Erste Absagen für September - droht ein Jahr ohne Stadtfeste?

Kreis Paderborn. Ein stärkeres Signal an alle Fest-Veranstalter im Kreis Paderborn hätte es nicht geben können. In München haben Stadt und Landesregierung entschieden, das Oktoberfest 2020 aus Sorge vor der Verbreitung des Coronavirus' abzusagen. Damit rücken nun auch in der Region alle Stadtfeste in den Fokus, die nach dem 31. August geplant sind. Der derzeit gültige Beschluss von Bund und Ländern sieht vor, dass Großveranstaltungen ab dem 1. September wieder erlaubt sein könnten. Doch die Absage von München spricht eine andere Sprache. Ähnlich wie in Bayern haben bereits die Verantwortlichen in Bad Wünnenberg reagiert. Dort wurde das Stadtfest am 19. und 20. September jetzt abgesagt. "Wir wollten Marktbeschicker und Gäste nicht gefährden und haben daher den Entschluss gefasst, das Fest aufs nächste Jahr zu verschieben", sagt auf NW-Anfrage Stadt-Sprecherin Romana Papenkordt. Die direkt Beteiligten seien über die Absage bereits informiert worden. Im kommenden Jahr soll dann am 11. und 12. September gefeiert werden. Über eine Absage der Herbstkirmes in Fürstenberg (10./11. September 2020) hat der Veranstalterkreis im Ort laut Ortsvorsteher Reimund Günter noch nicht endgültig entschieden. Nach der Absage in Bad Wünnenberg stellt sich nun in Delbrück die Frage, ob das zweitgrößte Fest im Kreisgebiet, der Katharinenmarkt, vom 18. bis 21. September tatsächlich noch durchgeführt werden kann. Die Paderborner Liboriwoche war bereits Mitte April abgesagt worden. Zwar drängen sich in Delbrück keine sechs Millionen Besucher wie auf der Wiesn-Woche in der bayerischen Landeshauptstadt, doch die Delbrücker kalkulieren auch immerhin mit bis zu 300.000 Gästen. Sie schlängeln sich bei gutem Wetter über den Bauernmarkt, die Kirmesmeile am Wiemenkamp und treffen sich bei der Wirtschaftsschau und im Festzelt auf Stratmanns Wiesen. "Das wollen wir in jedem Fall vermeiden" Bürgermeister Peitz (parteilos) sagt aber, dass noch keine Entscheidung gefallen ist. Der Hauptgrund: Es fehlt die Rechtsgrundlage in Form einer Verordnung des Landes. Selbst die aktuell gültige Verfügung aus Düsseldorf zu Großveranstaltungen gelte entgegen der landläufigen Meinung nur bis zum 3. Mai. &bdquo;Wenn wir keine juristische Basis haben, könnten der Stadt mögliche Regressansprüche drohen. Das wollen wir in jedem Fall vermeiden.“ Mit Blick auf die Corona-Gesamtlage gibt Peitz jedoch eine eindeutige persönliche Einschätzung ab: &bdquo;Nach heutigem Ermessen wird es in diesem Jahr kein Fest in der Stadt Delbrück geben.“ Im Delbrücker Ortsteil Boke ist bislang auch noch vom 4. bis 7. September das Kreisschützenfest geplant. Auch hier laufen nach NW-Informationen Gespräche über das Vorgehen. Zwei Wochen nach dem Katharinenmarkt wird in Hövelhof - diesmal vom 2. bis 4. Oktober - traditionsgemäß der Hövelmarkt gefeiert, in diesem Jahr wollte der veranstaltende Verkehrsverein eigentlich die 206. Auflage starten. Seit Jahren ein Höhepunkt: das westfälisch-bayerische Oktoberfest am Sonntag mit bis zu 3.000 feierwütigen Gästen. "Die Gespräche über den Hövelmarkt laufen noch", sagt Hövelhofs Marketingchef Thomas Westhof auf Anfrage. Er betont aber, dass Verkehrsverein und Gemeinde die neuen Entwicklungen "genauestens beobachten". Westhof kündigt für die nächsten Tage eine konkrete Information an. Auf die neuesten Verordnungen der Landesregierung wartet derzeit die Stadt Salzkotten. Laut Marketingleiterin Stefanie Herting sind Martini-Markt im November und Luciafest im Dezember noch nicht offiziell abgesagt. Selbst das Hederauenfest vom 28. bis 30. August steht noch formell im Veranstaltungskalender. Doch für keine der drei Veranstaltungen gibt es wohl große Hoffnung: "Ich gehe nicht davon aus, dass wir eines der Feste durchführen können", sagt Herting. "Bei Stadtfesten ist es einfach unberechenbar, wie viele Menschen kommen. Und damit ist es zu gefährlich." Noch zurückhaltend in der Beurteilung ist Bürens Marketingchefin Marianne Witt-Stuhr. Der Bürener Moritzmarkt sollte in diesem Jahr (25. bis 27. September) eigentlich unter dem Dach des 825-jährigen Stadtjubiläums stattfinden. Doch nun steht die Durchführung in den Sternen: "Wir warten noch ab, doch es ist ja klar, dass die Gesundheit aller Beteiligten an erster Stelle steht", sagt Witt-Stuhr. Sollte sich dennoch eine Chance für das Fest ergeben, stünden die Bürener aber "Gewehr bei Fuß". Hingefiebert auf ein großes neues Ereignis hatten schon zahlreiche Familien in Bad Lippspringe. Dort wollte die Gartenschau-Gesellschaft vom 11. September bis 31. Oktober ein neues Kürbisfestival ins Leben rufen. Ob es dazu kommen kann und wie mit dem Stadtfest vom 10. bis 12. Oktober verfahren wird, werde zwischen den Verantwortlichen derzeit abgestimmt, sagt Gartenschausprecher Matthias Hack.

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