Zukunft der Kirche: Großes Interesse am Synodalen Weg in Hövelhof

Hövelhof. Nadine Mersch vom Vertretungsgremium der katholischen Laien im Erzbistum Paderborn freute sich riesig. Für den Synodalen Weg würde sich doch eh keiner interessieren, habe ihr jemand im Vorfeld dieser Podiumsdiskussion in Hövelhof gesagt. Die Vorsitzende des Diözesankomitees wandte sie sich an 150 Interessierte in der voll besetzten Aula der Krollbachschule: &bdquo;Sie beweisen das Gegenteil.“ Die Synodalin war eine von fünf Gästen, die sich zum Thema &bdquo;Synodaler Weg: Chance, Risiko, Herausforderung“ austauschten und im Anschluss mit dem Publikum ins Gespräch kamen. Antworten auf ihre Fragen erhielt Moderatorin Claudia Auffenberg zudem von der Synodalin Agnes Wuckelt. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (Kfd). Für die örtlichen Laien reihte sich der Hövelhofer Wilfried Lappe ein. Er engagiert sich im Kirchenvorstand und in der Kolpingsfamilie. Pfarrer Bernd Haase und der Diözesanadministrator Monsignore Michael Bredeck bezogen Stellung als Leiter des Pastoralverbunds Delbrück-Hövelhof und als Leiter des Erzbistums. Gläubige verlassen die Kirche &bdquo;Reihenweise verlassen Gläubige unsere Kirche, weil sie ihnen keine Heimat mehr gibt. Hat sie jetzt nach dem Stoppschild aus Rom überhaupt noch eine Chance?“, sagte Ellen Horenkamp (Kfd Hövelhof). Die Initiatorin des Abends engagiert sich auch im Kfd-Diözesanleitungsteam und hat die Kontakte für die Besetzung des Podiums geknüpft. Mersch berichtete von ihren Eindrücken bei fünf Synodalversammlungen seit März 2019. Nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsstudie hätte die Kirche den Weg der Umkehr und Erneuerung eingeschlagen. Für die Zukunft forderte sie verfestigte, belastbare Strukturen. An Haase gerichtet erklärte sie die Bedeutung: &bdquo;Es hat eine hohe Qualität, dass Sie Haltung zeigen. Wenn es andere Leitungen gibt, können sich Haltungen verändern, die große Auswirkungen auf die Engagierten haben.“ Als synodalen Meilenstein bezeichnete sie die Initiative &bdquo;Out in Church“, die der Diskriminierung von Gleichgeschlechtlichen mit Segensfeiern entgegentritt. Ein Beispiel Wuckelt erklärte, die weltkirchliche Vernetzung sei schon auf europäischer Ebene schwierig, da es keine vergleichbaren Strukturen wie in Deutschland gäbe. Sie erinnerte an die lange Geschichte der Kfd, was Reformen in der Kirche angeht: &bdquo;Wir wollen das Thema in unserem Verband wachhalten. Wir bieten den Diözesanverbänden und Bezirken Musterbriefe an, um bei den Bischöfen konkrete Beschlüsse einzufordern.“ Lappe hatte ein Beispiel. In seiner Kolpingsfamilie gäbe es eine Gruppe junger Familien, die unter dem Motto &bdquo;mit Gott hoch hinaus“ einen Kletterpark besucht hätte. Die Entscheidungsbefugnisse der Bischöfe beurteilte er als Risiko. &bdquo;Ich wünsche mir, dass Reformen nicht erst in 100 Jahren zum Tragen kommen.“ Haase machte deutlich: &bdquo;Im Kirchenvorstand sind wir synodal auf Augenhöhe. Sorgen bereitet mir die Polarisierung. Es ist nicht einfach, sich ehrlich zu machen.“ Auf die Frage nach &bdquo;Out in Church“ bekundete er, ein entsprechender Wunsch läge auf dem Tisch. Es gäbe gute Gespräche. Das Paar solle keinem Spießrutenlaufen ausgesetzt werden. Weltweit verschiedene Mentalitäten Bredeck sah die Chancen: &bdquo;Laien ringen miteinander um Antworten. Das gibt es nur in Deutschland. Den Verbandskatholizismus gibt es auch nur in Deutschland. Aus römischer Perspektive mit 1,36 Milliarden Katholiken in 5.000 Bistümern seien 21 Millionen Gläubige eher wenig.“ Das Hauptproblem in Rom seien nicht Inhalte, &bdquo;sondern die weltweit verschiedenen Mentalitäten“. Ein Hövelhofer meinte, der Synodale Weg sei gut, aber die Kirche habe ganz andere Probleme. In weiteren Wortmeldungen hieß es: &bdquo;Stärken stärken stärkt Menschen. Unsere Kirche hat doch so viel zu bieten. Gibt es kreative Wege, wie wir in den großen Räumen mit den Menschen in Kontakt kommen, junge Familien erreichen und für die Sache Jesu begeistern können?“ Institution Kirche Die Podiumsgäste legten den Fokus auf Glaubwürdigkeit. &bdquo;Sie ist bei Bischöfen und in den kirchlichen Gremien verloren gegangen“, so Bredeck. &bdquo;Gläubige sind geprägt von Verletzungen sowie eigenen Erlebnissen und Erfahrungen mit der Institution Kirche. Wir müssen nicht nur Familien, sondern auch Singles, Alleinerziehende und Geschiedene in den Blick nehmen“, bestätigte Mersch. Haase berichtete, zwei der Fastenpredigten in Delbrück hätten Frauen gehalten. Es sei befremdlich, dass es dabei weniger Gottesdienstbesucher gegeben habe. &bdquo;Gläubige müssen sich an andere Abläufe mit eigener Qualität gewöhnen.“ Bredeck war eineinhalb Jahre Leiter des Bistums. Er richtete das Augenmerk auf den Zukunftskonvent des Erzbistums Paderborn, der am Samstag, 27. April, in Werl stattfindet. Bei dem diözesanen Pilgertag wird Udo Markus Bentz dabei sein, der an diesem Sonntag in sein Amt als neuer Erzbischof eingeführt wird. Unter den Gästen war auch Pater Hans-Joachim (Hajo) Lohre. Er bereicherte die Diskussion aus Sicht seiner Arbeit in Mali: &bdquo;Die Gläubigen gehen mit Gleichberechtigung und Glaubwürdigkeit sehr sensibel um. Sie sehen die Struktur, die Hülle, und wollen nicht mehr dabei sein. Große Räume, wie jetzt in Deutschland, hatten wir schon immer. Wenn zur Synodalität aufgerufen wird, tauschen sich die Menschen intensiv aus. Das ist gut.“

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