Paderborn

Immer mehr Tiere werden in Paderborn beschlagnahmt

Tierheim Paderborn: Die Einrichtung nimmt zunehmend auch Tiere auf, die vom Veterinäramt vor verantwortungslosen Besitzern oder Züchtern gerettet wurden.

Schwer zu widerstehen: Einige Tierliebhaber können nicht genügend von den kleinen Vierbeinern halten. So wie die Besitzerin der Mutter des Katzenbabys auf dem Foto – bei der Frau aus dem Kreis Paderborn fand die Feuerwehr 29 Katzen. | © Marc Köppelmann

25.06.2017 | 25.06.2017, 15:00
Gabi Votsmeier: Seit über 30 Jahren im Tierschutz aktiv. - © Marc Köppelmann
Gabi Votsmeier: Seit über 30 Jahren im Tierschutz aktiv. | © Marc Köppelmann

Paderborn-Schloß Neuhaus. Eigentlich bräuchte das Tierheim in Paderborn-Schloß Neuhaus den Platz auf der Katzenpflegestation für die zahlreichen Katzenwaisen, die in den wurfstarken Monaten Juni bis August gefunden und abgegeben werden. Doch viele Gehege sind bereits belegt, denn das Tierheim musste in letzter Zeit viele Tiere aufnehmen, die vom Veterinäramt beschlagnahmt wurden. Dabei handelt es sich entweder um Tiere von Privatpersonen, die Haustiere horten so wie kleine Kinder Stofftiere, oder um Tiere, die von Züchtern in überfüllten Käfigen gehalten werden.

Im aktuellsten Fall geht es um eine Frau aus Altenbeken, die vor fünf Jahren bereits auffällig geworden ist: Damals brannte ihre Wohnung aus und die Feuerwehr stieß in den Überresten der Wohnräume auf 29 Katzen. Vor rund zwei Wochen fand das Veterinäramt während eines Krankenhausaufenthaltes der Tierliebhaberin erneut sechs Katzen bei ihr.

Diese Form der Tierhaltung wird als „Animal Hoarding" bezeichnet. Die Vorsitzende des Tierheims, Gabi Votsmeier, versucht das krankhafte Sammeln von Tieren zu erklären: „Wahrscheinlich haben die Menschen aus einem guten Ansatz heraus so viele Tiere aufgenommen. Sie wollten die Tiere möglicherweise aus Tierheimen retten, aber am Ende mussten die Tiere vor ihnen gerettet werden."

Solche Fälle sind keine Seltenheit – auch im Kreis Paderborn nicht: Das Tierheim hat nach eigenen Angaben im Jahr 2016 über 80 beschlagnahmte Tiere aufgenommen. Darunter nicht nur Katzen, sondern auch Hunde und andere Kleintiere. So mussten Ende letzten Jahres acht Hunde untergebracht werden, die von ihrer Besitzerin aus dem Kreis Paderborn fast ausschließlich in Transportboxen gehalten wurden.

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Paderborn: Viele Katzen warten im Tierheim auf ein neues Zuhause

„Solche Zustände hat es auch schon früher gegeben, sie nehmen in letzter Zeit aber deutlich zu", erläutert Gabi Votsmeier. In den meisten Fällen rufen Nachbarn wegen Lärmbelästigung beim Veterinäramt an, woraufhin die Tiere beschlagnahmt und bis zur Klärung der Rechtsfragen in Tierheimen untergebracht werden. Häufig folgt ein langwieriges Gerichtsverfahren bis zur rechtlichen Freigabe, also bis die Tiere an neue Besitzer vermittelt werden können.

Nicht nur Privatpersonen besitzen mehr Haustiere als sie pflegen können – ein Großteil der vom Veterinäramt beschlagnahmten Tiere wurde Züchtern abgenommen, die sich nicht an eine artgerechte Tierhaltung hielten.

Im Paderborner Tierheim haben unter anderem 26 Chinchillas eine Übergangsbleibe gefunden, deren Züchterin im vergangenen Jahr ein Tierhalteverbot erteilt worden war. Die Chinchillas wurden im Dezember 2016 am Paderborner Bahnhof sichergestellt. Dort wollte die Mühlheimer Betreiberin einer Pelzzucht die Kleintiere offenbar loswerden, nachdem das Veterinäramt nur kurze Zeit zuvor 500 Chinchillas aus ihrer Zucht beschlagnahmt hatte. „Viele Tierzüchter, die bereits auffällig geworden sind, verstoßen weitere Male gegen die Tierschutzregelungen", berichtet Gabi Votsmeier.

Im Tierheim in Schloß Neuhaus werden die beschlagnahmten Tiere untersucht, geimpft und bei Krankheiten entsprechend behandelt. Sobald die Haustiere vermittelt werden dürfen, beginnt die Suche nach einem neuen Zuhause für die Vierbeiner, die aufgrund ihrer Vergangenheit oft etwas schwieriger zu halten sind oder besondere Pflege benötigen.