Wie sich der Karneval im Paderborner Land verändert hat

Kreis Paderborn. Manfred Simon ist Karnevalist durch und durch. Der 68-Jährige war von 1972 bis 2000 Präsident des Delbrücker Karnevalsvereins Eintracht von 1832, heute ist er dort Ehrendoktor und Ehrenpräsident. Als Präsident moderierte er die Kappensitzungen, organisierte das Programm und sorgte für Stimmung. Im Gespräch mit der Neuen Westfälischen berichtet er, wie er die jecken Tage in den 1970er und 1980er Jahren erlebte und was er heute damit verbindet. "Wer sich einmal mit dem Karnevalsvirus infiziert hat, der wird ihn nicht mehr los", sagt Simon. Davon sei er überzeugt, das habe die lange Tradition des Delbrücker Karnevalsvereins auch bewiesen. Er selbst sei damit groß geworden. "Mich fasziniert am Karneval einfach die Fröhlichkeit der Menschen", so Manfred Simon. Er erinnert sich daran, dass er 1970 mit einigen Freunden aus dem Fußballverein als Fußgruppe den Rosenmontagszug begleitete: "Damals war die Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko und wir verkleideten uns dementsprechend als Mexikaner. Wir trugen Ponchos und große Sombreros." Manfred Simon war 22 Jahre alt, als er Präsident des Vereins wurde. Im selben Jahr feierte der Verein 140-jähriges Bestehen und der Karneval in Delbrück fing an, sich zu verändern. "Vor 1972 standen das historische Kranzreiten, der Rosenmontagszug und die Kappensitzung am Samstag im Zentrum. Viel mehr Veranstaltungen gab es da noch nicht", weiß Simon. Dann kamen zahlreiche Programmpunkte hinzu: Es gab mehr Kappensitzungen und der Kinderzug wurde ins Leben gerufen. Einige Jahre später wurde auch an Weiberfastnacht eine Veranstaltung angeboten. "Zuvor feierten die meisten Weiberfastnacht in der Kneipe. Ganz nach dem Motto: Jeder für sich, Gott für uns alle", erinnert sich Simon schmunzelnd. "Ein Präsident will das Volk belustigen" Der 68-Jährige hatte eine klare Vorstellung von seiner Rolle im Delbrücker Karnevalsverein: "Ein Präsident will das Volk belustigen, für Stimmung im Saal sorgen. Ich habe den Vorteil, dass ich eine gute Stimme habe und daher die Leute auch oft mit Gesangsbeiträgen unterhalten konnte." Das Entertainen von Menschen müsse einem schon liegen, ihm habe es immer viel Spaß gemacht. Rückblickend findet Simon, dass der Karneval in den 1970er und 1980er Jahren mit einfacheren Mitteln gefeiert wurde. Heute seien die Kostüme und Wagen aufwendiger gestaltet. Es habe sich aber auch etwas in der Mentalität der Narren verändert. Schunkellieder und Schlager "Zu meiner Zeit als Präsident konnte ich das Publikum mit Schunkelliedern und Delbrücker Schlagern begeistern. Wir spielten beispielsweise 'Schöne Maid' von Tony Marshall", sagt Simon heute. In den 70er, 80er und 90er Jahren habe das funktioniert und sei gefragt gewesen. Doch das habe sich um die Jahrhundertwende verändert. "Ich spürte, dass das Publikum im Wandel war. Da kam eine junge Generation nach, die beispielsweise auch moderne Musik bevorzugte. Das war nicht so mein Ding", erinnert sich Manfred Simon. Auch in den kommenden Tagen werde er mitfeiern. Schließlich gehöre Karneval zu den drei K's in Delbrück: Karneval, Karfreitag, Katharinenmarkt. "Da muss man einfach dabei sein", findet Simon. Seine ganze Familie sei jeck: seine Frau, die zwei Töchter und die vier Enkelkinder. Die beiden Töchter von Manfred Simon haben einen besonderen Bezug zum Delbrücker Karneval: "Eva wurde vor vierzig Jahren am Karnevalswochenende geboren und Anja vor 38 Jahren, während der Kongress des Bundes westfälischer Karneval in Delbrück stattfand." Ein Grund mehr für Manfred Simon, das kommende Wochenende zu feiern.

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