Paderborn-Dahl. Drei Jahre hat es gedauert, bis aus der Idee, einen Kunst- und Skulpturenpfad zu errichten, Wirklichkeit wurde. Antonius Koch, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins Dahl, präsentierte am Sonntag stolz das Ergebnis des ersten Bildhauersymposiums unter dem Thema "Wald und Mensch", das im August über zwölf Tage im öffentlichen Raum stattgefunden hatte. Auf einer Strecke von tausend Metern säumen nun -dank Landesfördermittel und zahlreicher Sponsoren - sechs mächtige Skulpturen aus Eichenholz den Karstrundweg oberhalb des Sportplatzes.
Mal konkret, mal abstrakt laden die Paderborner Künstler Werner Schlegel, Jürgen Schubbe, Josef Risse und Dagmar Fischer sowie der Bildhauer Matthias Heß (Kassel) und Edvardas Racevicius (Greifswald) zu einem interaktiven Waldspaziergang ein. Denn ihre monumentalen Werke fordern auf zum aktiven Experimentieren mit Klängen, zum Perspektivwechsel, zum Ausspannen und zum Anfassen. Hatte das Waldspektakel bereits während des Schaffensprozesses viele Kunstbegeisterte angelockt, erwies sich die Eröffnung mit anschließendem Waldspaziergang als ein Publikumsmagnet.
Gleich die erste Skulptur verweist den Menschen auf seinen Ursprung. Wie eine Gebärmutter macht sich die Ei-runde Höhle im Baum aus, in der der litauische Künstler Edvardas Racevicius den Mensch in zusammengekauerter Schutzhaltung hineinversetzt. Mensch und Baum sind dabei aus einem "Guss".
Die einzige Frau in der Künstlerdomäne, Dagmar Fischer, lädt mit neun großen Klangkörpern aus unterschiedlichem Gehölz dazu ein, Musik als verbindendes Element zwischen Natur und Mensch zu erleben. "Klingt irgendwie weit", meinte der siebenjährige Philipp zum angeleiteten Konzert. "Und leise", ergänzte Finley (10) andächtig.

Jürgen Schubbe kommt eigentlich aus der Malerei, hat Baselitz zum Vorbild, der expressive figurative Bilder wie Holzarbeiten schuf und liebt "Peaky Blinders", eine englische Krimiserie und Charakterstudie. Schubbes monumentales Machwerk besteht aus drei aufeinandergetürmten Holzköpfen, die dank kugelgelagerter Platten bewegt werden können und zum Perspektivspiel avancieren. Dabei sind die Gesichter grob gesägt, geritzt, gehauen, wirken maskenhaft verzerrt und lassen dem Betrachter Freiraum zum persönlichen Erkennen.

Werner Schlegel geht auf "Tuchfühlung" zur Natur mit seinem "Menschenbaum IV". Die figürliche Stahlsilhouette ist bewusst neutral gehalten und steht zwischen zwei hölzernen, von innen geritzten Stelen. Schwerelosigkeit, Geborgenheit, Zartheit und Wärme scheinen sie dem Menschen zu geben. Schlegel weist auf die Prozesshaftigkeit seines Kunstwerks hin. Den Launen der Natur ausgesetzt, wird sich über die silbrig-graue Verfärbung des Eichenholzes und des Rostes ein lebendiger Dialog entfachen.
Josefs Risses folgende "Liege" scheint in einer S-Welle geradezu über den Boden zu schweben, die weiche Oberfläche den Betrachter zum Verweilen im Gesamtkunstwerk "Wald" geradewegs einzuladen. Matthias Heß sorgt mit seiner riesigen Holzinstallation "Todholz" für Irritation. Die Skulptur verjüngt sich nach unten, wirkt fragil, schwebend. Wie eine schwarze "Madonna" macht sich die abstrakte Gestalt aus, eine Kutte ohne Gesicht, ein schwarzer Hohlraum, ein Dunkel. Mystisch lässt die Skulptur seinen Betrachter winzig erscheinen.
Alle Holzskulpturen werden im Wald ihrer Herkunft quasi erneut übergeben. Wo der Wald in Dahl zum Kunstraum erwächst, wird die immense Auseinandersetzung zwischen Natur und Mensch spürbar; der Betrachter wird in dieses Spiel der Kräfte unwillkürlich mit eingebunden. Eine überaus lohnende Anstrengung.