Paderborn

Türkisch Islamische Gemeinde hatte zum Fastenbrechen eingeladen

Fest vor 30 Jahren erstmals geöffnet

Gemeinsam essen, gemeinsam feiern: Kulturelle Verständigung beim gemeinsamen Fastenbrechen (v. l.) Anna Grabenstroer, Karsten Grabenstroer, stellv. Bürgermeister, Selim Akkaya, erster Vorsitzender der Faith Moschee Paderborn, Manfred Müller, Landrat, Ufuk Gezer, Generalkonsul der türkischen Republik, Veli Firtina, DITIB Münster, Recep Alpan, Sprecher der türkischen Gemeinde, Hüseyin Demirci, Iman der Faith Moschee Paderborn und Gülay Demirci, Religionslehrerin. | © Anja Ebner

16.07.2015 | 16.07.2015, 13:13
Verständigung über Humor: Landrat Müller zeigt sich begeistert über die "Paderborn-Krawatte" des Generalkonsuls Ufuk Gezer. - © Anja Ebner
Verständigung über Humor: Landrat Müller zeigt sich begeistert über die "Paderborn-Krawatte" des Generalkonsuls Ufuk Gezer. | © Anja Ebner

Paderborn. Zum traditionellen Fest des Fastenbrechens hatte die Türkisch Islamische Gemeinde zu Paderborn am Dienstagabend Nachbarn, Freunde und Würdenträger der Stadt eingeladen, um gemeinsam zu feiern, zu diskutieren und zu essen.

Das Fest des Fastenbrechens gehört zu den höchsten islamischen Feiertagen und wird im direkten Anschluss an den Fastenmonat Ramadan gefeiert. An diesen Tagen isst man gemeinsam mit Freunden und Nachbarn, um diese besondere Zeit zu ehren und zu würdigen.

Und dieses Besondere umfing den eintretenden Besucher sofort. Eine festlich geschmückte und gedeckte Tafel stand bereit und lud die zum Teil respektvoll warten, zum Teil aufgeregt mit Vorbereitungen beschäftigten Anwesenden ein, Platz zu nehmen. "Das Fest des Fastenbrechens liegt uns sehr am Herzen, auch um damit ein Zeichen für Toleranz und Freundschaft zu setzen", sagte Selim Akkaya, erster Vorsitzender der Faith Moschee Paderborn.

1985 habe man damit begonnen, das Fest zu öffnen. "Für ein friedliches und respektvolles Leben in der Gesellschaft. Wir alle sind Paderborner und arbeiten Hand in Hand für eine bessere Zukunft", so Akkaya.

"Das wir hierzu eingeladen werden, ist ein besonderes Zeichen der Verbundenheit", betonte Landrat Manfred Müller in seiner Begrüßungsrede. Müller erinnerte an gemeinsame Initiativen und Aktionen, wie etwa 2014 der Marsch durch Paderborn mit dem Rad des Friedens als Symbol gegen Extremismus, Antisemitismus und für religiöse Toleranz. "Wir pflegen ein freundschaftliches Miteinander und ich möchte an dieser Stelle gerade junge Menschen mit türkischer Abstammung ermutigen, sich in Vereinen und Institutionen zu engagieren und sich auf städtische Berufe zu bewerben. Wir brauchen dieses Miteinander in unserer Gesellschaft", so Müller. Ein besonderes Zeichen der Verbundenheit präsentierte der Generalkonsul der Türkischen Republik Ufuk Gezer "wie sie sehen, trage ich heute eine Krawatte von Paderborn" schmunzelte Gezer. Der seit einem Jahr im Amt, nun von Münster nach Berlin wechselnde, Gezer blickte auf eine "kurze aber gute Zeit der Zusammenarbeit" zurück.

An die besondere Bedeutung des Ramadan erinnerte Veli Firtina vom DITIB Münster. "Ramadan ist die Zeit der Besinnung, auch auf die Besinnung auf Werte wie Teilen, Respekt und Liebe für einander. Eine Gesellschaft ist auf solche Werte angewiesen". Hierzu gehöre auch die Fürsorge für Flüchtlinge, die nicht nur in muslimischen Gemeinden aufgenommen wurden, sondern auch Gäste des Fastenbrechens in verschiedenen Gemeinden seien. Ein besonderer Abend in doppelter Hinsicht war es für den stellvertretenden Bürgermeister Karsten Grabenstroer. "Meine Frau und ich haben heute Hochzeitstag und wollten eigentlich essen gehen, aber als ihre Einladung kam, war uns klar, so gut wie hier können wir woanders nicht essen", sagte Grabenstroer unter Applaus und Glückwünschen der Anwesenden, "ich freue mich auf das gegenseitige Kennenlernen und das gemeinsame Feiern."

Mal aus einer anderen Richtung auf den Glauben zu blicken und diese Offenheit zu erfahren, empfindet Ralf Schmitz, Leiter der Feuerwehr, als "gelebte Integration". Schon zum dritten Mal sei er der Einladung gefolgt. "Es ist etwas Besonderes in unserer schnelllebigen Zeit sich mit Freunden und der Familie an einen Tisch zu setzen und gemeinsam zu essen", so Schmitz.

Pünktlich um 21.48 Uhr, den Zeitpunkt des Sonnenuntergangs, rief Iman Hüseyin Demirci zum Gebet, welches auch Zeichen ist, dass nun das Festmahl begonnen werden kann. Die gut vierzig Gäste des Festes griffen beherzt zu und genossen die aufgetragenen Köstlichkeiten. In diesem Moment entsteht Gemeinschaft, egal ob man den ganzen Tag gefastet hat oder einer herzlichen Einladung gefolgt ist.

Information
In Paderborn 1976 gegründet

DITIB (Diyanet Isleri Türk Islam Birligi / Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.) ist der Dachverband unter dem sich insgesamt 900 weitere türkische Vereine in Deutschland versammeln. Sitz ist in Köln. Die Türkisch Islamische Gemeinde zu Paderborn wurde 1976 gegründet und untersteht ebenfalls dem Dachverband. DITIB ist die mitgliederstärkste Migrantenorganisation in Deutschland und ist parteipolitisch neutral. Der Verband dient in erste Linie kulturellen, geistigen und religiösen Zielen und Zwecken des Islams. Gefördert werden zum Beispiel Sprachkurse oder auch der kulturelle Dialog.