Paderborn

Neue App vernetzt Paderborner Händler und ihre Kunden

Digitalisiertes Citymanagement: Die erste Testphase ist angelaufen. App steht zum Download bereit

Stellten das Projekt im Technologiepark vor: (v. l.) Uwe Seibel (Citymanager), Jessica Krüger (Wirtschaftsförderungsgesellschaft Paderborn) und Christian Bartelheimer (Universität Paderborn). | © Dietmar Gröbing

Dietmar Gröbing
15.11.2018 | 15.11.2018, 11:46

Paderborn. Die Paderborner Wirtschaftsförderungsgesellschaft beschreitet neue Wege. Gemeinsam mit der hiesigen Universität und dem Citymanagement möchte man der Paderstadt ein modifiziertes Einkaufs- und Erlebnisangebot bescheren. Es handelt sich um ein digital gestütztes Projekt, das auf der Nutzung einer Applikation beruht.

Was dafür nötig ist und welche Anforderungen eine entsprechende App zu erfüllen hat, gaben die Verantwortlichen am Mittwoch im Technologiepark preis. Nebenbei versorgte man die Anwesenden mit Informationen zum aktuellen Stand des Projekts „Smartmarket". Das steckt zwar noch in der Entwicklungs- beziehungsweise Planungsphase, soll aber im Laufe des nächsten Jahres an den Start gehen.

Reservierung für das Kino und Tischbuchungen

„Wir möchten die Möglichkeit schaffen, einen kompletten Tag in Paderborn zu planen", sagt Wirtschaftsförderer Frank Wolters und hat dabei „eine Plattform für alles" im Sinn. Bedeutet konkret, dass man zukünftig alle zugehörigen Teilbereiche per App buchen kann. Angefangen vom Parkplatz über eine Reservierung im Kino oder Theater bis hin zur Tischbuchung im Lieblingsrestaurant.

Wobei es primär nicht darum geht, den Umsatz zu steigern, wie Frank Wolters bestätigt. „Wir wollen in erster Linie die Aufenthaltsqualität erhöhen", sagt der Wirtschaftsförderer und kündigt zudem ein Navigationsgerät für Rollatornutzer an. Das System weist auf den kürzesten barrierefreien Weg zu einer bestimmten Einrichtung hin.

Weiterhin soll die App eine City-Logistik-Funktion besitzen. Die Funktion vernetzt Händler, Anlieferer und Kunden. Eingebunden werden sollen darüber hinaus ein Stadtgutschein sowie die Möglichkeit des Cross-Sellings. Bei letzterem Punkt handelt es sich um Angebote, die thematisch zu einem gerade erworbenen Produkt passen. Mit dem Angebot soll der stationäre Einzelhandel gestärkt werden und einen Teil seiner an das Internet verlorenen Kundschaft zurück gewinnen.

Ein Prototyp der App wird seit dem 1. November getestet. Zu Probezwecken hat man 40 lokale Händler mit rund 350 Studierenden der Universität vernetzt. Die Hochschüler erhalten bis zum 31. Dezember speziell auf sie zugeschnittene Informationen und Angebote. Ziel ist die Steigerung des Einkaufserlebnisses, das den kommenden Weihnachtsmarkt einschließen soll.

Menschen in die Innenstadt holen

„Wir wollen die Leute in die Innenstadt holen", sagt Christian Bartelheimer von der Universität Paderborn. Bartelheimer hat die App (mit)entwickelt und weiß, dass sie die Möglichkeit des personifizierten Marketings einschließt. Darüber hinaus liefern die in der City installierten elektronischen Erfassungspunkte, sogenannte Beacons, Daten nahezu in Echtzeit an die hiesigen Händler. Somit ist es möglich, eine Laufwege-Analyse vorzunehmen. Sie gibt laut Bartelheimer „Auskunft über die Hotspots und Coldspots der Paderborner Innenstadt".

Da die Sammlung der Daten „rechtlich und ethisch freigegeben wurde", gibt es diesbezüglich keine Bedenken. Alle Daten unterliegen nach den Worten von Jessica Krüger einer „regionalen Datenhoheit" und werden somit nicht überregional erfasst beziehungsweise ausgewertet. Die Angestellte der Wirtschaftsförderungsgesellschaft beziffert die Laufzeit des Unterfangens auf 36 Monate.

Binnen dieses Zeitraums möchte man drei Apps an den Start bringen: Eine für „Veranstaltungen", eine für „Aktionen in der Stadt" und eine für das „Erlebniseinkaufen". Letztere App steht unter folgender Adresse zum Download bereit: smartmarketsquare.de/mitmachen

INFORMATION



Angebote via Bluetooth: Projekt der Uni Paderborn

Der Wirtschaftswissenschaftler Daniel Beverungen, Professor an der Uni Paderborn, arbeitet mit seinem Team daran, erfolgreiche Strategien aus dem Online-Handel auf den Handel in Innenstädten zu übertragen um deren Konkurrenzfähigkeit zu stärken. Außer Paderborn gehören Aachen, Duisburg und Münster zu den Teststädten für „SmartMarketSquare", so der Name des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über drei Jahre mit zwei Millionen Euro geförderten Projektes.

Mithilfe einer Applikation auf ihrem Smartphone können Kunden gezielt ansprechgesprochen werden. Datenbasierte Empfehlungen wie sie Onlineshops anbieten, können so auch in der Innenstadt gegeben und Kunden dadurch auf für sie passende Angebote hingewiesen werden.

Nähert sich der Kunde einem Geschäft, so erhält er passende Vorschläge direkt auf sein Mobilgerät. Mit einem Klick kann er dann Rezensionen anderer Kunden, Produktinformationen und Informationen zu dem Händler einsehen. Auch Unternehmen können passend zu den Interessen und Laufwegen der Kunden vorgeschlagen werden. Durch den händlerübergreifenden Charakter der Plattform können die Unternehmen sehen, welche Geschäfte häufig zusammen aufgesucht werden und dadurch z. B. Cross-Selling-Angebote initiieren.

Möglich wird das, weil im Rahmen der Feldstudie in über 40 Läden der Paderborner Innenstadt Bluetooth-Sender installiert wurden.