine drei Stellvertreter – allesamt Männer. Sieben von acht Fraktionsvorsitzenden sind männlich. Unter den bisher bekannten Kandidaten für die Bürgermeisterwahl ist eine einzige Frau. &bdquo;Das ist wirklich schade, denn Frauen haben oft einen anderen Blick auf Dinge", sagt Verena Lütke-Verspohl, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU. &bdquo;Frauen denken anders", glaubt auch Claudia Steenkolk (SPD). Die Zusammenarbeit in gemischten Teams funktioniere am besten – das gelte auch für die Politik. Steenkolk glaubt, dass die vielen Sitzungen, die oft abends stattfinden, besonders für Frauen mit kleinen Kindern problematisch seien. Sie selbst habe auch erst angefangen, sich politisch zu engagieren, als ihre Kinder größer waren. Roswitha Köllner von der Linksfraktion/Offene Liste gibt zu bedenken, dass die Ratsmandate vor allem über Listenplätze vergeben werden. &bdquo;Und da scheinen die Parteien immer noch dazu zu neigen, Männer nach vorne zu stellen." "Wenn man will, gelingt es ja" Das werde sich wohl auch nach der Kommunalwahl im September fortsetzen, prognostiziert Petra Tebbe, Fraktionsvorsitzende der Grünen, denn die Listen der meisten Parteien seien von Männern dominiert. &bdquo;Das zeigt eindeutig: Gleichberechtigung ist noch nicht erreicht." Dabei sei das gerade in der Politik wichtig: &bdquo;Wir haben eine repräsentative Demokratie und da nun mal die Hälfte der Bevölkerung Frauen sind, sollten sie auch in den Parlamenten vertreten sein", sagt Tebbe. Die Grünen setzen dafür auf eine konsequente Quotierung. Jeder ungerade Listenplatz werde mit einer Frau besetzt. &bdquo;Wir zeigen damit: Wenn man will, gelingt es ja", sagt sie. Doch Plädoyers und Lippenbekenntnisse reichen dafür nicht aus. &bdquo;Es geht ja nicht nur darum, alle vier Jahre zu kandidieren", sagt Köllner. Frauen müssten bereits vorher in die parlamentarische Arbeit einbezogen werden, damit sie ihre eigenen Erfahrungen sammeln könnten und sich diese Aufgaben zutrauen. Die Linke ist bisher die einzige Partei, die mit Elke Süsselbeck eine Frau für die Bürgermeisterwahl aufgestellt hat. &bdquo;Das haben wir auch ganz bewusst so entschieden", sagt Köllner. "Nicht aufs Geschlecht reduziert werden" Verena Lütke-Verspohl dagegen sieht eine Frauenquote eher kritisch. &bdquo;Ich selbst wollte immer gewählt werden, weil ich meine Sache gut mache, und nicht aufs Geschlecht reduziert werden." Wichtiger sei es, das Interesse an Politik auch bei Mädchen schon früh zu wecken, etwa im Politikunterricht. Und Frauen in der Politik sollten selbst mehr darüber reden und für ein Ehrenamt werben. Schlechte Erfahrungen mit Vorurteilen hätten die vier nicht gemacht. &bdquo;Es gab schon mal teilweise sexistische Sprüche, so von oben herab", sagt Steenkolk. Aber das sei in den vergangenen Jahren weniger geworden. Lütke-Verspohl glaubt allerdings, &bdquo;dass man als Frau schon oft mehr kämpfen muss, um Anerkennung zu erfahren." Einig sind sich alle vier darin, dass der Internationale Frauentag weiterhin große Bedeutung hat. &bdquo;Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass wir 365 Tage im Jahr über Gleichberechtigung sprechen", sagt Lütke-Verspohl. Es sei wichtig, einmal im Jahr daran zu erinnern, &bdquo;dass wir Frauen keine Randgruppe sind", findet Tebbe. Männer würden oft denken, sie hätten mit dem Frauentag nichts zu tun, sagt Köllner. &bdquo;Aber Gleichberechtigung ist auch im Interesse der Männer."

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