Reden statt Schlagen: Wie Grundschüler Konflikte ohne Gewalt lösen

Paderborn. Drängeln, Schubsen, an den Haaren ziehen, Auslachen oder Hänseln - Dinge, die tagtäglich auf Schulhöfen passieren. Sie können in einem handfesten Streit oder manchmal auch in Prügeleien münden, spätestens dann müssen Lehrkräfte eingreifen. Doch soweit muss es nicht kommen, ist Konflikttrainer Milutin Susnica überzeugt. Wenn Kinder wissen, wie sie reagieren können, um sich geschickt und ohne Gewalt aus einer unangenehmen oder Konflikt-Situation zu lösen. Dabei sollte der erste Weg nicht direkt zu den Lehrkräften führen. "Wir haben viel mehr über den respektvollen Umgang gelernt und wie man einen Streit mit Worten löst", berichten die Schülerinnen Dorsan und Maja über ihre Erfahrungen aus dem !Respect-Programm. In dessen Mittelpunkt steht die Stopp-Regel, zu der neben einer klaren Ansprache auch viel Körpersprache gehört. Das bringt Susnica, den alle nur "Milu" nennen, den Schulklassen bei. Dabei sind die Lehrerinnen und Lehrer dann nur Beobachter im Hintergrund, so erhalten auch sie ganz neue Perspektiven. Im Sitzkreis zieht Milu die Aufmerksamkeit der Kinder schnell auf sich, bezieht sie aber immer wieder mit ein. Innerhalb von Minuten gelingt es ihm, negative Verhaltensweisen aufzuzeigen und diese in positive Bahnen zu lenken. "Der Alltag kann unfreundlich sein" Über die Grundlagen einer selbstbewussten, aber ruhigen Körpersprache leitet der Konfliktlöser über zur Anwendung der Stopp-Regel. Dabei wird dem Gegenüber zunächst klar geäußert, er solle sein Verhalten unterlassen. Reicht dies nicht, erfolgt im Schulrahmen die Ermahnung und die Möglichkeit, die Lehrer zu informieren, erst danach sollen Erwachsene einbezogen werden. "Wenn wir etwas wollen oder eben nicht wollen, dann müssen wir reden", betont der Coach, im Rund der Schülergruppe immer wieder, dabei gibt es keinen Unterschied, ob es Erst- oder Viertklässler sind. "Der Alltag kann unfreundlich sein," verweist Susnica auch auf ein raues Klima an weiterführenden Schulen hinsichtlich Mobbings auch mithilfe von Handys. "Doch dem kann man mit einem gesunden Selbstbewusstsein begegnen und schon im Grundschulalter lernen, wie man gewaltfreie Lösungen finden kann." Sollte ein Streit doch körperlich eskalieren oder ein unerwünschtes Festhalten vorkommen, hat der mehrfache Schwarzgurt und Karate-Trainer einfache defensive Handtechniken in petto, um sich zu lösen und Abstand zum Kontrahenten zu gewinnen. Übertragbarkeit auf das Schulkonzept Auf das Respect-Projekt aufmerksam geworden war Sabine Backhaus, Lehrerin und jetzige Projektkoordinatorin, zunächst über Medienberichte. Darin erkannte sie neben der Wirkung der Übungen auf die Schüler auch die besondere Nähe zum Konzept der Bonifatiusschule und wandte sich an die Schulleitung. "Ein rücksichtsvoller Umgang mit- und untereinander gehört zu den Grundlagen des sozialen Lernens an unserer Schule," erläutert Schulleiterin Bettina Kees-Schuto. Dazu gehört auch das Einhalten von Grundregeln, im Unterricht und während der Pausen. Bei der Gestaltung der Regeln werden auch die Schulkinder selbst mit eingebunden und geben als Klasse beispielsweise selbst eine Regel der Woche aus, besprechen sich im Klassenrat oder sind als Streitschlichter engagiert. Verstöße gegen die Klassen- oder Schulregeln werden mithilfe verschiedener pädagogischer Mittel sanktioniert, "in der Regel aber so, dass die Kinder auch die Chance bekommen ihr Handeln zu reflektieren", beschreibt Kees-Schuto. Ermöglicht wurde das Projekt durch den Förderverein der Bonifatiusschule und Sponsoren, wie der Pfarrcaritas St. Bonifatius, der Bürgerstiftung Paderborn, den Rotariern, dem Ladies Circle Paderborn, der Heide Kompanie und des Unterstützungsvereins des Paderborner Schützenvereins sowie der Firma Kleinschlömer und der Werbeagentur Künstler.

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