Geschichte

Stalag-Gedenkstätte könnte sich bis ins Paderborner Land ausweiten

Die LWL-Kulturdezernentin verrät, dass bedeutsame Orte wie der Bahnhof Hövelhof, der sogenannte Russenpatt und der Ehrenfriedhof einbezogen werden könnten.

Oliver Nickel, Geschäftsführer der Gedenkstätte Stalag 326, Kirsten John-Stucke, Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg und Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des LWL (vorne v.l.) haben zum vierten Netzwerktreffen zur Beratung über die Entwicklung des Stalag 326 zu einer Gedenkstätte eingeladen. | © Angelika Beier

31.01.2024 | 31.01.2024, 16:08

Kreis Paderborn. Zum vierten Mal traf sich das Netzwerk der Initiativen und Institutionen in OWL. Deren Vertreter fühlen sich der historisch-politischen Erinnerungskultur verbunden. Gemeinsames Anliegen des Netzwerks ist die Weiterentwicklung des Stalag 326 bei Hövelhof zur Gedenkstätte von bundesweiter Bedeutung. Gastgeber war das Kreismuseum Wewelsburg.

Die Realisierung der neuen Stalag-Gedenkstätte steht auf der Kippe. Nachdem sechs von acht Kommunen einer Beteiligung an den Betriebskosten zugestimmt haben, steht die Zustimmung des Kreises Gütersloh als Sitz der Gedenkstätte noch aus. Sie sei zwingend erforderlich, um die zur Verfügung stehenden Mittel von insgesamt 64 Millionen Euro mobilisieren zu können (die „NW“ berichtete).

Mit Spannung wurde der Bericht von Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, über den aktuellen Stand erwartet. Sie präsentierte detaillierte Zahlen, die zeigen, dass das Projekt keineswegs „überdimensioniert“ sei, wie von der CDU im Gütersloher Kreistag argumentiert.

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Neue Machbarkeitsstudie soll kommen

Allein die räumliche Abgrenzung zur Polizeischule koste 14 Millionen Euro, für das Eingangsgebäude werden 3,3 Millionen Euro veranschlagt, für die Sanierung der Bestandsgebäude 6,5 Millionen Euro und für die Ausstellung selbst 7,7 Millionen Euro. Hinzu kommen Baunebenkosten, Außenanlagen, Parkplätze und mehr. Kostensteigerungen seien bereits berücksichtigt. Die Kulturdezernentin kündigte eine überarbeitete „Machbarkeitsstudie 2023“ an, die in Kürze veröffentlicht werden soll.

Zu den jährlichen Betriebskosten der Gedenkstätte in Höhe von 4,6 Millionen Euro betonte Rüschoff-Parzinger, dass diese realistisch kalkuliert seien und die untere Grenze darstellten. 25 Prozent davon seien durch die Kommunen in OWL zu tragen. Die veranschlagten Personalkosten entsprächen in etwa denen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. „Eine weitere Verkleinerung ist nicht zielführend und keinesfalls anzustreben, denn dann ginge die nationale Bedeutung der Gedenkstätte verloren und das ist die Voraussetzung für die Förderung durch den Bund“, stellte die Dezernentin klar.

Abschließend verwies sie auf die positiven Effekte für die regionale Infrastruktur, auf Arbeitsplätze in Gastronomie und Hotellerie. In der Diskussion wurde mehrfach angeregt, das Stalag 326 als Ganzes zu betrachten und weitere historisch bedeutsame Orte wie den Bahnhof Hövelhof, den sogenannten Russenpatt und insbesondere den Ehrenfriedhof in die Gedenkstätte einzubeziehen. Dies sei angedacht, hieß es, es würden weitere Fördermittel beantragt. Das Netzwerk will seine Strukturen stärken und sich im April an der TH OWL in Detmold weiter organisieren.