Paderborn

Ein bezaubernder Racheengel: Schauspielerin Tina Emmler im Porträt

Tina Emmler spielt seit vielen Jahren auf der Studentenbühne der Uni. Hier kann sie sich ausprobieren und möchte die besonderen Erfahrungen nicht mehr missen

Tina Emmler als Claire in Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" zusammen mit Henrik Fockel. | © Ann-Britta Dohle

12.12.2018 | 12.12.2018, 21:00

Paderborn. In der Studiobühne spielt sie aktuell die Titelrolle im „Besuch der alten Dame" – Tina Emmler. Wer regelmäßig die Studentenbühne besucht, trifft dort seit 2004 immer wieder auf die kraftvolle Schauspielerin, die auffällt mit ihrer Präsenz, ihrer Stimme und Sprachpräzision.

Dürrenmatts Tragikomödie prägt sie mit ihrer Ausdrucksstärke und menschlichen Interpretation des Racheengels. „Für mich ist es eine Ehre, der alten Dame Leben einzuhauchen", sagt sie mit Respekt „und ihr meine Körperlichkeit zur Verfügung zu stellen."

Tina Emmler: Wirtschaft und Kunst sind für sie keine sich ausgrenzenden Bereiche sondern vereinen sich - zumindest in ihrem Leben. - © Ann-Britta Dohle
Tina Emmler: Wirtschaft und Kunst sind für sie keine sich ausgrenzenden Bereiche sondern vereinen sich - zumindest in ihrem Leben. | © Ann-Britta Dohle

Tina Emmler wurde 1982 in Nienburg an der Weser geboren. Nach Paderborn führte sie zum einen ihr Studienwunsch International Business gekoppelt mit Englisch, Spanisch und Ökonomie.

Dass sich Tina Emmler aber ausgerechnet für Paderborn entschied, lang an der Tatsache, dass es hier schon 2003 eine Bühne gab, die damit warb, offen für Studierende aller Fakultäten zu sein. Und genau das suchte die angehende Studentin: eine Theaterbühne, auf der sie sich ausprobieren kann.

Dabei galt ihre Leidenschaft in ihrer Kindheit und Jugend erst einmal der Musik. Aufgewachsen in einem Dreigenerationenhaus erinnert sie sich daran, dass bei Oma und Opa immer Musik gewesen sei. Sie selbst sang in zwei Chören. Von ihrer ersten Theatererfahrung in der Grundschule weiß sie nur noch, dass sie in „Des Kaisers neue Kleider" die Kaiserin gespielt habe. Und da der Kaiser etwas wortkarg gewesen sei, habe sie halt auf der Bühne die Geschichte ihres Mannes erzählt.

Erst zur Statistikvorlesung, dann ins Theater-Seminar

Tina Emmler springt ein, ist quirlig und wortgewandt. Nicht verwunderlich also, dass sie gleich im ersten Jahr im Anschluss an ihre Statistikvorlesung im theaterpraktischen Seminar bei Hans Moeller anzutreffen war. Dort sei sie zum ersten Mal damit konfrontiert worden, auf wie viele Arten man sich durch den Raum bewegen könne: kriechend, springend, hüpfend.

Darauf habe sie in „Maria Stuart" ihre erste und wahrlich tragende Rolle bekommen. Ihre Aufgabe bestand darin, als Kammermädchen einen Stuhl über die Bühne zu tragen und dabei gefühlte drei Sätze zu sprechen. „Ich habe erst einmal alles falsch gemacht", erinnert sie sich schmunzelnd. Aber da war ihre Leidenschaft fürs Theater bereits entfacht.

Es folgten zahlreiche Rollen, unter anderem eine Hexe in Macbeth (Regie: Urban Luig) und die Titania im Sommernachtstraum, Auftritte in Dalheim, mit dem Ventil-Theater in der Kulturwerkstatt, Mitwirken in Studentenfilmen – bis sie sich selber in Köln zur Theaterpädagogin ausbilden ließ.

Die Arbeit mit Hans Moeller schätzt sie bis heute ganz besonders. Sie ist ihm dankbar für die Freiheit, die er einem lässt, Dinge ausprobieren zu dürfen und ist fasziniert von der Ehrlichkeit seiner Arbeit und dem gegenseitigen Vertrauen. „Alle arbeiten daran, dass das Beste, was möglich ist, entsteht."

Theater weckt die Sensibilität für die eigenen Möglichkeiten

„Theater ist eine Möglichkeit, den Vorhang runter zu lassen", weiß die Wissenschaftlerin Dr. Tina Emmler, die inzwischen als Wirtschaftspädagogin an der Universität in Forschung und Lehre angestellt ist. Wenn sie von ihrer Arbeit an der Universität spricht, ist auch da schnell die gleiche Begeisterung zu spüren.

Emmlers Wunsch ist es, Grenzen aufzuheben. Die Grenze zwischen Kunst und Ökonomie beispielsweise. Sie ist der Überzeugung, dass beide Bereiche sehr gut von einander lernen könnten.

Ebenso kritisch tritt sie der Trennung zwischen professionellen und nicht-professionellen Theaterensembles entgegen. Eher erscheint ihr Theater eine Frage der Ernsthaftigkeit, mit der Menschen für und mit Menschen etwas schaffen, sich mit Themen auseinander setzen. Sie selbst hat erfahren, dass Theater eine Sensibilität für die eigenen Möglichkeiten weckt, und damit auch Veränderungen ermöglicht. Und das möchte Tina Emmler in ihrem Leben nicht mehr missen. Eher träumt sie davon, einmal selber ein Theater zu leiten.

Information
„Der Besuch der alten Dame" wird am 14., 17. und 19. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr auf der Studiobühne gespielt.