In Delbrück entsteht eine moderne Eier-Zentrale – das steckt dahinter

Delbrück. Auf dem Schlinghof der Familie Beringmeier in Delbrück ist ein großer Stall mit einem sechs Hektar umfassenden Freigehege errichtet worden. Beobachter schauen schon lange interessiert hinüber. Martin und Stefanie Beringmeier haben auf dem Hof ihr Generationen-Projekt Legehennenhaltung realisiert. Vor dem Einzug von 14.195 Hühnern Anfang August stellen sie nun ihr Konzept mit modernster, tiergerechter Inneneinrichtung, Wintergarten und riesigem Auslauf unter 17.100 Pappeln vor. Am Samstag, 5. Juli, laden sie von 10 bis 16 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein. Besucherinnen und Besucher sollen bei Führungen Einblicke in technische Details des Großprojekts erhalten. Ein Spielangebot für Kinder, sowie Imbiss und Getränke sollen den Tag abrunden. Seit dem 13. Jahrhundert gehört der Schlinghof am Prozessionsweg zum Delbrücker Landschaftsbild. Josef und Regina Beringmeier haben den Vollerwerbsbetrieb bis zur Hofübergabe 2021 als typischen Mischbetrieb mit Schweinen und Rindern geführt. Mit dem eigenen Legehennenstall setzt der 48-jährige Martin Beringmeier nun seinen Traum in die Tat um. Seine 41-jährige Frau Stefanie ist Gärtnerin. Die Kräuter- und Bauernhofpädagogin begrüßt regelmäßig Gruppen auf dem Hof. Pappeln bieten Delbrücker Hühnern Schutz vor Greifvögeln Martin und Josef Beringmeier berichten im Gespräch mit der &bdquo;NW“ von einem langen, aufreibenden Weg: &bdquo;Nach dem Motto ’Stillstand ist Rückschritt’ haben wir schon 2019 mit den Planungen für ein neues Standbein begonnen. 2023 erhielten wir endlich die Genehmigung, im März 2024 wurde der Baubeginn angezeigt und im Oktober starteten die Arbeiten.“ Zur Finanzierung trugen Zuschüsse der EU bei. Lesen Sie auch: Quereinsteiger aus Delbrück werden in Büren zu Hühner-Baronen Nach der Genehmigung ging die Recherche richtig los. Intensiv arbeitete die Familie am Konzept. Partner sind Architekt Frank Kellner, das Landwirtschaftliche Lohnunternehmen David Beringmeier für die Erdarbeiten, die Unternehmen Van Pijkeren Systemstallbau und N. Lohmann Lüftungstechnik sowie Landmeco und Wald21. Landmeco ist Skandinaviens führender Hersteller von technischen Systemen für die Geflügelhaltung. Der Landwirtschaftliche Betrieb Wald21 hat sich unter anderem auf den Anbau schnell wachsender Bäume in sogenannten Kurzumtriebsplantagen (KUP) spezialisiert. Bei Beringmeiers werden die Hühner auf dem 20.460 Quadratmeter umfassenden KUP-Agroforstbereich mit 17.100 angepflanzten Pappeln, die Schutz vor Greifvögeln bieten, vom Stall weggeführt. Weiterer Vorteil: Innerhalb kurzer Zeit erfolgt die Produktion von Holz- und Hackschnitzeln als nachwachsender Rohstoff. Enkelkinder gaben dem Delbrücker Eier-Projekt einen Schub Martin Beringmeier wuchs auf einem Geflügelhof im Nachbarort auf. Er ist gelernter Tischler und hat eine zweite Ausbildung zum Landwirt absolviert. Die Entscheidung für das neue Produkt Ei auf dem Schlinghof wird von der gesamten Familie getragen. Während der Pandemie meldete Oma Regina ein Gewerbe an, das den Enkelkindern Pauline, Hannes und Luise eine willkommene Beschäftigung bot. Sie starteten eine Hühner-Freilandhaltung. Inzwischen versorgen sie täglich einen kleinen Kundenkreis mit Eiern, die sogar in verschiedenen Farben produziert werden. Auch interessant: Klimaallianz plant in Delbrück neue PV-Anlagen Im neuen Betrieb will Martin Beringmeier täglich um die 13.500 Eier produzieren. Er sieht die Nachfrage bei einer steigenden Anzahl von Vegetariern gesichert. In Deutschland liege der Anteil der Freilandhaltung bei 35 Prozent. Das Ehepaar hat in eine KAT-Zertifizierung (Kontrollierte Alternative Tierhaltung) investiert, deren Haltungsanforderungen deutlich über den gesetzlichen Vorgaben lägen. Falls noch eine Bio-Zertifizierung kommen sollte, seien alle Voraussetzungen dafür gegeben. Neben dem Gehege unter Pappeln gibt es weitere Eckpfeiler, die den Tieren zugute kommen sollen. Der sechs Meter breite Wintergarten, auf dem Material zum Picken bereitgestellt wird, kommt der Lieblingsbeschäftigung der Hennen entgegen. Platz biete auch das breite, offene System mit Doppelnestern über dem Eierband. Für eine ökologische und ökonomische Kreislaufwirtschaft gibt es ein Flachband, das den Kot in die Kothalle transportiert. Sie ist so groß, dass Ausscheidungen dort bis zu acht Monate gelagert werden können, bevor sie als Dünger auf die eigenen Felder ausgebracht werden. Große Sortierhalle ist das Herzstück des Delbrücker Hofes Neben dem neuen Stall ragen drei Futtersilos mit jeweils 15 Tonnen Fassungsvermögen in die Höhe. Herzstück im Gebäudekomplex mit Hygienevorrichtungen und Sozialräumen ist die Sortierhalle, wo die Eier gestempelt und auf 30er-Waben verteilt werden. Von einem regionalen Packstation-Betreiber werden sie dann abgeholt. Ab August soll es losgehen und die Beringmeier-Eier müssen sich am Markt behaupten.

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