Paderborn

Warum der Bürger-Krug in Marienloh heute schließt

Finale: Der Gasthof schließt nach 46 Jahren unter dem Inhaber Albert Möhring. Am Ende fehlten die Gäste

31.05.2016 | 31.05.2016, 12:17
Ein Lebensabschnitt geht vorüber: Inhaber Albert Möhring hat zahlreiche schöne Erinnerungen an die 46 Jahre, in denen er den Marienloher Bürger-Krug betrieb. - © Johanna Lahme
Ein Lebensabschnitt geht vorüber: Inhaber Albert Möhring hat zahlreiche schöne Erinnerungen an die 46 Jahre, in denen er den Marienloher Bürger-Krug betrieb. | © Johanna Lahme

Paderborn-Marienloh. Die Zeit des Bürger-Krugs ist passé: Am heutigen Dienstag öffnet der Inhaber Albert Möhring zum allerletzten Mal die Türen. Nach der Eröffnung im Jahr 1970 wird der Gasthof nun nach 46 Jahren schließen. "Eine großartige Zeit wird beendet", sagte der 74-Jährige Inhaber. Der Bürger-Krug bietet einen Gasthof inklusive Kegelbahn, Biergarten und einem kleinen Hotelbetrieb.

Das Gebäude gelangte im Jahr 1759 in den Familienbesitz und wurde zwischenzeitlich von 1960 bis 1969 verpachtet. Nachdem der Vertrag dann gekündigt wurde, konnte Albert Möhring das Gebäude umbauen und letztendlich seinen eigenen Gasthof eröffnen. "Ich habe schon in meiner Jugend im Gasthof gearbeitet. Das hat mir eine Menge Spaß gemacht", erinnert sich der Gastwirt.

Der gebürtige Weweraner erlernte zunächst eine Tischlerlehre, doch dann hat er sich schon nach einigen Jahren beruflich umorientiert. "Nachdem ich mich als Koch und im Service durch eine Lehre im Gasthof Silbermühle in Leopoldstal weitergebildet habe, war ich bereit, den Gasthof zu übernehmen", betont sich Albert Möhring.

"Es tut mir zwar in der Seele weh, den Bürger-Krug zu verkaufen, doch es macht keinen Sinn ihn weiterzuführen", sagte der 74-Jährige. "Im Laufe der letzten Jahre kehren leider immer weniger Gäste bei uns ein. Früher waren meine Frau und ich nie vor 2 Uhr im Bett, doch heute schließe ich spätestens um halb 1 die Tür ab." Durch den zusätzlichen Wegfall des Hochamtes am Sonntagmorgen, kann Möhring keine Gäste mehr begrüßen, die sich nach der Messe zum Frühshoppen im Gasthof treffen.

Der Rückgang der Besucher wird auch in anderen Belangen deutlich. Lange Zeit hat Möhring mit seiner Frau, zwei angestellten Bedienungen und einem Koch zusammengearbeitet, doch heute besteht das Personal nur noch aus Möhring selbst und dem Koch. "Ich wollte es einfach nicht wahr haben. Eine Schließung habe ich immer hinausgezögert", verrät Möhring. "Nachdem dann aber Anfang diesen Jahres ein Käufer gefunden wurde, musste ich mich ernsthaft damit befassen." Die Söhne haben sich dagegen ausgesprochen, den Gasthof zu übernehmen.

Möhring vermutet, dass sich auch der Käufer nicht dazu entscheiden wird, an dem derzeitigen Standort die Gastronomie weiterzuführen. "Ich denke, das Gebäude wird langfristig abgerissen, so dass neue Wohnflächen in unserem Dorf entstehen können", sagte der 74-Jährige.

Als schönste Erinnerung bezeichnet der Gastwirt die früheren Freitagabende, besonders die zur Weihnachtszeit. "Eine Gruppe mit Architekten und Landwirten haben sich alle zwei Wochen freitags zum Kegeln getroffen. Mittlerweile haben sich diese Stammkunden allerdings auf sieben bis acht Leute verkleinert und das Treffen wurde auf den Dienstagabend verschoben", berichtet Möhring.

"Der letzte Tag verläuft wie jeder andere. Es ist nichts besonderes geplant", sagte Möhring zuletzt. "Ich weiß noch gar nicht, was ich nun mit meiner neu gewonnen Freizeit anstellen soll. Vielleicht werde ich mich mehr bewegen und zukünftig öfter Fahrrad fahren." Mit dem Aus des Bürgerkrugs steht auch fest: Im Stadtteil Marienloh wird es eine klassische Gaststätte im Stile des Bürgerkrugs nicht mehr geben.