Paderborner Innenstadt überzeugt Besucher nur teilweise

Paderborn. Sicher, sauber, grün und lebendig, mit guter Gastronomie, aber nur mit durchschnittlich gutem Einzelhandelsangebot: So wird Paderborns Innenstadt von ihren Besucherinnen und Besuchern gesehen. Das geht aus einer Umfrage des Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) unter dem Titel "Vitale Innenstädte" im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Bielefeld, Zweigstelle Paderborn Höxter, und des Paderborner Citymanagements hervor. Die Kosten dafür teilen sich nach eigenen Angaben die IHK sowie zur anderen Hälfte die Stadt Paderborn und die Werbegemeinschaft. Die Ergebnisse wurden jetzt von Citymanager Uwe Seibel und IHK-Leiter Jürgen Behlke einem Kreis von Einzelhändlern, Immobilienbesitzern und Lokalpolitikern sowie kurz darauf Medienvertretern vorgestellt. Fazit der Initiatoren: "Es wird in Zukunft darauf ankommen, die vorhandenen Stärken der Stadt weiter zu stärken und auch nach außen hin in den Vordergrund zustellen. Es ist noch Luft nach oben," sagt IHK-Zweigstellenchef Jürgen Behlke. Etwas besser beurteilt als Bielefeld Paderborn nahm zum ersten Mal an der alle zwei Jahre vom IHF erhobenen Befragung in diesmal 116 deutschen Städten teil. Darunter sind in OWL auch Bielefeld, Gütersloh, Herford und Minden. An einem Donnerstag und einem Samstag, am 26. und 29. September letzten Jahres, befragten zehn Interviewer am Westerntor, vor dem Textilhaus Klingenthal, am Marienplatz, am Kamp, auf dem Domplatz und am Rostentor insgesamt 510 Passanten ab 18 Jahren nach ihrem Eindruck und ihren Erwartungen an die Innenstadt. Das Durchschnittsalter lag bei 43 Jahren. Es stellte sich heraus: Mit der Schulnote 2,6 für die Attraktivität insgesamt blieb Paderborn in der Gesamtwertung genau im Durchschnitt der Städte zwischen 100.000 und 250.000 Einwohner. Haupt-Konkurrent Bielefeld, obwohl in einer anderen Gruppe und damit nicht wirklich vergleichbar, schnitt mit der Note 2,7 minimal schlechter ab. Es gab in Paderborn aber Abweichungen vom Schnitt sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Dass samstags mehr Besucher als donnerstags von außerhalb der Kernstadt kommen, war allerdings erwartbar, genau wie die Präferenz, insbesondere aus dem Umland mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Die Parkmöglichkeiten werden denn auch als nur durchschnittlich beurteilt, die Erreichbarkeit per Fahrrad liegt aber über dem Schnitt der Vergleichsstädte. Was Grünflächen, Plätze und Wege sowie die Sauberkeit angeht, belegt Paderborn jedoch den Spitzenplatz in der Gruppe unter anderem mit Trier, Konstanz und Heidelberg. Lebensmittel komplett Fehlanzeige Unterdurchschnittlich beurteilt werden die Ladenöffnungszeiten, das Angebot im Bereich Unterhaltungselektronik, Wohnen, Schreibwaren und Sport/Spiel sowie vor allem im Bereich Lebensmittel. Uwe Seibel mit Blick auf Konzepte im Bereich Königsplatz: "Wir sind aber auf einem guten Weg, auch diesen Bereich in Zukunft wieder in der Innenstadt abbilden zu können." Überdurchschnittlich gut finden die Besucher insgesamt das gastronomische Angebot - auch wenn Fast-Food-Angebote der bekanntesten Ketten durchaus vermisst werden. Seibel: "Klar ist aber, dass für Kunden der Innenstadtgeschäfte auch die damit verbundenen gastronomischen Möglichkeiten entscheidend sind. Daran müssen wir weiter arbeiten, vielleicht mit einem Angebot auf einer Dachterrasse wie der des neuen Stadthauses demnächst." Für eine noch attraktivere Innenstadt hätten sich viele Besucher auch noch mehr Veranstaltungen gewünscht. Immerhin 43 Prozent sagten schon jetzt, Paderborn habe einen hohen Erlebniswert. Ob dazu unbedingt auch eine längere Öffnung des Wochenmarktes bis 16 Uhr satt 13.30 Uhr wie heute gehört, ist unterdessen nicht eindeutig: Mit 58 Prozent fiel die Mehrheit unter den Paderborner dafür längst nicht so groß aus wie erwartet. Dieses Ergebnis sie jetzt von den Marktbeschickern zu bewerten, sagt Jürgen Behlke. Ebenfalls überraschend sei die Erkenntnis, dass eine überwältigende Mehrheit von 85 Prozent die Erreichbarkeit des Paderquellgebietes von der Fußgängerzone aus für gut bis sehr gut halten. Behlke: "Da hatten wir bisher eigentlich ein Defizit vermutet. Es lohnt sich vermutlich nicht, ausgerechnet hier noch weiter zu investieren." Online informiert, lokal gekauft Auch das Spannungsfeld zum Online-Handel wurde abgefragt. Dabei ergab sich bei den Paderborner Passanten eine vergleichsweise etwas geringere Affinität. Uwe Seibel: "Wichtig ist vielen aber schon jetzt, dass sie sich im Internet über Angebote in der Innenstadt informieren können und dann informiert in die Stadt kommen. Genau das ist unser Ansatz, den wir verstärkt verfolgen." Entsprechend setzte man in Zukunft denn auch darauf, die vorhandene Kundschaft zu halten. Kunden, die bereits fast nur noch im Internet einkaufen, zurückzuholen, sei dagegen vermutlich wesentlich aufwendiger, so Jürgen Behlke. Welche konkreten Auswirkungen die Umfrage haben wird, muss man sehen. Behlke und Seibel sehen sich als Impulsgeber und zeigten sich erfreut über die rege Diskussion bereits unter den rund 30 Kaufleuten und Immobilienbesitzern, die zur Vorstellung kamen. Diese werde man nun weiter führen. In zwei Jahren soll die Umfrage jedenfalls wiederholt werden - so viel steht heute schon fest.

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