Ein Gefühl von Badesee im Attelner Altenaubad

Lichtenau-Atteln. Blaue Kacheln, durchnummerierte Startblöcke oder gechlortes Wasser sucht man im Attelner Freibad vergeblich. Im Naturbad Altenautal ist vieles anders – es ist einzigartig in der gesamten Region. Wer gerne in den glasklaren Seen in Bayern oder Österreich schwimmt, der ist in diesem Naturbad auf dem Dorf bestens aufgehoben. &bdquo;Ich trinke das Wasser sogar", lacht Schwimmmeister Christian Jung und unterstreicht noch einmal die sehr gute Qualität des Wassers, das wöchentlich von einem Labor untersucht wird. Jung ist als Badeaufsicht auch der einzige, der von der Stadt Lichtenau bezahlt wird. Ansonsten läuft alles in diesem etwas anderen Bad ehrenamtlich. 500 Mitglieder hat der Verein &bdquo;Naturbad Altenautal", dem das gesamte Gelände des Bades gehört. Das Bad finanziert sich durch die Mitgliedsbeiträge, sehr viel Eigenleistungen, Spenden sowie dem Eintritt und dem Verkauf im Kiosk. &bdquo;Wir machen das alles gerne und nach dem Feierabend oder in den Ferien trifft man sich sowieso hier", sagt Ralf Zumbrock, der seit 2008 Vorsitzender des Vereins ist und schon vorher lange als Beisitzer aktiv im Vorstand mithalf. Mit den beiden stellvertretenden Vorsitzenden Bernd Steffens und Torsten Vahle, Kassierer Sven Jost und Schriftführer Carsten Krois an seiner Seite hat er auch die vermehrte Arbeit durch die Pandemieeinschränkungen bewältigt. &bdquo;Wir konnten ja zu keinen großen Arbeitseinsätzen aufrufen und mussten alles in Kleingruppen machen", erklärt der 49-jährige Zumbrock, der das Bad noch als konventionelles – mit den berühmten blauen Kacheln – kennt. 1967 wurde die Badeanstalt in Atteln eröffnet. Es gab nur ein Becken, das 12,5 mal 25 Meter groß war. Ein Drittel war für Schwimmer. "Wir wollten eine Alternative zu einem konventionellen Bad" Als Atteln 1975 aufgrund der kommunalen Neugliederung zur neu gebildeten Stadt Lichtenau gehörte, gab es schnell politische Diskussion. Denn die kleine Stadt hatte nun zwei Freibäder zu finanzieren. Aber schon da war der Zusammenhalt im Dorf spürbar. Eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Bades wurde gegründet. &bdquo;Das Attelner Bad war schon immer besser besucht als das in Lichtenau", weiß Zumbrock. So war es auch nicht verwunderlich, dass 2005 als eine große Sanierung anstand, die Idee reifte ein ganz anderes Bad zu bauen. &bdquo;Der Verein wurde gegründet und hat der Stadt das Bad mit dem Gelände für einen Euro abgekauft. Wir wollten eine Alternative zu einem konventionellen Bad und so wurde es zum Naturbad umgebaut", erklärt der Vorsitzende die Entstehungsgeschichte. Gab es früher nur 300 Quadratmeter Wasserfläche so wurden es dann über 900. Aufgeteilt in ein 2,20 Meter tiefes und 25 Meter langes Schwimmerbecken mit angegliedertem Sprungbereich, ein bis zu 1,30 Meter tiefes Nichtschwimmerbecken und eins für Kleinkinder. &bdquo;Wir verstehen uns auch als Familienbad, hier sollen sich alle wohlfühlen und Spaß haben können", so Zumbrock. Die Schwimmbecken werden mit Grundwasser aus dem 40 Meter tiefen Brunnen versorgt. Gereinigt wird das Wasser durch eine natürliche Filteranlage. Mikroorganismen bereiten das Wasser in einem Bodenfilter aus speziellem Filteredelsplitt wieder auf.Das frisch hoch gepumpte Brunnenwasser und das gebrauchte Wasser aus den Becken wird über dem Neptunfilter verrieselt. Von dort fließt das Wasser aufgrund des Gefälles in der Filteranlage in einen Sammelschacht und wird mit zwei Pumpen in die Becken zurückbefördert – ein nahezu geschlossener Wasserkreislauf. &bdquo;Rund eine Millionen Liter Wasser könnten wir elfmal am Tag durch den Filter schicken. Ich nenne unser Bad immer gerne einen technisierten See", erklärt Zumbrock die Leistungsfähigkeit der Pumpen und Filteranlagen. Vorteil für Menschen mit Hautproblemen Aber nicht nur das Wasser, die Becken und die Technik sind etwas Besonderes in Atteln, auch das Gebäude am Naturbad. Die alten Räumlichkeiten wurden abgerissen und 2015 entstand in Holzoptik das Energieerlebnishaus, das mit einer klimafreundlichen und kostensparenden Energieversorgung ausgestattet ist und multifunktional genutzt wird – unter anderem für Bildungsveranstaltungen oder Kurse. &bdquo;Das konnten wir als Verein natürlich nicht stemmen. Weil wir sehr innovative Ideen hatten, haben wir Fördermittel von der EU bekommen und eine Kofinanzierung durch die Stadt Lichtenau", so der Vereinsvorsitzende. Das Naturbad ist für die Zukunft bestens aufgestellt und erfreut sich immer größerer Beliebtheit – viele Stammgäste kommen auch von außerhalb. &bdquo;Aus dem Hochsauerlandkreis, aus Geseke, aus Salzkotten und aus Paderborn", zählt Bademeister Jung auf. Es gebe auch viele, die extra nach Atteln kommen, weil das Wasser nicht gechlort ist. &bdquo;Besonders Leute mit Hautproblemen wie zum Beispiel Neurodermitis tut unser Wasser unheimlich gut", so Jung. Und sollte Corona vorbei sein, dann finden über 2.000 Menschen Platz auf den Wiesen und in den erfrischenden Becken.

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