Justizvollzugsanstalt Hövelhof meldet mehr Ausreißer

Hövelhof. Dummheit schützt vor Strafe nicht - Jugend manchmal schon. Denn bei jungen Delinquenten steht der Erziehungsgedanke im Vordergrund. "Wir wollen die Jugendlichen positiv beeinflussen, das kann man nicht, wenn man jemanden 23 Stunden am Tag wegsperrt", erklärt Elke Jungeblodt, Leiterin der Justizvollzugsanstalt (JVA) Hövelhof, beim Pressegespräch am Montag. Unter das Jugendstrafrecht fallen Heranwachsende bis 21 Jahren. In der Strafanstalt können die Insassen aber bis zu 24 Lenze zählen. In Ausnahmefällen seien sie sogar noch ein wenig älter. Das Klientel sei "handverlesen", wie Jungeblodt es ausdrückt: Jugendliche, die sich den Regeln der Strafanstalt unterordnen können. Meistens ist der "offene Vollzug" die letzte Station vor der Entlassung. Derzeit sitzen in der JVA Hövelhof etwa 150 jugendliche Straftäter ein. Dort haben die "Knackis" viele Freiheiten wie Urlaub oder Freigang. Das führt ab und an in Versuchung. 47 Mal kam es 2017 vor, dass junge Delinquenten von einem Tagesurlaub nicht rechtzeitig zurückkamen - ein leichter Anstieg von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für Leiterin Jungeblodt ist das ein "Ausreißer" nach oben. "In der Regel sind die auch nach zwei, drei Tagen wieder da", fügt der stellvertretende Leiter Klaus Geismann hinzu. Nur "äußerst selten" müssten Gefangene mit überbordendem Freiheitsdrang von der Polizei eingesammelt werden. Insgesamt 146 Menschen kümmern sich auf dem Gelände um die Jugendlichen. Davon 96 im uniformierten Dienst. Hinzu kommen Angestellte im Werksdienst, Mitarbeiter von der Berufsförderung des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Sozialarbeiter, Psychologen und Seelsorger. "Außerdem arbeiten wir mit der muslimischen Gemeinde Paderborn zusammen", so die Anstaltsleiterin. Rund ein Fünftel des JVA-Klientels sind Ausländer. Aussiedler machen zwei Prozent der Gefangenen aus. "Fünf bis Zehn Häftlinge sind ganz normal im TBZ oder in der Berufsschule Paderborn" In manchen Fällen ist die Kommunikation zwischen Personal und Häftling deshalb eingeschränkt. "Wir sind da aber in einer guten Position: Wir haben viele Gefangene mit einem türkischen oder arabischen Hintergrund, die sehr gut Deutsch sprechen und die wir als Dolmetscher heranziehen können", sagt Geismann. Zukünftig könnten bei Verständigungsproblemen aber Profis helfen. Bevor die Jugendlichen im Gefängnis landeten, sehe ihr Tagesablauf laut André Nienaber, dem Personalratsvorsitzenden, häufig so aus: "70 Prozent schlafen erst mal bis 14 Uhr, danach geht's vielleicht an die Playstation - dann kommen sie zu uns und müssen plötzlich um sechs Uhr aufstehen." 2017 nutzten die Gefangenen die so dazu gewonnene Lebenszeit in rund 750 Fällen für berufliche Bildung. Ob nun die Ausbildung zum Koch oder der Weg zum Maschinenführerschein eingeschlagen wird, hängt auch mit der Haftdauer zusammen. In Hövelhof ist es außerdem möglich, tagsüber im Ort in die Lehre zu gehen. "Fünf bis Zehn Häftlinge sind ganz normal im TBZ oder in der Berufsschule Paderborn", so Nienaber. Separat untergebracht sind zusätzlich 28 Straftäter in der Pflegeabteilung. Im Gegensatz zum Jugendvollzug handelt es sich bei diesem krankenhausähnlichen Trakt um eine geschlossene Anstalt. "Dort sind männliche, erwachsene Straftäter, aber auch Sicherungsverwahrte untergebracht", erklärt Geismann. Diese Insassen seien teilweise auf einen Rollstuhl angewiesen, teilweise dement und könnten in einem normalen Gefängnis nicht adäquat betreut werden.

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