
Von
Dietmar Gröbing
02.07.2018 | 02.07.2018, 11:13
Paderborn
Wohnen mit großem Wohlfühlfaktor: Mit dem Riemekefest endet die Kulturwoche "Kunst und Spiel hinter Höfen". Rund um den Teich versammeln sich etliche Anwohner und erzählen, weshalb sie hier so gerne leben
Paderborn. Sieben Tage Remmidemmi im Riemeke, also sieben Tage "Kunst und Spiel hinter Höfen". Das Kultur- und Begegnungsfest ist nach 16 Jahren eine etablierte Größe und längst kein Geheimtipp mehr. Auch, weil die Eventreihe zu den publikumsträchtigsten Ereignissen Paderborns gehört. Wovon unter anderem das Riemekefest zeugt. Es bildet das zweitägige Finale der Kunst-und-Spiel-Woche. Zahlreiche Attraktionen lockten am vergangenen Wochenende in den Riemekepark, der zur Freiluftarena wurde. Angeschlossen an die Veranstaltung war der riesige Flohmarkt "Kram am Kolk", der rund um den Teich zur Faszination des Quartierfestes beiträgt. Aber was macht das Riemeke eigentlich so reizvoll?
"Das Riemeke ist das Kreuzberg Paderborns", sagt Galerist und Künstler Wolfgang Brenner und spielt auf die spezielle Stimmung an. Hier sei "vieles handgemacht". Unter anderem der Flohmarkt, den Brenner und seine Frau Dagmar Venus gezielt angesteuert haben, steht man doch "auf alte Sachen". Und auf den nicht-kommerziellen Touch des Flohmarktes, der "von Privatleuten für Privatleute" gemacht ist.
Privatleute wie Natalie Vogt. Sie wohnt seit elf Jahren im Riemekeviertel und nimmt zum dritten Mal am "Kram am Kolk" teil. Diesmal gemeinsam mit ihrem 13-jährigen Sohn Luis, der einen Teil seiner Spiele- und Büchersammlung verkauft. Natalie Vogt fühlt sich sehr wohl im Riemeke, das für die 44-Jährige "eine schöne Gegend" markiert. Allerdings wünscht sich Vogt während der Abend- und Nachtstunden "mehr Polizeipräsenz im Riemekepark", den sie aufgrund der bisweilen anwesenden Junkies nicht immer als sicher empfindet.
"Momentan ist der Park schön grün", erfreut sich Archie Hermes an dem sommerlichen Erscheinungsbild des Kleinods. Tragisch sei hingegen, "dass der See umgekippt ist". Nichtsdestotrotz ist das Riemekeviertel laut Hermes "ein lebenswerter, multikultureller Fleck". Genau das mache das Quartier "eindeutig besonders".
Worin ihn René Maidowski bestärkt. Der Cheforganisator des Festes weiß, dass das Riemeke "das erste Viertel war, das außerhalb des Stadtkerns entstanden ist". Demzufolge gibt es hier "alteingesessene Unternehmen, Menschen und Höfe". Demgegenüber stehen moderne Bauten, die einen Kontrast, aber keinen Widerspruch darstellen. Ganz einfach, weil das "Zusammengehörigkeitsgefühl den Kitt zwischen Alt und Neu bildet".
Zugehörig fühlt sich inzwischen auch Lina Loos. Die Fotografin betreibt seit zwei Jahren ein Studio im Riemeke, stammt aber eigentlich aus Delbrück. "Ich musste mich anfangs an das Großstädtische gewöhnen", spielt Loos auf die partielle Anonymität Paderborns an. "Manche Menschen sind eher verschlossen, manche sehr offen", beschreibt Loos den Wankelmut der Paderstädter. Gemeinsam mit Mechthild Pleininger verkauft Lina Loos den Festbesuchern Prosecco. Und ebenso bunt wie die kleinen Flaschen ist das komplette Treiben im sonnendurchfluteten Riemekepark.
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