Paderborn

Große Kunst zum Nulltarif bei Paderborner Museumsnacht

Trotz kühler Witterung kommen viele Besucher in die Paderborner Galerien und Ausstellungsräume. Dabei gibt es interessante Entdeckungen zu machen

Den kenn ich doch: Die Besucher der Sonderausstellung im Stadtmuseum identifizieren das ein oder andere bekannte Gesicht. | © Dietmar Gröbing

Dietmar Gröbing
26.08.2018 | 26.08.2018, 19:45

Paderborn. Für Eltern mit Kind können Museumsnächte mitunter zum Problem werden. Nicht so in Paderborn, wo die Kleinen in das umfangreiche Angebot eingebunden werden. Somit wird der Babysitter überflüssig. Seinen Job übernahm am Samstag ein Stück weiter die Märchenerzählerin Ute Mandel, die ihr heranwachsendes Publikum im Museum in der Kaiserpfalz empfing.

Gebannt lauschten die jungen Damen und Herren den Geschichten der Paderbornerin, die bei Schummerlicht im Museums-Souterrain Platz genommen hatte. Somit waren die Jüngsten versorgt, was ihren Erziehungsberechtigten die Gelegenheit bot, andere Dinge ins Visier zu nehmen. Etwa die Harfenmusik der Paderbornerin Konstanze Kuß. Oder die Erläuterungen zum Thema Wasser, das diesmal im Zentrum stand.

Die Schau hat eine enorme Wucht

Leuchtet im Dunkeln: Nadeshda Kunze vor einem Selbstporträt samt Sohn. - © Dietmar Gröbing
Leuchtet im Dunkeln: Nadeshda Kunze vor einem Selbstporträt samt Sohn. | © Dietmar Gröbing

Da das Museum in der Kaiserpfalz direkt über den Paderquellen liegt, bestand die Chance, zum rund 1.000 Jahre alten Quellkeller hinabzusteigen und das sprudelnde Wasser in Augenschein zu nehmen. Trinken durfte man es nicht, wohl aber die Hände zwecks Kühlung hineinhalten. Was viele Führungsteilnehmer als "sehr erfrischend" empfanden.

Nacktheit als Kunstform: Friederike Stachowitz zeigt eine ihrer weiblichen Aktmalereien. - © Dietmar Gröbing
Nacktheit als Kunstform: Friederike Stachowitz zeigt eine ihrer weiblichen Aktmalereien. | © Dietmar Gröbing

Erfrischend ist auch die im Stadtmuseum am Abdinghof anberaumte Fotografie-Sonderausstellung "Menschen meiner Stadt". Harald Morsch hat 500 Schwarz-weiß-Porträts heimischer Köpfe angefertigt, was zwangsläufig einen "Den kenn ich doch"-Effekt hervorruft. Einen, den man gewiss kennt, ist Markus Runte vom Stadtmuseum, der ebenfalls von Harald Morsch porträtiert wurde. "Ich freue mich, Teil der Ausstellung zu sein", sagt Runte, für den die Werkschau "eine enorme Wucht besitzt". Darüber hinaus bildet sie "einen Ausschnitt der aktuellen Stadtgesellschaft ab" und könnte daher "kaum näher am Leben sein".

Digitales beim Kunstverein: (v. l.) Heiko Nowack, Alexandra Sucrow, Uwe Meiners und Wolfgang Brenner vor einem Bildschirm, auf dem ein ausgesuchtes Video zu sehen ist. - © Dietmar Gröbing
Digitales beim Kunstverein: (v. l.) Heiko Nowack, Alexandra Sucrow, Uwe Meiners und Wolfgang Brenner vor einem Bildschirm, auf dem ein ausgesuchtes Video zu sehen ist. | © Dietmar Gröbing

Lebendiges, sprich bewegte Bilder, gab es ebenso beim Paderborner Kunstverein zu sehen. Das 50-jährige Jubiläum des Vereins in diesem Jahr nahmen die Verantwortlichen zum Anlass, digitale Videos aus der Sammlung des Linzer Museum Ars Electronica zu zeigen. Bei der Auswahl war wichtig, "dass die Filme eine Handlung haben", sagt Alexandra Sucrow, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Wolfgang Brenner "viel Spaß beim Sichten hatte". Gezeigt wurden die Filme in abgetrennten Bereichen, die an einen Kinosaal erinnerten. Passenderweise bestand die Verpflegung aus Popcorn.

Heimische Kunstwerke waren im Zwischenstand (Königsplatz 10) zu sehen. Die Arbeiten aus der Profi- und Amateursektion sahen sich von meditativen Klängen unterlegt, die eine Brücke zwischen Musik und Ausstellungsgegenstand schlugen. Rundherum war es dunkel, so dass sich die Aufmerksamkeit des Betrachters zwangsläufig auf die Kunstgegenstände richtete. Zur Erhellung der Gegenstände standen Taschenlampen bereit, was durchaus Absicht war. "Man muss interagieren", erklärt Nadeshda Kunze den Hintergrund der Aktion. Kunze hatte ihrerseits ein Selbstporträt samt Sohnemann platziert, das dank vieler Weißtöne eine leuchtende Wirkung erzielte.

Der Besucherstrom reißt nicht ab

Junge Kunst gab es auch in der Galerie Märzhase zu bestaunen. Die Räumlichkeit in der Fürstenbergstraße hatte ihre Pforten gleichermaßen für Fremde wie Freunde geöffnet. Wer wollte, kam unter anderem mit den Arbeiten von Friederike Stachowitz in Berührung. Die Tochter von Galerie-Leiterin Marlis Stachowitz ist ebenso wie ihre Mutter erfreut über den nicht abreißenden Besucherstrom.

"Wir sind total glücklich über die vielen Menschen, die zu uns gefunden haben", sagt Marlis Stachowitz. Sie weiß wie ihre Tochter, dass "während der Museumsnacht etliche Leute unterwegs sind, die sich ansonsten nicht in eine Galerie trauen".