Paderborn

Haxterpark: Wie Blinde Bogen schießen können

An der Universität ist ein System entstanden, das Blinden das genaue Zielen ermöglicht. Im Praxistest mit Anhängern des SC Paderborn 07 ist die Tauglichkeit bewiesen worden

Mit gespannter Sehne: Dario Farrugio (3.v.l.) visiert die Scheibe an. (v.l.) Christopher Schrewing, Nikolaus Risch, Artur Zrenner, Claus Reinsberger, Wolf-Dietrich Brettschneider, Gudrun Doll-Tepper, Bernhard Schaefer und Helmut Böhmer haben in der Haxterpark-Bogenhalle Aufstellung genommen. | © Jochem Schulze

16.08.2018 | 16.08.2018, 15:00
Haxterpark-Geschäftsführer: Helmut Böhmer. - © Uni
Haxterpark-Geschäftsführer: Helmut Böhmer. | © Uni

Paderborn. Der Haxterpark in Paderborn verfolgt seit nunmehr fünf Jahren ein klares Ziel. "Wir schaffen Sportangebote, die Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen nutzen können", sagt Helmut Böhmer. Der Haxterpark-Geschäftsführer ist auf diesem Weg nun ein weiteres Stück vorangekommen. Auf der Haxterhöhe können jetzt auch Blinde den Bogensport betreiben.

Der Name ist in der Tat ein wenig sperrig. "Opto-elektronische Zieleinrichtung für eine barrierefreie blindentaugliche Bogenschießanlage", heißt das System, das in der Haxterpark-Bogenhalle seinen Tauglichkeitstest bestanden hat. Blinde und sehbehinderte Fußballfans des SC Paderborn 07 mit Fanbetreuer Christian Just übten sich mit Enthusiasmus in einem Sport, der mit seinem Wechselspiel aus Anspannung und Entspannung ausgesprochen reizvoll ist.

Die technischen Voraussetzungen für die Neuerung sind am Lehrstuhl für Optoelektronik und Spektroskopie an Nanostrukturen unter der Leitung von Artur Zrenner entstanden. Der Student Christoph Schrewing beschäftigte sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit mit dem Thema und entwickelte ein System, das durch seine Kompaktheit, die Handytauglichkeit und einen überschaubaren Kostenrahmen besticht.

Hilfestellung made in Paderborn

Bei der Präsentation im Haxterpark, in dem auch Golf und Boule angeboten werden, war mit Wolf-Dietrich Brettschneider auch der ursprüngliche Initiator des Projekts vor Ort. Der emeritierte Sportwissenschaftler der Universität ist dem Haxterpark ebenso wie Nikolaus Risch weiter eng verbunden. Der frühere Präsident der Hochschule hat sich um die finanzielle Förderung der Innovation verdient gemacht. So ist die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mit an Bord.

Das freut auch Claus Reinsberger als 1. Vorsitzenden des Haxterpark-Trägervereins. Der gebürtige Paderborner ist auch Leiter des Sportmedizinischen Instituts der Universität und hat sich die Ausbildung von Übungsleitern für den Behindertensport auf die Fahnen geschrieben. Die hat an der Hochschule große Tradition, war zuletzt aber etwas vernachlässigt worden. Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes, war eigens aus der Hauptstadt angereist. Die Inklusionspädagogin der Freien Universität Berlin stellte die Paderborner Vorreiterrolle im inklusiven Sport heraus.

Der ist beim Bogenschießen bereits lange gang und gäbe. Allerdings waren blinde Schützen bislang stets von der Unterstützung durch Sehende abhängig. Nun kommt die Hilfestellung von einer Technologie Made in Paderborn.

Information

Die Technik passt in eine Zigarettenschachtel

Beim Bogenschießen für Blinde wird im Haxterpark ein herkömmlicher Bogen verwendet. An dem ist ein etwa zigarettenschachtelgroßer Kasten befestigt, der die komplette Technik enthält. Darunter ist eine Kamera, die auf die Infrarotsignale reagiert, die aus dem Mittelpunkt der Zielscheibe gesendet werden. Zudem übermittelt die Technik dem Schützen mit einem akustischen Signal die Position. Im Kopfhörer wird es auf der linken Seite lauter, wenn zu weit rechts gezielt wird. Wird ein Punkt zu weit links anvisiert, meldet sich die rechte Seite des Kopfhörers . Die Wahl der richtigen Höhe wird mit tiefen oder höhen Tönen gesteuert. Das Bullseye in der Mitte der Scheibe ist mit einiger Übung also eindeutig auszumachen. Das System besitzt eine stabile Bluetooth-Übertragung und benötigt lediglich handelsübliche Kopfhörer und Mobiltelefone.