So schön sind die Weihnachtsmarkt-Buden in Paderborn

Paderborn. Weihnachtsmarktbesucher, die sich fröstelnd in der Kälte am Glühwein wärmen, scheinen eine aussterbende Spezies zu sein. Das adventliche Heißgetränk wird inzwischen in gemütlich-uriger Umgebung, in Skihüttenatmosphäre oder in nach Themenbezug gestalteten Hütten getrunken. Der Begriff "Bude" scheint da fast ein wenig aus der Zeit gefallen. Beispiele dafür lassen sich auch in Paderborn finden. Hartmut Nessel zeigt mit dem Finger nacheinander auf mehrere Fotos, die er an die Wand geschraubt hat. "Steffen Baumgart ist ganz oft hier. Das ist ein Foto mit Roger Schmidt, da eins mit Paul Ziemiak und dort mehrere mit Stefanie Hertel." Die "Gute Stube" von Hartmut Nessel, jedes Jahr während des Weihnachtsmarkt am Marienplatz zu finden, ist nicht nur für Promis eine feste Institution in Paderborn. Und das liegt auch am Ambiente. "Mensch, das ist ja wie ein Museum" Neben den Promi-Fotos hängen an einer Wand historische Aufnahmen von Paderborn, vor allem Bilder aus Elsen, der Heimat von Familie Nessel. Auf den Querbalken stehen altertümlich wirkende Bügeleisen, Bierhumpen und ein geschnitzter Heiliger Florian, den die Feuerwehr ihm überlassen hat. "Letztens war mal jemand hier, der sagte: ,Mensch, das ist ja wie ein Museum. Dafür müsstest du eigentlich Eintritt nehmen", sagt Nessel. Seit 14 Jahren betreibt die Familie einen Stand auf dem Paderborner Weihnachtsmarkt. Seit acht Jahren ist es eben jene "Gute Stube", die die Familie jedes Jahr ein wenig weiter ausbaut, ein weniger mehr ausschmückt. "Ich fahre auf Flohmärkte, um das alles zu sammeln", erklärt er die Dekoration. Bayerische Humpen für eine Tasse Glühwein Zu jedem Stück, das seinen Weg in die Hütte gefunden hat, kann der 61-Jährige eine Geschichte erzählen. Die Humpen beispielsweise habe er von einem Mann aus Bayern, der die die Krüge seines Vater eigentlich wegwerfen wollte. "Ich habe die alle übernommen. Wenn er hier ist, kriegt er dafür jedes Mal einen Glühwein ausgegeben." Eine rustikale Holzleiter, die mit Lichterketten geschmückt unter der Decke hängt, hat er auf einem Bauernhof in Sande entdeckt. Der Besitzer habe die eigentlich nicht abgeben wollen. "Du gibst mir die Holzleiter und ich kaufe dir eine neue Aluleiter im Baumarkt", habe Nessel dem Mann dann vorgeschlagen. Gesagt, getan - und so fanden Dutzende Objekte von Flohmärkten, Bekannten oder als Mitbringsel den Weg in "Nessel's gute Stube" am Marienplatz". Beim "Hexenkessel" ist der Name Programm Nur wenige hundert Meter entfernt, am Paderborner Domplatz, hat Familie Gerste ihre Glühweinhütte aufgebaut. Beim sogenannten "Hexenkessel" ist der Name Programm. Schon am Eingang blicken grimmige Hexen vom Dach und empfangen die Weihnachtsmarktbesucher. Im Innern geht der Spuk weiter. Die Decke besteht aus einem Jutehimmel, an dem Hexen mit knorrigen Gesichtern hängen. "Das machen wir alles selber", sagt Juliano Gerste, der zur Betreiberfamilie gehört. Seit 70 Jahren ist die Schaustellerfamilie mit ihren Angeboten unterwegs. Mit dem "Hexenkessel" sind sie zum elften Mal in Paderborn. "Das ist natürlich viel Arbeit. Die Deko dauert extrem lang", sagt Gerste. Allein für die Innenausstattung brauche es einen ganzen Tag. Der Jutehimmel würde in Handarbeit angetackert werden. Von einem simplen Glühweinausschank ist man auch hier weit entfernt. "Abends ist hier die Hölle los" Zurück bei Hartmut Nessel in der "Guten Stube". Obwohl es erst Mittagszeit ist, ist die Hütte bereits gut gefüllt. Etwa 120 bis 130 Leute finden hier Platz. "Das ist mittlerweile ein Treffpunkt für alle", sagt Nessel. Beim Glühweintrinken geht es längst nicht nur um das heiße Getränk an sich, es ist zu einem gemeinschaftlichen Ereignis gewachsen. "Abends ist hier die Hölle los", meint Nessel, der täglich 16 Stunden vor Ort ist und seine Gäste empfängt: "Das macht ja Spaß, sonst würde es nicht gehen."

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