Junge Straftäter gegen Salafismus gewappnet

Paderborn/Hövelhof. Der religiöse Wahnsinn ist nur einen Klick entfernt. Das Internet ist voll von Hasspredigern, Rekrutierungs- und Propagandavideos. Marco P. (Name geändert) und sechs weitere Häftlinge der Jugendstrafanstalt in Hövelhof wurden am Wochenende auch mit solchen Filmen konfrontiert. In Kooperation mit der Gemeinde der Ditib Fatih Camii Moschee in Paderborn hat die Justizvollzugsanstalt (JVA) ihren Insassen erstmalig einen dreitägigen Präventions-Workshop zum Thema Salafismus angeboten. Salafisten agieren über das Internet, sprechen aber auch gezielt Jugendliche an, von denen sie glauben, dass sie leichte Beute sind. &bdquo;Unsere Klientel ist unwissend", beschreibt Christa Labudda, Leiterin des allgemeinen Vollzugsdienstes, die Hövelhofer Insassen. Zudem lebten sie häufig auf der Straße. &bdquo;Für die Anwerber der Salafisten sind das einfache Jungs", erläutert Labudda. Nicht nur Moslems seien gefährdet, wie sie sagt. Jugendliche, auf die es die Salafisten abgesehen haben, suchen Orientierung. &bdquo;Sie haben Brüche erlebt oder haben wenig Rückhalt", weiß Labudda. Die Gefährdeten hätten wenig Selbstbewusstsein. Die Salafisten gäben den Jugendlichen Wertschätzung, Geborgenheit und seien Familienersatz. Sie signalisierten den Heranwachsenden, dass sie 24 Stunden am Tag für sie da seien. Eben nur einen Klick entfernt. &bdquo;Bei unseren Jungs schwimmen die Begriffe", berichtet sie. Auch Marco hat nur abstrakte Vorstellungen vom Salafismus. Kontakt mit dem religiösen Extremismus habe er nicht gehabt, erklärt der 23-Jährige: &bdquo;Ich habe gehört, dass er ziemlich krass ist." Es werde für einen Krieg rekrutiert. Salafismus – was ist das überhaupt? Salafisten sind die Altvorderen. Anhänger orientieren sich an den Anfängen der Religion und wollen heute leben wie die Muslime zur Zeit der Entstehung des Islams. Sie lehnen Neuerungen ab. &bdquo;Die dürften eigentlich nicht mit Flugzeugen reisen oder Handys benutzen", macht Ümüt Yurdaer, 2. Vorsitzender der Ditib Gemeinde, die Widersprüchlichkeit der Fanatiker deutlich. Mit dem Workshop wollen Christa Labudda, Ralf Dewentter, verantwortlich für Suchtberatung und soziales Training in der Justizvollzugsanstalt, und Ümüt Yurdaer den jungen Männern &bdquo;innere Pflöcke einsetzen", die sie gegen Anwerber und salafistische Ideologie schützen. Im Seminar ginge es um die Vorgehensweise und die Mittel. Probleme mit Salafismus habe es &bdquo;von Zeit zu Zeit" in der JVA gegeben, berichtet Christa Labudda. Diese Jugendlichen blieben aber nicht lange in der Einrichtung – &bdquo;Das ist zu gefährlich." Die JVA in Hövelhof ist eine offene Vollzugsanstalt. Die Gefangenen dort haben mehr Freiheiten als in Regelgefängnissen. Dafür aber ist nicht jeder Jugendliche geeignet. In der JVA Hövelhof sind aktuell rund 150 Jugendliche und junge Männer bis 24 Jahre untergebracht. Etwa ein Drittel sei muslimisch, so Labudda. In der Regel verbringen die Häftlinge ein Dreivierteljahr im Offenen Vollzug. Sowohl katholische und evangelische Pfarrer stehen den Insassen zur Seite, wie auch ein muslimischer Vorbeter. Der Workshop in der Justizvollzugsanstalt ist für die Gefangenen freiwillig. Marco nimmt aus Interesse teil, wie er sagt. Er glaubt allerdings nicht, dass er Salafisten auf den Leim gehen würde. &bdquo;Bevor ich mich irgendwo anschließe, will ich wissen, was Positives und Negatives dahintersteckt", sagt Marco.

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