Ehrenamtliche retten seltene Moorpflanzen in Lichtenau

Lichtenau. Früher hat Klaus Bofinger als Diplom-Chemiker beim Pharma-Unternehmen Merck gearbeitet. Als Rentner legt er aber nicht die Beine hoch, sondern schneidet derzeit zusammen mit seinem Freund Bernd Mehnert in einem Wald bei Kleinenberg nachwachsende Fichten ab. Die beiden Darmstädter gehören zu einer 18-köpfigen Gruppe, die sich freiwillig für die Renaturierung der Eggemoore einsetzt. Unter der Anleitung von Lutz Rohland vom Verein Bergwaldprojekt haben die Ehrenamtlichen bereits Weiden und Faulbäume im Naturschutzgebiet Eselsbett entbuscht und im Sauerbachtal Fichten und Weiden entnommen. Nun steht noch der Einsatz im Hangmoor im Forstrevier Kleinenberg an. Dort hilft die Gruppe mit, das kleine Moor vor dem Austrocknen zu bewahren. Und ganz nebenbei wird dabei auch der Bestand einiger seltenen Pflanzen gesichert. Gemischte Truppe aus ganz Deutschland &bdquo;Abends weiß man, was man getan hat, aber es macht Spaß", sagt Klaus Bofinger, der bei einer großen Radtour entlang des Grünen Bandes an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze vom schlechten Zustand des Waldes entsetzt war und beim Klimaschutz helfen will. Da kam die Idee, bei diesem Projekt mitzumachen gerade recht. &bdquo;Was wir hier machen ist nur ein kleiner Schritt, aber es ist ein erfolgversprechender Ansatz", so der Darmstädter. An seiner Seite helfen Schauspieler, Studenten, ehemalige Lehrer, Bankangestellte und auch ein Kriminalbeamter aus ganz Deutschland mit, wie die 26-jährige Gruppenleiterin Karolin Prott aufzählt. Die gebürtige Paderbornerin hat schon vor fünf Jahren bei einem Bergwaldprojekt am Velmerstot teilgenommen – nun ist die Studentin der Wildtier-Ökologie ehrenamtlich mit dabei. &bdquo;Mit ihrem Einsatz leisten sie einen persönlichen Beitrag zum Erhalt des gefährdeten Lebensraumtyps und lernen diesen zudem noch intensiv kennen", lobt Christian Finke von der Biologischen Station Paderborn-Senne, die zusammen mit dem Regionalforstamt Hochstift Kooperationspartner des Vereins Bergwaldprojekt ist. Die Grundwasserstände werden steigen Im Eggegebirge verschwindet durch das dramatische Baumsterben gerade der Wald aus Fichten. Mittendrin liegt in einer großen Mulde auf dem Eggekamm ein kleines Hangmoor, das davon sogar profitieren kann. &bdquo;Durch das Fichtensterben werden sich die Grundwasserstände in den nächsten Jahren deutlich erhöhen. Das ist auch günstig für Torfmoose. Hier wird etwas sehr Wertvolles entstehen", meint Finke. Unter anderem wird auch der sehr seltene rundblättrige Sonnentau, der im Moor gut gedeiht, von der weiteren Vernässung profitieren. Weil das Moor in der 1930er Jahren trocken gelegt werden sollte, um dort die schnell wachsenden Fichten anzubauen, sind damals viele Entwässerungsgräben angelegt worden. Diese wird die Truppe um Lutz Rohland nun durch Spundwände schließen. Neben der Arbeit werden die Teilnehmer auch das Moor mit seinen wichtigen Funktionen kennenlernen. Das Moor sei nicht nur ein Rückzugsort für seltene Tier- und Pflanzenarten. &bdquo;Das Moor ist ein enormer Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Moore entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid und speichern es im Torf", erklärt Rohland. &bdquo;Zudem ist es auch ein Pollenarchiv – in zehn Metern Tiefe können noch Pollen nachgewiesen werden, die 10.000 Jahre alt sind", fügt der Experte an. Moore gehören zu den empfindlichsten und am stärksten gefährdeten Ökosystemen Deutschlands. 95 Prozent sind schon im Laufe der letzten Jahrhunderte vom Menschen zerstört worden. &bdquo;Diese Gruppe unterstützt die Biologen und Forstleute bei der praktischen Umsetzung der Erhaltungsmaßnahmen dieses besonderen Lebensraums", sagt Christian Finke.

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