Paderborn. Vermutet hatten es die Archäologen schon länger, jetzt haben sie dank einiger Funde endgültige Gewissheit: Auf dem weitläufigen Gelände des Neubaugebiets Springbach Höfe im Paderborner Osten haben drei archäologische Fachfirmen Siedlungsspuren aus der Jungsteinzeit entdeckt. Gefundene Keramikscherben und Beile belegen das.
"Ein Siedlungsplatz aus der Jungsteinzeit ist aus archäologischer Sicht besonders bemerkenswert", so die Paderborner Stadtarchäologin Sveva Gai. In der Jungsteinzeit hätten die Menschen damit angefangen, sich dauerhaft an einem Ort niederzulassen. Anhand von Pfostenlöchern wurden zwei Hausgrundrisse damaliger Pfostenhäuser gefunden. Die Gebäude standen auf Pfosten, bestanden aus Lehm und waren eingeschossig und rechteckig.
Digital
- Längst vermessen die Archäologen ein Grabungsgebiet digital.
- Mit der sogenannten tachymetrischen Vermessung erstellen sie Landkarten von den Befunden, also den gefundenen Strukturen.
- Mit Hilfe von Drohnen-Aufnahmen wird der Plan angepasst.
- Rund 3,9 Hektar von acht Hektar wurden bisher untersucht.

Laut Martin Kroker, Leiter des LWL-Museums in der Kaiserpfalz, ist der Nachweis einer Besiedlung in der Jungsteinzeit für Paderborn von großer Bedeutung. Nach seinen Angaben gehören die Funde zur sogenannten Michelsberger Kultur, einer steinzeitlichen Gruppe des vierten und fünften Jahrhunderts vor Christus. Gefunden wurden auch Broschen, der Modeschmuck der damaligen Zeit, aus der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts.
Die jüngeren Funde verweisen auf eine mittelalterliche Besiedlung vom 9. bis hin ins frühe 13. Jahrhundert. Laut dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) war die mittelalterliche Siedlung im Paderborner Osten bislang völlig unbekannt. Entdeckt wurden zahlreiche Spuren von sogenannten Grubenhäusern, die neben dem Wohnen auch für Lager- und Werkstattzwecke genutzt wurden. Unter anderem fanden die Grabungsteams ein Webgewicht, das auf die Fertigung von Stoffen hindeutet. In einem Grubenhaus lebte im Mittelalter eine Großfamilie. Mit dem Aufkommen der Stadt Paderborn wurden die Höfe möglicherweise dann verlegt oder verkauft. "Es bedeutete damals eine große Anstrengung, so ein Haus zu bauen", erläutert Claudia Melisch, einer der Grabungsleiterinnen.
Im Mittelalter wurden im Paderborner Osten auch Tiere gehalten. Davon zeugt beispielsweise ein gefundener Schweinezahn. Reste von Dingen des täglichen Lebens wie kleine Messerchen werden zum Teil mit dem Metalldetektor aufgespürt. "So einen großflächigen Weiler zu untersuchen, kommt nicht so oft vor und ist unheimlich spannend", sagt Grabungsleiter Marvin Mädel aus dem niedersächsischen Göttingen.
Beim Rundgang über das weitläufige Ausgrabungsgelände präsentiert er noch eine besonders feuchte Stelle. "Die Staunässe lässt vermutlich auf einen verschwundenen Bachlauf schließen", so Mädel.
Die Ausgrabungen im Paderborner Osten dauern voraussichtlich noch bis Ende September - und zwar bei Wind und Wetter. Bei frostigen Temperaturen wurde sogar extra der Boden beheizt. Der Zeitdruck im Neubaugebiet ist groß.