Delbrücks neuer Karnevalsprinz lässt die Halle beben

Delbrück. Prinz Oliver I. Scheer ist der neue Fürst des Frohsinns in der Narrenhochburg Delbrück. Seine lang ersehnte Proklamation war der Höhepunkt einer Prunksitzung erster Güte. Als er sich am Samstagabend den Weg durch 1000 Jecken bahnte, verwandelte sich die Stadthalle in einen brodelnden Hexenkessel. Der höchste Repräsentant der &bdquo;Eintracht von 1832“ wohnt seit 27 Jahren in Delbrück. Geboren ist er in Paderborn und aufgewaschen in Schloß Neuhaus. &bdquo;Ich habe Puls, aber das soll ja gesund sein“, begann der Sympathieträger seine bravouröse Antrittsrede. &bdquo;Am Rosenmontag im Jahr 1987 bin ich zum ersten Mal zum Feiern in Delbrück gewesen und heute geht ein Lebenstraum in Erfüllung“, steckte er mit seiner überschäumenden Freude das Narrenvolk an. &bdquo;Ich bin jetzt im richtigen Alter und habe Bock drauf,“ zitierte der 52-Jährige ein altes Delbrücker Karnevalslied. Im Jahr 1987, als ein Eisregen die Region überzog, sei bei ihm das Eis schnell gebrochen und seitdem sei er einer unheilbaren Infektion, dem Delbrücker Karnevalsvirus erlegen. &bdquo;Das war ja wie beim Sekret Service. Die haben gesagt, 2023 ist dein Jahr. Du bist dran,“ erzählte er, wie die berüchtigte Findungskommission &bdquo;Viererbande“ ihn auserkoren hat. Stadtkapelle findet schnell ein Sessionslied &bdquo;Du solltest Kranzkönig werden, damit du als Zugezogener so richtig dazwischen kommst“, habe ihm ein Elferratsmitglied scherzhaft vorgeschlagen. &bdquo;Der konnte ja nicht ahnen, dass ich sogar an der Spitze des ältesten und größten Karnevalsvereins in OWL stehen würde“, konnte er sein Glück kaum fassen. Das Zepter ist bei ihm in besten Händen, denn der leidenschaftliche &bdquo;Junge aus Westfalen“ warb sofort für den Delbrücker Straßenkarneval beim Rosenmontagsumzug und beim Kinderzug am Sonntag. Dirigent Gregor Hüllmann musste nicht lange überlegen. Die Halle bebte, als seine Stadtkapelle spontan &bdquo;Auf die Vogelwiese ging der Franz“ von Ernst Mosch anstimmte, weil der neue Regent ein begeisterter Schütze ist. Der Gassenhauer wird ihn jetzt eine Session lang begleiten. Oliver Scheer ist mit Heike Kettelgerdes verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder, Katharina und Maximilian. Der gelernte Tischler sowie Meister im Gewerk Fliesen-, Platten und Mosaikleger leitet mit seiner Frau und seiner Schwägerin Diana Kettelgerdes den Delbrücker Familienbetrieb Natursteinwerk Kettelgerdes. Seit 31 Jahren ist er Mitglied der &bdquo;Eintracht“. Jahrelang war er in der Umzugsfußgruppe Dunschen aktiv. Zudem ist engagiert er sich in der zweiten Kompanie der Delbrücker St. Johannes-Schützen. In seiner Heimat-Bruderschaft St. Henricus Schloß Neuhaus gehört der Oberleutnant seit 20 Jahren zum Vorstand der Residenz-Kompanie. Der &bdquo;Delbrücker Junge“ kegelt seit mehr als 30 Jahren im Verein &bdquo;Nur Gut“ in der Gaststätte &bdquo;Rosenhügel“, tritt bei Radsportgemeinschaft Delbrück in die Rennrad-Pedale und begleitet die Tochter bei Turniereinsätzen für den heimischen Reitsportverein Graf Sporck. Wie sein Vorgänger Christian I. Hartmann ist er Fußballfan des 1. FC Köln und verfolgt mit großem Interesse die Spiele des Zweitligisten SC Paderborn. Präsident ist vom Publikum berauscht &bdquo;Jetzt macht sich etwas Melancholie breit. Ich muss über 1.092 Tage Regentschaft berichten“, startete der scheidende Monarch Christian I. seine büttenreife Abschiedsrede. &bdquo;Ihr merkt, wie schön es ist, unseren sauberen Karneval zu feiern. Tragt ihn in euren Herzen“, lobte er im Besonderen die Prinzengarde als attraktivstes Aushängeschild des Vereins. Günter Fischer nahm den silbernen Jubelprinzorden in Empfang. Er dankte ebenfalls seiner damaligen Prinzengarde und seinen närrischen Freunden, den &bdquo;Sängern von Delbrück am Kanal“. &bdquo;Sensationell,“ fasste Präsident Peter Hartmann die Begeisterung der Zuschauer über die furiose Sitzung in Worte. Als auswärtiger Hochkaräter versetzte der Kabarettist Rene Steinberg das Publikum in Verzückung und löste Kreischalarm aus. &bdquo;Wenn der Ostwestfale nur will, ist das hier das Rio von NRW“, legte der Ruhrpott-Junge los mit seiner fulminanten Mischung aus Stimmparodie, Gesang und wilden Tanzeinlagen. Die Jecken machten begeistert mit. Comedian Stephan Bauer lud das Publikum mit seinem selbstironischen und treffsicheren Programm zu einer Reise zwischen Minderwertigkeitskomplexen und Generationskonflikten ein. Sängerin Deneeze kurbelte kräftig am Stimmungsbarometer. Zum letzten Mal wirbelte die Delbrücker Tanzgarde für einen neu proklamierten Prinzen über die Stadthallenbühne. Sie wird sich am kommenden Samstag verabschieden. Live begleitet von der heimischen Sängerin Anna Pollkläsener und mit Herren des Männerballetts boten die Mädels einen erstklassigen Auftritt. Die Jugendgarde stellte sich mit ihrer temperamentvollen Performance beste Noten für die Nachfolge aus. Die ehemals Jugendlichen Pauline Hartmann und Felix Bertram haben sich in den vergangenen drei Jahren zu einem herausragenden Tanzpaar entwickelt. Atemberaubender Showtanz Beifallsraketen waren schönster Lohn für Solomariechen Esther Grothoff, das Männerballett und die Kellermeister um Vize-Sitzungspräsident Ralf &bdquo;Nippel“ Brüggenthies, die das Eintracht-Liedgut zum Besten gaben. Atemberaubender Showtanz der Diwos und die Westernnummer der Sunny Girls rundeten das vierstündige Power-Programm ab. Ein außergewöhnliches Jubiläum feierte Rainer Hippauf von der Stadtkapelle. Seit 50 Jahren ist er als aktiver Musiker bei den Prinzenproklamationen dabei.

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