
Lichtenau. "Wir machen das hier jetzt zum achten Mal, aber so ein Wetter hatten wir noch nie", sagt Wilhelm Brandenburg mit einem verzweifelten Blick zum Himmel. Bei strömendem Regen wird in seinem Revier Torfbruch in Lichtenau eine stattliche, 25 Jahre alte Fichte gefällt, die wie bereits in den vergangenen Jahren das Foyer der NRW-Vertretung in Berlin schmücken wird.
"Sie darf nicht höher sein als zehn Meter, sonst passt sie nicht rein", erklärt Sascha Meyer, Leiter der Geschäftsstelle des Technischen Hilfswerks (THW) in Arnsberg und mittlerweile Profi für Weihnachtsbaumtransporte nach Berlin. Gemeinsam mit neun ehrenamtlichen Kollegen wird er sich am Freitag wieder einmal auf den Weg machen, um den mächtigen Baum aus dem staatlichen Wald des Regionalforstamtes Hochstift mit einem Spezialfahrzeug in die Hauptstadt zu bringen.
Auch Forstamtsleiter Roland Schockemöhle und Jan Preller, Leiter des Waldinformationszentrums Hammerhof, sind in den Lichtenauer "Weihnachtswald" gekommen, um die Aktion zu begleiten. Die beiden Naturfreunde freuen sich besonders über die Tatsache, dass der Baum für Berlin wieder eine Fichte ist: "Sie ist nicht nur der heimische Brotbaum, sondern auch Baum des Jahres 2017", erklärt Schockemöhle.
Wieder eine Fichte
Dann setzen die beiden Forstwirte Tim Siekmann und Sascha Schenk die Motorsägen an und machen kurzen Prozess. Zunächst schneiden sie einen Keil in den unteren Stamm, dann folgt bereits der Ruf: "Baum fällt" - und schon sinkt die mächtige Fichte auf den Waldboden. Jetzt muss der Riese nur noch per Kran auf das Fahrzeug des THW gehievt und nach Berlin gebracht werden. Bis ins nächste Jahr schmückt der Lichtenauer Baum dann den Eingangsbereich der Landesvertretung. "Geschmückt wird die Fichte dort eher sparsam", sagt Sascha Meyer. Zum einen, damit ihre natürliche Schönheit besser zur Geltung kommt - "und zum anderen, weil die Äste der Fichte eher dünn sind und sich durchbiegen, wenn der Schmuck zu schwer ist. Es empfiehlt sich, Strohsterne oder leichten Holzschmuck zu wählen", sagt Preller.
Und unter welchen Weihnachtsbaum werden die Protagonisten selbst an Heiligabend die Geschenke legen? Jan Preller nimmt immer eine Fichte, bei Schockemöhles steht eine Douglasie - und bei Wilhelm Brandenburg? "Gar keiner", sagt er lachend. "Ich fahre am ersten Feiertag immer in den Skiurlaub, da lohnt sich das nicht." Zum Schluss noch ein Tipp von Jan Preller für alle Leser, die sich auch gerne einen Weihnachtsbaum im Wald schlagen möchten: "Am Samstag, 16. Dezember, findet wieder das Ringelsteiner Weihnachtsbaumschlagen statt. Wenn man für wenig Geld einen Baum frisch aus dem Wald möchte, ist das die einzige Gelegenheit im Kreis."
Wer die Lichtenauer Fichte auf ihrer Reise nach Berlin verfolgen möchte, hat übrigens auf Twitter (baumfuerberlin) und Facebook (@derhammerhof) die Möglichkeit dazu. Ab Freitag werden dort immer wieder aktuelle Bilder und Informationen gepostet.