Jens Spahn fordert Corona-Patriotismus bei Auftritt im Kreis Paderborn

Hövelhof. Bundesminister sind es gewohnt, dass sie bestimmen, wie es läuft. In Hövelhof muss sich Jens Spahn aber erst dezent (&bdquo;Ich muss dann irgendwann noch weiter") in die Wahlkampf-Rede von Bürgermeister und CDU-Parteikollege Michael Berens einmischen, bevor er zum Zuge kommt. Der Rathauschef hat ein Einsehen, kürzt seine Ansprache wenig später ab und überlässt dem Gesundheitsminister die Bühne im Schützen- und Bürgerhaus. Knapp 200 Gäste sitzen drinnen auf Abstand und mit Maske, während draußen etwa 60 Gegner der Corona-Politik der Bundesregierung, Kritiker von Impfpflicht sowie Politik-Skeptiker eng und ohne Mund-Nasen-Schutz bei einer angemeldeten Demonstration beieinander stehen. Draußen beklagen sie die &bdquo;Corona-Diktatur", drinnen lobt Spahn, der versteckt per Hintereingang die Halle erreicht, den Föderalismus als wirkungsvolles System gegen die Pandemie. &bdquo;Die 16 Landesregierungen reagieren jeweils der Lage angepasst, das macht uns stark." Es sei gut, dass &bdquo;Bürgermeister und Landräte keine Anweisungen aus Berlin bekommen", sondern vor Ort entschieden werde, sagt er mit Blick auf Berens und CDU-Landratskandidat Christoph Rüther. "Es geht nicht mit Anschreien" &bdquo;Gut" sei Deutschland bislang durch die Krise gekommen, meint der Münsterländer. Die auch drinnen hörbaren Proteste gegen die Corona-Maßnahmen nimmt er mit Ernsthaftigkeit hin. &bdquo;Aber es geht nicht mit Anschreien. Natürlich müssen wir debattieren, aber auch Verständnis zeigen", fordert der Co-Pilot von Ministerpräsident Armin Laschets Kandidatur um den CDU-Parteivorsitz. Trotz steigender Infektionszahlen macht Spahn allen Schülern und Lehrern Hoffnung auf leichtere Corona-Bedingungen. &bdquo;Ich bin dankbar, dass die Landesregierung sagt, die Maskenpflicht im Unterricht gilt nur für die Startphase des Schuljahrs. Sie wird nicht dauerhaft bleiben." Aufgehorcht haben alle Eltern im Saal, als Spahn deutlich betont, es sei eine Priorität, &bdquo;dass Schulen und Kitas im Regelbetrieb bleiben". Während er in den letzten Tagen mehrfach vor Virus-Gefahren bei Familienfeiern gewarnt hat, stellt Spahn in Hövelhof sogar die Rückkehr zu Festen und Feierlichkeiten in Aussicht – ohne dabei aber allzu konkret zu werden. "Irgendwann kann es kippen" Wohl auch, weil es die aktuelle Entwicklung durch Reiserückkehrer nicht zulässt. Das derzeitige Infektionsgeschehen sei &bdquo;beherrschbar" lautet dennoch das Minister-Mantra. &bdquo;Mit den Zahlen können wir umgehen, aber irgendwann kann der Punkt kommen, an dem es kippt." Um für diese Gefahren in Herbst und Winter gewappnet zu sein, sei geplant, vor allem im Gesundheitssektor, also bei Krankenhäusern und Pflegeheimen, viele Tests durchzuführen. &bdquo;Es darf nicht sein, dass wir uns das Virus – so wie in Italien am Anfang – über diese Einrichtungen in die Gesellschaft holen", mahnt der 40-Jährige vor Sorglosigkeit. &bdquo;Freiheit heißt ja nicht, dass ich machen kann, was ich will", erinnert er Masken-Kritiker an ihre Verantwortung für die Gesellschaft. &bdquo;Die große Mehrheit der Bürger findet es richtig, aufeinander aufzupassen." Spahn geht offen auf Kritiker zu: &bdquo;Es gibt keine absoluten Wahrheiten, es geht um Abwägungen." So auch bei einer künftigen Corona-Impfung. Hier sagt der Minister zu: &bdquo;Es wird eine freiwillige Impfung bleiben." Sein Wunsch: &bdquo;Wenn wir uns den Corona-Patriotismus der ersten Wochen erhalten, gehen wir gestärkt in die 20er Jahre." Spahns Erinnerungen an Hövelhof Möglich, dass es den Minister dann noch einmal nach Hövelhof zieht, denn an die Sennegemeinde hat er noch Erinnerungen aus vergangenen Zeiten. So berichtet Spahn von engen Verbindungen der CDU-Jugendorganisation JU aus dem Westmünsterland mit dem Kreis Paderborn. Vor 20 Jahren habe ihm der damalige JU-Kollege und heutige Hövelhofer CDU-Fraktionschef im Gemeinderat, Udo Neisens, den Weihnachtsmarkt im Ort schmackhaft gemacht. Die Erlebnisse müssen reichlich prägend gewesen sein, denn Spahn verspricht am Ende seines rund einstündigen Auftritts: &bdquo;Wir sehen uns irgendwann dort wieder." Sprach’s, und brach zum Wahlkampf nach Bad Lippspringe auf.

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