Ein Delbrücker Erfinder startet als Bierglaswäscher durch

Delbrück-Boke. Über Jahre war es eine Tüftelei, die viel Zeit und Geld gekostet hat – und von manchen belächelt wurde. Jetzt könnte die große Stunde schlagen für Friedhelm Köster aus Boke. Der 63-Jährige hat eine Bierglasreinigungsmaschine erfunden, die mit den Erfahrungen von Corona immer stärker nachgefragt wird. Der Paderborner Schützenverein würde Kösters Anlage gerne noch dieses Jahr mieten, bei Libori könnte er auch noch gefragt sein, und im Hochsauerlandkreis besteht schon Interesse daran, dem Entwickler eine Anlage direkt abzukaufen. Die Geschichte des Boker Bierglaswäschers beginnt vor 35 Jahren. Köster schwirren Ideen durch den Kopf. Er kennt das Leid mit dem Gläserspülen, seine Eltern führen bis 1980 eine Gaststätte im Heimatort. Das Ziel einer neuartigen Spülmaschine lässt ihn nicht los. Gemeinsam mit Elektriker Franz Mielemeier und später mit Sohn Pit (26) beginnt er dann vor zwölf Jahren, das Projekt konkret zu verfolgen. Die eigene Garage wird zur Werkstatt und über viele Versuche und Praxistests entsteht eine Maschine, rund 40 Zentimeter breit und 1,20 Meter lang, die laut Köster im Schnelldurchlauf aus dreckigen Schützenfestgläsern saubere macht. &bdquo;Wir schaffen 1.800 Stück pro Stunde", sagt der Erfinder. Die Gläser, es sind die typischen Willy-Becher, werden über ein Band in einen Kreislauf geführt, wo sie innen komplett und außen am oberen Rand gebürstet sowie überall mit Spülmittel und danach mit Wasser gereinigt werden. Einziger Feind des Geräts: &bdquo;Kussechten Lippenstift kriegt keine Maschine ab. Da muss man per Hand nacharbeiten." Sein Baby beschäftigt ihn ständig Die Erfindung des gelernten Schlossers hat mittlerweile schon so einige Schützenfeste überlebt – als Prototyp unter anderem in Delbrück, Ostenland, Hövelhof und Brilon. Zwei Maschinen sind fertig, die dritte ist derzeit in Arbeit. Die Arbeitsstunden und den Kostenaufwand wolle er lieber nicht zusammenrechnen, schmunzelt Köster. Aber klar ist: Sein Baby beschäftigt ihn ständig. &bdquo;Wenn ich nicht im Urlaub bin, befasse ich mich fast jeden Tag mit der Maschine." Sein Glück: Ehefrau Ute macht alles mit. &bdquo;Ohne sie hätte es nicht funktioniert", sagt Köster. Sohn Pit hat als Konstrukteur aktuell die Aufgabe übernommen, das gute Stück per 3D-Software digital auf den Computer zu übertragen. So können Optimierungen bereits am Rechner ausbaldowert werden. Schließlich könnte das Projekt in Zukunft von einer Tüftel-Idee zur ernsthaften Einnahmequelle für die Familie werden. &bdquo;Ich hoffe, dass mein Sohn damit Erfolg haben kann", sagt Köster. Corona und die Folgen könnten nun schneller dafür sorgen, als zuletzt gedacht. Das Veterinäramt des Kreises Paderborn sowie Vertreter aus dem Hochsauerlandkreis waren bereits in Kösters Garage und haben die Maschine begutachtet. Schließlich müssen gerade jetzt bei Festen strenge Hygieneauflagen erfüllt sein. Auch Festwirte schauen sich um, wie sie möglichst hygienisch arbeiten können. Feuertaufe auf Libori Von den Ämtern gab es keine Beanstandung. Köster hat nichts anderes erwartet: &bdquo;Wir liefern saubere Gläser und eine einfache Handhabung", sagt der Vater der Reinigungsmaschine. Problemlos kann sie 0,2-l- und 0,3-l-Gläser spülen. Die Feuertaufe war Libori 2019. In der katholischen Libori-Oase wurde zehn Tage am Stück gespült – zur Zufriedenheit aller Beteiligten, wie Köster sagt. Die Maschinenreinigung übernimmt er noch selbst. Später könne Personal dafür aber geschult werden. Das Spülwasser müsse im Betrieb noch nicht einmal heiß sein, sagt der Erfinder. Zapfer könnten Gläser gefahrlos entnehmen und direkt neu füllen. Die Reibung der Bürsten und das Spülmittelkonzentrat (laut Köster werden an einem ganzen Tag nur 30 Milliliter benötigt) bescherten Top-Ergebnisse. Den Wasserverbrauch für 1.800 Gläser beziffert er mit rund 70 Litern. Im Sauerland hat Köster Schützenvereine schon so weit überzeugt, dass eine konkrete Kaufanfrage auf dem Tisch liegt. Die schmeichelt dem Erfinder zwar, sorgt aber für zusätzliche Arbeit. &bdquo;Bevor wir verkaufen, müssen wir noch Zertifizierungen besorgen. Aber das kriegen wir hin", sagt der Mann, dessen Garagenprojekt dabei helfen kann, dass auch nach Corona wieder gefeiert werden darf.

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