Bundespolizei befürchtet Schließung der Wache am Bahnhof Paderborn

Paderborn. "Das Bundesinnenministerium wird mit seiner Bundespolizei auf Bahnhöfen deren Präsenz deutlich verstärken", kündigte Horst Seehofer (CSU) im Herbst vollmundig an. Der Bundesinnenminister reagierte damit auf zwei schwere Straftaten, die das Land im Sommer 2019 überschattet hatten. Am 20. Juli schubste ein Mann in Voerde eine junge Mutter (34) vor einen Zug. Etwa einen Monat später starb ein Sechsjähriger, der im Frankfurter Hauptbahnhof vor einen einfahrenden ICE gestoßen wurde. Als Reaktion darauf soll die Bundespolizei bis 2025 mit 11.300 Stellen verstärkt werden. Deutlich mehr Beamte werden in den kommenden Jahren auch auf der Dienststelle am Paderborner Bahnhof erwartet, wo die Bundespolizisten in einem Altbau untergebracht sind. Sorge um Platzprobleme Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei ist in dem Gebäude jedoch bereits jetzt kein Platz mehr für zusätzliches Personal, weil auch Behörden wie das Ausländeramt und die Agentur für Arbeit das Gebäude nutzen. Die Wache ist zu klein. "Mit dem neuen Personal benötigen wir mehr als 400 Quadratmeter Platz", sagt Jürgen Gerdes von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die aktuelle Dienststelle am Bahnhof Paderborn entspricht laut GdP zudem nicht den Anforderungen moderner Polizeiwachen. Das Gebäude verfügt beispielsweise nicht über eine Gewahrsamszelle. Gefangene werden in Zellen der Landespolizei "zwischengeparkt", sagt ein Bundespolizist. Zudem weise das Gebäude Sicherheitsmängel auf. Zwar sei der Eingang mit Kameras und einer Gegensprechanlage ausgestattet, doch fehle eine Sicherheitsschleuse. Eine Anforderung, die beim Neubau einer Polizeiwache mittlerweile Voraussetzung ist. Bundespolizei möchte in den Neubau Mehr Platz gebe es im neuen Bahnhof, den die Deutsche Bahn mit dem Investor "Bremer AG" und der Stadt Paderborn derzeit entwickelt. Einen ersten Spatenstich gab es noch nicht, der Paderborner Stadtrat hat das Millionenprojekt aber bereits abgesegnet. Im ersten Quartal dieses Jahres soll voraussichtlich mit den Arbeiten begonnen werden, wie Paderborns Bürgermeister Michael Dreier beim Neujahrsempfang ankündigte. Auf Anfrage dieser Zeitung äußert sich die "Bremer AG" nicht. In den Neubau möchte auch die Bundespolizei einziehen, um die Sicherheit auf dem viel frequentierten Bahnhof gewährleisten zu können. Grundsätzlich stellt die Deutsche Bahn im Rahmen der Ordnungspartnerschaft Räume für die Bundespolizei zur Miete zur Verfügung, wie eine Bahnsprecherin erklärt. Wie zum Beispiel am Hauptbahnhof Bielefeld. Über eine Wache im neuen Paderborner Bahnhof haben Bahn und Bundespolizei bereits Gespräche geführt. Nach Informationen dieser Zeitung seien diese aber gescheitert und abgebrochen worden. Von der Deutschen Bahn wird das dementiert. Man stehe "in konstruktiven Gesprächen mit der Bundespolizei", teilt eine Bahnsprecherin mit. Wache könnte aufgegeben werden Bei der Bundespolizei wird deshalb nun befürchtet, dass die alte Wache am Bahnhof aufgegeben werden müsse, wenn der Mietvertrag ausläuft. Intern gibt es Befürchtungen, dass die Beamten künftig auf der Wache am etwa 15 Kilometer entfernten Flughafen Paderborn-Lippstadt untergebracht werden. Dann seien im Bahnhof Paderborn nur noch temporäre Streifen im Einsatz, sagt ein Beamter und warnt vor eklatanten Sicherheitsmängeln. Schließlich ist der Bahnhof laut Deutscher Bahn ein wichtiger Halt für das gesamte OWL-Gebiet und wird auch vom Fernverkehr angefahren. "11.500 Reisende und Besucher steuern den Bahnhof täglich an", teilt ein Bahnsprecher mit. Auch bei Fußballspielen des Bundesligisten SC Paderborn steht der Bahnhof immer wieder im Fokus der Sicherheitskräfte. Das Bundespolizeipräsidium in Potsdam, das mittlerweile für das Thema zuständig sein soll, wurde bereits am 19. Dezember von dieser Zeitung kontaktiert. In einer E-Mail bat die Redaktion um die Beantwortung von sieben Fragen. Antworten erhielt die Redaktion jedoch bislang nicht.

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