Tödlicher Polizeieinsatz bei Delbrück: Angreifer von vier Kugeln getroffen

Delbrück/Paderborn. Nach dem tödlichen Polizeieinsatz nahe Delbrück haben sich die Ermittlungsbehörden nun ausführlich zu dem Geschehen geäußert, das zum Tod des 30-jährigen Mannes geführt hat. Aus den Schilderungen geht hervor, dass der Angreifer am Mittwochabend nicht nur von einer, sondern von vier Kugeln getroffen wurde. Insgesamt vier Polizeibeamte waren demnach mit der Fahndung nach dem Vermissten betraut. Dabei handelte es sich um einen 37-jährigen und zwei 27-jährige Polizeikommissare sowie eine 21-jährige Polizeikommissarin, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Staatsanwaltschaft Paderborn und der ermittelnden Polizei Bielefeld von Freitagmittag. Als Zeugen den Aufenthaltsort des Vermissten in der Nähe seiner Wohnanschrift mitteilten, war der Streifenwagen mit den 37- jährigen und 27-jährigen Polizisten als erstes vor Ort. Die Beamten sollen den Mann angesprochen haben. Zu diesem Zeitpunkt sei bereits bekannt gewesen, dass er mit einem Küchenmesser bewaffnet sei. Wenig später soll der zweite Streifenwagen eingetroffen sei. Am Steuer saß der spätere Schütze. Nach den bisherigen Erkenntnissen standen die beiden Fahrer links vom jeweiligen Streifenwagen und die Beifahrer jeweils auf der rechten Seite. Der zweite Streifenwagen hielt dabei hinter dem ersten Streifenwagen. Zwei tödliche Schüsse "Unvermittelt" soll dann der Vermisste mit erhobenem Küchenmesser auf die beiden an der Fahrerseite stehenden Polizeibeamten losgelaufen sein. Dabei soll er nach bisherigem Erkenntnisstand weniger als eine Streifenwagenlänge von den Polizisten entfernt gewesen sein. Der hinten stehende Beamte schoss insgesamt vier Mal auf den 30-jährigen Angreifer, teilen die Behörden jetzt mit. Zuvor war nur von Schusswaffengebrauch und einer tödlichen Kopfverletzung berichtet worden. Der Delbrücker erlag den Angaben zufolge unmittelbar vor Ort den Schussverletzungen. Mittlerweile steht auch das Ergebnis der auf Antrag der Staatsanwaltschaft durchgeführten Obduktion fest. Hierzu teilte die Rechtsmedizin Münster mit, dass der Messerangreifer tödlich am Kopf und im Bauchraum getroffen wurde. Zudem wurden der linke Brustbereich sowie die rechte Hand mit dem Küchenmesser durch einen Streifschuss verletzt, heißt es in dem Bericht weiter. Dabei wurde auch der Messergriff beschädigt. Keine Kameras Bekannt ist jetzt auch, dass nicht nur die Bodycams der eingesetzten Polizeibeamten ausgeschaltet waren, sondern auch die Kameras der Streifenwagen. "Die damit zusammenhängenden Fragen sind ebenfalls Gegenstand der noch laufenden Ermittlungen", heißt es in der Mitteilung der Behörden. Gegen den 27-jährigen Schützen war wie berichtet von Amts wegen ein Verfahren wegen Totschlags eingeleitet worden. Es sei jedoch von Notwehr auszugehen, hieß es dazu. Die beteiligten Beamten erhielten laut Polizei psychosoziale Unterstützung. Die Ermittlungen zum Tatgeschehen und zum Motiv des Angreifers dauern laut Staatsanwaltschaft und Polizei Bielefeld weiter an. Es wird demnach insbesondere der Frage nachgegangenen, ob es sich um ein Geschehen des sogenannten "suicide by cop" (dt. "Selbstmord durch Polizist") handelt. Bereits am Tag nach dem Vorfall hatte es geheißen, dass sich der 30-Jährige in einer "psychischen Ausnahmesituation" befunden und Suizidabsichten gehabt haben soll. Anmerkung der Redaktion: Generell berichten wir nicht über Selbsttötungen, es sei denn, es gibt besondere Gründe für eine erhöhte Aufmerksamkeit. Wir halten uns möglichst zurück, da es bei Suiziden eine hohe Nachahmerquote gibt. Sollten Sie sich von besonderen Lebensumständen betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erhalten Sie 24 Stunden am Tag Hilfe und Beratung.

Meistgelesen