Der Platz für Flüchtlinge wird knapp

Paderborn. In den ersten beiden Novemberwochen kamen 400 Flüchtlinge in Paderborn an - 100 mehr als im gesamten Jahr 2014. Aufgrund dieser "dramatischen Zahlen" sieht sich die Stadt gezwungen, "alle Möglichkeiten auszunutzen", wie Beigeordneter Wolfgang Walter im Gespräch mit der NW erklärte. Deshalb müssen die letzten beiden verbliebenen 4. Klassen, die zum Sommer 2016 auslaufende Domschule vorzeitig verlassen. Die maroden Container sollen "möglichst zeitnah" zur Notunterkunft umfunktioniert werden."Wir waren in der vergangenen Woche einfach am Ende, was Plätze angeht", sagte Walter. Die Unterkunft in der Busdorfschule war innerhalb von nur zwei Tagen mit 300 Flüchtlingen restlos gefüllt. "Jetzt müssen wir an die Reserven", so Walter.Dazu gehört die Domschule. Wie viele Flüchtlinge auf dem etwas über 1.000 Quadratmeter großen Gelände am Bischofsteich untergebracht werden können, steht noch nicht fest. Auch ein Termin für den Einzug ist noch offen. "Wir müssen jetzt das Gebäude so einrichten, dass hier Menschen leben können", sagte Walter, der sich am Montagvormittag bei einer Begehung mit Vertretern von Feuerwehr, Bauordnungsamt, Sozialamt und Gebäudemanagement einen Eindruck verschaffte. Beispielsweise müssen eine Küche installiert und Betten aufgestellt werden.Umzug in die Ovenbergschule Der Zeitplan für die verbliebenen Viertklässler und ihre Lehrer hingegen ist fix: In dieser Woche findet der Unterricht noch wie geplant statt, zur kommenden Woche ziehen sie in die Overbergschule am Löffelmannweg, Hauptstandort des Grundschulverbundes Overberg-Dom, um. Danach werden die Container am Bischofsteich für die Flüchtlinge vorbereitet.Schüler und Eltern waren am Freitag in einem Schreiben von Schulleiter Steffen Schmidt darüber informiert worden, dass die beiden Klassen entgegen ursprünglicher Ankündigungen doch noch in die Overbergschule umziehen. Das Vorgehen hatte zu großer Kritik betroffener Eltern geführt. Ein Vater schrieb in einem Brief an die Stadt und den Grundschulverband, die Ankündigung des Umzugs sei "ohne Rücksicht auf die Kinder" mitgeteilt worden. Auch steht die Beschwerde im Raum, die Eltern hätten "keinen blassen Schimmer" gehabt, dass bereits seit einiger Zeit diskutiert werde, den Schulstandort vorzeitig aufzugeben.Dem treten sowohl Schulleiter Schmidt als auch Beigeordneter Walter entschieden entgegen. Bereits im August hätten beide auf Nachfrage aus der Elternschaft dazu Stellung genommen. Er könne "nicht garantieren, dass beide Klassen das ganze Schuljahr an der Domschule verbleiben können", habe Walter damals geschrieben.Überrascht, wie schnell es ging Steffen Schmidt räumt aber zu, es habe auch ihn überrascht, wie schnell es jetzt gehe. Er sei am späten Donnerstagnachmittag informiert worden und habe dann in Abstimmung mit der Stadt, die auch den Haupt- und Sozialausschuss in Kenntnis setzte, den Elternbrief formuliert. Und zwar in bester Absicht: "Wir dachten, es sei sinnvoll, die Eltern so schnell und neutral wie möglich zu informieren," schildert er die Überlegungen.Außerdem sollte die Gelegenheit genutzt werden, dass die Lehrer mit den Kindern darüber sprechen könnten. Der Brief sei den Schülern keinesfalls einfach in die Hände gedrückt worden. Er habe selbst mit einigen Kindern gesprochen, so Schmidt, der wie Walter aber auch Verständnis für die Enttäuschung betroffener Familien hat.Weitere Container im Gespräch Mit den Anwohnern soll ebenfalls zeitnah über die neue Situation gesprochen werden, so Walter. Die Unterkunft in der Domschule ist angesichts von über 2.000 neuen Flüchtlingen in diesem Jahr nur ein erster Schritt. So wird darüber nachgedacht, neue Containerstandorte einzurichten.Einer davon wird vermutlich an der Karl-Schurz-Straße liegen. Darüber hinaus erstellt das Planungsamt in dieser Woche eine Flächenübersicht. Doch eines ist klar: Der Platz wird immer knapper. "Im Zweifelsfall müssen wir die Sporthallen einziehen", verweist Walter auf die drängende Lage: "Wir müssen unbedingt über den Winter kommen!"

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