Kein Wirt, keine Musik, keine Halle: Schützen können ihr Fest noch retten

Delbrück-Sudhagen. Der Festwirt hat Ende letzten Jahres seinen Betrieb eingestellt, der Schützenmusikzug Sudhagen hat im Frühjahr seinen Spielbetrieb eingestellt und in die Mehrzweckhalle sollten Flüchtlinge einziehen. Das traditionelle Schützenfest in Sudhagen hing an einem seidenen Faden. &bdquo;Anfang des Jahres haben wir fast nicht mehr daran geglaubt, dass wir nach drei Jahren Pandemie wieder durchstarten können“, berichten die Vorstandsmitglieder in einem Gespräch mit der NW von enormen Stolpersteinen. Aber sie haben sie überwunden. Nun blicken die Männer vom geschäftsführenden Vorstand der St. Heinrich Schützenbruderschaft Sudhagen voller Vorfreude ihrem Schützenfest entgegen, das mit vielen Neuheiten das Interesse der Dorfbewohner weckt. Es findet von Samstag bis Montag, 27. bis 29. August statt. &bdquo;Die schlechten Nachrichten brachen innerhalb von wenigen Wochen auf uns ein. Danach haben wir uns förmlich die Finger wund telefoniert“, erklären der stellvertretende Oberst Norbert Freise, Schriftführer Manuel Sasse und Kassierer Christian Bolte. Oberst Ingo Knepper bestätigt in einem Telefongespräch: &bdquo;Wir sind sehr froh, dass wir es geschafft haben, die Planungen trotzdem auf den Weg zu bringen.“ Und er nennt Details: &bdquo;Ich pflege seit vielen Jahren Kontakte nach Nordtirol. 50 Männer und Frauen der Bundesmusikkapelle Brandenberg haben unsere Einladung gern angenommen. Sie kommen zu Besuch und bereichern unsere Festtage sowohl musikalisch als auch optisch. Dafür haben wir wie viele andere Vereine die Neustart-Fördersumme aus dem NRW-Programm in die Hand genommen.“ Festplatz wird das Areal vor der Heimathütte sein. Zudem bauen die Schützen auf ein Festwirte-Team um Markus Bochnig, der seit Jahren in Sudhagen die Licht- und Tontechnik übernimmt.Knepper kann die Absagen nachvollziehen: &bdquo;Bei den Festwirten herrscht akuter Personalmangel. Die können keine neuen Aufträge annehmen.“ Musikformationen haben sich aufgelöst Auch vielen Spielmannszügen geht es nicht gut. Der Vorsitzende Christian Hüllmann und sein Vorgänger Peter Antpöhler vom Schützenmusikzug haben in zwei Jahren Pandemie keinen Nachwuchs ausbilden können. Jüngere hätten wegen ihrer Familiengründung weniger Zeit oder seien aus beruflichen Gründen weggezogen. &bdquo;In den zahllosen Telefonaten erfuhr ich, dass sich in der Region weitere Musikformationen aufgelöst haben. Bei der Parade am Sonntag begleiten uns die Blaskapelle Schöning und das Tambourcorps Delbrück, aber wir brauchen doch an allen drei Tagen stimmungsvolle Begleitung. Nach 30 Absagen habe ich in Österreich angerufen“, sagt Ingo Knepper. Es wird wieder montags gefeiert Norbert Freise erklärt, warum auch der Termin und der Festmontag neu sind: &bdquo;Weil wir unseren Bundeskönig Hans Christian Lummer und seine Frau Gaby sowie unsere Bezirksschülerprinzessin Sophia Sandheinrich zum Europaschützenfest nach Deinze in Belgien begleiten wollen, haben wir unser Fest um ein Wochenende nach hinten verschoben. Seit einigen Jahren fand die Parade am Samstag und der Frühschoppen am Sonntag statt. Das wollen wir wieder ändern.“ Diese Idee hatten Manuel Sasse und Christian Bolte bereits Ende Februar. Halle für Flüchtlinge Zudem hatte Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz angekündigt, dass die Sudhagener Mehrzweckhalle auf der Liste für die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen diesmal vorn stünde. Im Jahr 2015 seien es die Hallen in Ostenland und Bentfeld gewesen. Die beiden Vorständler geben Einblicke in die Überlegungen: &bdquo;Als Standorte für unser Schützenfest kamen der Platz neben der Halle oder das Areal vor der Heimathütte außerhalb des Dorfes infrage. Im Jahr 2021 haben wir draußen an der Heimathütte eine Schützenfest-Light-Tagesveranstaltung ausgerichtet. Es hat allen gut gefallen. Jetzt möchten wir hier wieder eine schöne Atmosphäre schaffen.“ An dem Vorhaben halten die Schützen fest, obwohl die Halle nun doch nicht belegt ist. Der Vorstand bildete verschiedene Arbeitsgruppen und stieg in die Planung ein. In Kooperation mit dem Vorstand des Heimatvereins, Brigitte Michaelis und Dieter Hessel, wurde der Platz in den vergangenen Monaten für das dreitägige Event vorbereitet und verschönert. Schließlich muss die Infrastruktur für das Festzelt, den Bierwagen, das Kinderkarussell, den Toilettenwagen sowie für die Buden für Imbiss, Schießvergnügen und Süßigkeiten geschaffen werden. Die direkten Anlieger sind mit im Boot und ein Landwirt erntet zeitig den Mais, um einen Parkplatz herzurichten. "Fest im Zelt ist ungewohnt für uns" Norbert Freise freut sich vor allem über junge Engagierte im Verein: &bdquo;Es macht Spaß, mit viel Schwung etwas Neues auf die Beine zu stellen. Ein Fest im Zelt zu planen, ist ungewohnt für uns. Schließlich haben wir seit dem Jahr 1971 unsere Halle.“ Der Oberstleutnant kündigt das Vogelschießen und damit das Ende der dreijährigen Regentschaft des Kaiserpaars Hubert und Anja Brökelmann an. Es findet am Samstag, 6. August, am altbewährten Standort neben der Halle statt. Hansi Lummer ist Sudhagens langjähriger Vogelbauer. Als amtierender Bundeskönig könne er jetzt endlich sein Heimatschützenfest feiern. Drei Holzadler hatte er vor den Ferien gebaut. Die Vögel für die Alt- und Jungschützen sind wie üblich in den Kindergärten bunt gestaltet worden. Den Vogel für den Wettbewerb &bdquo;König der Könige“ haben erstmals die Bewohner der Seniorenanlage &bdquo;Haus Hagen“ verschönert. Ab dem 22. Juli werden die Schmuckstücke im Schaufenster des Lebensmittelmarktes Niermann ausgestellt. Auch Frauen können den Vogel abschießen Nicht nur der Schützenfestort und der Ablauf wurden geändert. Auch die Satzung der Heinrich-Schützen – sie bietet nun Raum für eine besondere Überraschung. Die jungen Schützen hatten einen Antrag gestellt, um auch Frauen alle Schützenrechte zu gewähren. Sasse und Bolte machen deutlich: &bdquo;Im Alter von 25 Jahren haben wir die Frauen in unserem Verein verloren, die wichtige Arbeit im Jungschützen-Vorstand, in der Jugendförderung und bei den Ferienfreizeiten geleistet haben. Das wollten wir nicht länger hinnehmen.“ Die Versammlung hat nun mit großer Mehrheit dafür gestimmt, künftig Frauen mit allen Rechten in den Verein aufzunehmen. &bdquo;Es bleibt abzuwarten, ob sich das beim Vogelschießen auswirkt. Der Königsschuss ist jedenfalls von einer Dame nun möglich“, so der Vorstand.

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