
Paderborn. Ein Drittel mehr Verkehrstote, darunter erstmals drei Radfahrer, und 12.5 Prozent mehr Schwerverletzte als 2017: das ist die traurige Verkehrsunfallbilanz 2018. Die Zahl der Gesamtunfälle ist mit 10.356 zwar leicht zurückgegangen (2017:10.603), doch mit 1.147 Fällen ereigneten sich mehr Unfälle mit Personenschäden (2017:1.104).
Dabei verloren 12 Menschen ihr Leben, zehn Männer und zwei Frauen, nachdem 2017 mit 9 Verkehrstoten die bislang niedrigste Zahl registriert worden war. 378 Menschen wurden 2018 schwer verletzt (2017: 336), und mehr als jeder vierte von ihnen war ein Radfahrer. Die Zahl der Leichtverletzten blieb mit 1.094 konstant.
Unfallschwerpunkte liegen oft außerots
„Jeden Tag ein Schwerverletzter und jeden Monat ein getöteter Verkehrsteilnehmer, das ist uns zu viel!", betont Landrat Manfred Müller, der die Entwicklung am Mittwoch in der Kreispolizeibehörde präsentierte und repressive wie präventive Maßnahmen sowie Kampagnen der Polizei ankündigte. Das Thema „Bekämpfung von Verkehrsunfällen mit schwerwiegenden Folgen" sei nunmehr ein behördenstrategischer Schwerpunkt. Zumal die ersten beiden Monate 2019 mit bereits vier Verkehrstoten nicht die Hoffnung erwecken, dass die Bilanz in diesem Jahr viel besser ausfallen könnte. „Das Jahr hat schlecht begonnen. Wir fürchten, dass sich der Trend zu mehr Unfällen mit schweren Folgen fortsetzt", betonte der Landrat.
Die Gefahr zu verunglücken ist für Autoinsassen und Motorradfahrer besonders außerhalb geschlossener Ortschaften hoch: im Kreis Paderborn geschieht das rein statistisch alle sechs Stunden. Oft sei zu hohe Geschwindigkeit ursächlich, erläutert Manfred Müller.
Über 80 Prozent aller Unfalltoten und 60 Prozent der Schwerverletzten verunfallten 2018 außerhalb von Orten. Weil Tempo-Kontrollen zu einer deutlichen Senkung der Unfallzahlen führen, so Müller, sollen an unfallträchtigen Stellen verstärkt stationäre und mobile Geräte eingesetzt werden. So wird spätestens am 1. April ein neuer Starenkasten auf der B1 zwischen Bad Lippspringe und Elsen installiert, der in beide Richtungen blitzt.
Handy-Verbot am Steuer wird stärker kontrolliert
An diesem Unfallschwerpunkt verunglückten zwischen der Kreisgrenze Lippe und der Anschlussstelle Elsen im letzten Jahr 82 Menschen: drei überlebten den Unfall nicht, 28 wurden leicht, 51 schwer verletzt. Ebenso forciert werden sollen Tempo-30-Zonen vor Seniorenheimen und Schulen oder neue Kreisverkehre.
Unfallgefahr besteht auch durch Ablenkung vom Fahrgeschehen durch Smartphones oder Navis. „Wir gehen davon aus, dass ein erheblicher Teil der Unfälle darauf zurückzuführen ist", kündigte der Landrat schärfere Kontrollen sowie präventive Kampagnen wie die Aktion #Pass auf! an. Wurden 2017 kreisweit 1.600 Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer verbucht, waren es laut Polizeihauptkommissar Jürgen Luig 2018 schon 2.118. Gerade erst erwischte eine Streife den Fahrer eines Linienbusses am Handy. Bei neun folgenschweren Unfällen wurden 2018 Smartphones sichergestellt.
Innerorts hohes Unfallrisiko für Zweiradfahrer
Unter den zwölf Verkehrstoten sind fünf Autoinsassen und sieben Zweiradfahrer: zwei Pedelec-Fahrer, ein Radler, drei Motorradfahrer und ein Kleinkraftfahrer. Die Zahl der verunglückten Motorradfahrer stieg von 53 auf 78, möglicherweise, weil Motorräder in dem langen, warmen Sommer öfter zum Einsatz kamen. Doch für alle Zweiradfahrer ist der Straßenverkehr mangels Knautschzone besonders gefährlich. Während die Anzahl verunglückter Radfahrer (ohne Motorisierung) aber sogar um 6 Prozent zurückging, verdoppelte sich die der verunfallten Pedelec-Fahrer von 50 auf 99. Fast jeder zweite von ihnen war älter als 65 Jahre. Der Anteil der Pedelec-Nutzer steige weiter, warnte Müller: „Pedelecs sind beliebt, aber nicht ungefährlich." Oft werde die Geschwindigkeit unterschätzt.
Im Jahr 1976 war mit kreisweit 80 Verkehrstoten der Negativrekord registriert worden. Durch veränderte Rahmenbedingungen wie Gurt- oder Helmpflicht, Airbags, ein Tempolimit für Landstraßen oder Kreisverkehre für unfallträchtige Kreuzungen sank die Zahl im Lauf der Jahrzehnte. 2014 wurden 14 Unfalltote beklagt, 2016 waren es 13 und 2017 neun.