Paderborn

Graffiti-Kunst an Klostermauern

Ungewöhnliche Aktion: 24 Streetart-Künstler peppen die kahle Klostermauer im Auftrag der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vincenz von Paul modern auf

Haben reichlich Spaß: Christian und Anke Engels aus Schloß Neuhaus in Aktion. | © Andreas Götte

13.08.2018 | 13.08.2018, 06:00

Paderborn. Immer wieder schritten am Samstag Schwestern des Mutterhauses der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vincenz von Paul neugierig an ihrer Klostermauer entlang - häufig mit einem Lächeln im Gesicht. Der Grund waren 24 Streetart-Künstler aus ganz Deutschland - darunter unter anderem Edwin Bormann und Herman Reichold aus Paderborn - , die den ganzen Tag lang die kahle und mit unschönen Botschaften versehene Fläche an der Busdorfmauer herausputzten.

Diese waren Schwester Katharina Mock seit längerem ein Dorn im Auge. "Es gibt auch andere Botschaften, da bin ich auf die Idee zu der Aktion gekommen", sagt sie. Mit Unterstützung der Stadt wurde der Kontakt zu den Künstlern hergestellt. "Die bunten Farben an der Klostermauer stehen für das Leben. Die Resonanz auf die Aktion ist durchweg positiv und ist auch bei den Ordensschwestern gut angekommen", freut sich die Generaloberin der Gemeinschaft. In einer zweiten Aktion soll nach ihren Angaben später auch noch die Mauer zum Hospiz verschönert werden.

Mit Mundschutz: Simon "Shimun" aus Hamm arbeitet fleißig an seinem Suppenküchen-Motiv. - © Andreas Götte
Mit Mundschutz: Simon "Shimun" aus Hamm arbeitet fleißig an seinem Suppenküchen-Motiv. | © Andreas Götte

Die Künstler durften am Samstag ihrer Kreativität weitestgehend freien Lauf lassen. Ihre Motive sollten nur etwas mit der mittelalterlichen Botschaft der "Sieben Werke der Barmherzigkeit" wie beispielsweise "Hungrige speisen" und "Fremde beherbergen" zu tun haben. Die moderne Interpretation blieb den kreativen Köpfen überlassen.

Interessierte Auftraggeberin: Schwester Maria Wandt schaut sich zusammen mit Denis Kelle aus Bielefeld dessen Kunstwerk an. - © Andreas Götte
Interessierte Auftraggeberin: Schwester Maria Wandt schaut sich zusammen mit Denis Kelle aus Bielefeld dessen Kunstwerk an. | © Andreas Götte

Künstler Simon, in der Szene als "Shimun" bekannt, verwandelte ein Teil der Klostermauer deshalb in eine Suppenküche mit einem Koch und einer Gulaschkanone. "So ein Auftrag ist ungewöhnlich. Man geht sorgfältiger an die Sache heran, weil es ja gut aussehen soll", sagt der 36-Jährige. Generell findet er "derartige Veranstaltungen gut, weil sie das Ganze in einem positiven Licht zeigen", sagt er. Auch sei es wichtig, Jugendlichen bestimmte Flächen zur Verfügung zu stellen, um ihnen Raum für ihre Kreativität zu geben, sagt Simon. Graffiti sei für Jugendliche ein "super Instrument", weil es ähnlich wie die Punk-Musik nie alt werde.

Einen Teil der Mauer soll in Paderborn für die städtische Jugendarbeit frei gehalten werden. Jugendliche können sich dafür bei der Stadt anmelden. Karl-Heinz Schäfer, Geschäftsführer der Paderborner Tourist-Information, bedauert in diesem Zusammenhang, dass die zentrale Graffiti-Wand im Paderquellgebiet dem Bau der Grundschule St. Michael weichen muss und wünscht sich darum ein Alternativangebot für junge Leute.

Information

Führung zu Streetart-Objekten

  • Das Thema „Streetart" wird auch bei der Museumsnacht ein Thema sein.
  • Am Samstag, 25. August, findet eine rund zweistündig Führung zu Streetart-Objekten in Paderborn statt.
  • Sven Niermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Paderborn, gibt Informationen zur Entstehungsgeschichte und zur jeweiligen Technik und klärt auf, was hinter den verschiedenen Zeichen steckt.
  • An der kostenlosen Führung Interessierte treffen sich um 17 Uhr vor dem Stadtmuseum.

An der Klostermauer wurde auch das Logo des heiligen Vincenz von Paul per Spraydose verewigt. Beim genauen Hinsehen ist daneben das Wort "Lime" zu entziffern. So nennt sich Maler und Lackierer Christian Engels aus Schloß Neuhaus. "Vieles ist künstlerische Auslegung. Ich mag gerne 3D-Elemente", sagt der 32-Jährige. Seine Frau steht dagegen mehr auf Charaktere in Form von Comic-Figuren oder Animes. Am Samstag war sie für das Zeichnen eines Engels zuständig. "Draußen zu malen, das macht Spaß. Ich genieße die Gemeinschaft, das Essen und die Musik", sagt sie. Der Chef ihres Mannes hatte für die gesamte Aktion für die Grundierfarbe gesorgt, damit die unebene Maueroberfläche überhaupt bemalt werden konnte. "Das ist eine gute Aktion, zumal sie legal ist", findet Meinolf Kniesburges.

Für Unterhaltung sorgten auch DJs und Breakdancer. Während ihres Bummels entlang der nicht mehr wieder zu erkennenden Klostermauer zeigte sich Schwester Maria Wandt begeistert. "Ich bin Mitinitiatorin. Dass es so toll wird, hätte ich nicht für möglich gehalten", sagt sie. Ihre Generaloberin hat bereits eine weitere Idee in petto. Schwester Katharina Mock findet, dass sich "einige Motive sehr gut für eine Bildmeditation eignen". "Daraus könnte ein Bildband für einen guten Zweck entstehen", überlegt die Schwester.