Von
Jochem Schulze
04.12.2017 | 04.12.2017, 07:30
Paderborn
Hochgelobter Regisseur: Der Paderborner Franz-Josef Spieker verstarb viel zu früh
Paderborn. In Paderborn wird aktuell wieder die Diskussion um ein (fehlendes) Programmkino geführt. Nicht zuletzt deshalb sei an dieser Stelle an den Regisseur Franz-Josef Spieker erinnert.
Der Sohn der Stadt zählte zu den Unterzeichnern des Oberhausener Manifestes ("Papas Kino ist tot"), mit dem im Jahr 1962 die Erneuerung des deutschen Films begann. Zum "Neuen deutschen Film" steuerte Spieker im Jahr 1967 mit dem Streifen "Wilder Reiter GmbH" ein wahres Glanzstück bei.
Die Geschichte eines karrieregeilen Schlagersängers, der vor keiner Art von fragwürdiger Publicity zurückschreckt, wurde zu einem echten Publikumserfolg und erhielt beste Kritiken. "Eine schwungvolle Attacke auf das kapitalistische und amerikanisierte Deutschland . . . ein bisschen in der Manier von Billy Wilder", verteilte der französische Fachjournalist Guy Braucourt großes Lob. Viele junge Darsteller aus dem "Wilden Reiter", denen Spieker eine Chance gegeben hatte, machten Karriere. Marthe Keller, die eine aus dem Kloster entlaufene Nonne mimt, drehte später in Hollywood an der Seite von Dustin Hoffmann, Al Pacino und Marlon Brando.
Spieker aber, der bereits im Abituraufsatz am Paderborner Reismann-Gymnasium im Jahr 1954 seine filmischen Ambitionen geschildert hatte, konnte an den Erfolg seines ersten Langfilms nie mehr anknüpfen. Die Bundeswehrsatire "Mit Eichenlaub und Feigenblatt" und das eher märchenhafte "Kuckucksei im Gangsternetz" (mit der jungen Hanna Schygulla) fielen durch.
Spieker drehte noch einige Kurzfilme und auch für das Fernsehen. Im TV-Film "Drücker" aus dem Jahr 1970, der den Alltag von Haustürwerbern schildert, besaß Elert Bode eine tragende Rolle. Der Schauspieler hatte 13 Jahre zuvor die Westfälischen Kammerspiele gegründet.
Franz-Josef Spieker kam im Jahr 1978 bei einem Badeunfall auf Bali tragisch ums Leben. Postum wurde ihm 1982 das Filmband in Gold, die renommierteste Auszeichnung des deutschen Kinos, verliehen.
Dass auch in Paderborn einst ein Kino existierte, das regelmäßig Preise für sein Programm bekam, sei nur beiläufig erwähnt.
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