Delbrück-Schöning. Um ein Schimpansen-Geschwisterpärchen im Tierpark Nadermann gibt es einigen Wirbel. In Schöning können laut Tierschützern die Tiere von behördlicher Seite nicht bleiben, weil die Haltungsbedingungen dort ungenügend sind. Die 32 und 34 Jahren alten Menschenaffen seien in einem zu kleinen Käfig untergebracht, hätten kaum Kletter- und Beschäftigungsmöglichkeiten und wiesen schwere psychische Störungen auf, so die Vorwürfe.
Der heimische Tierpark hatte darauf reagiert und wollte seine beiden Schimpansen zunächst an einen Safaripark im chinesischen Guangzhou verkaufen. Dagegen protestierten Tierschutzorganisationen wie PETA Deutschland, Pro Wildlife, Great Ape Project und animal public. Weil es in China kein Tierschutzgesetz gibt, befürchten die Tierschützer, dass die Schimpansen aus Schöning in Shows einer brutalen Dressur unterwerfen werden.
Bei Onlinepetitionen an Tierparkinhaber Reinhold Nadermann, um den Export der Affen zu stoppen, sind in wenigen Tagen über 13.000 E-Mails zusammengekommen. Nadermann hat mittlerweile darauf reagiert und seinen Exportantrag nach China beim Bundesamt für Naturschutz zurückgezogen.
Doch das Schicksal des tierischen Geschwisterpärchens ist weiter ungewiss. Die involvierten Organisationen haben Laut Peter Höffken, Senior Fachreferent Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA Deutschland, für die beiden Schimpansen zwei Plätze in der niederländischen Schimpansen-Auffangstation AAP organisiert.
Diese habe eine jahrzehntelange Erfahrung mit der Rehabilitation von Tieren aus schlechter Haltung, so Höffken. Die Tierschützer werfen dem heimischen Tierpark vor, ihren Vorschlag nur deshalb abzulehnen, weil die niederländische Auffangstation nur Schimpansen aufnimmt, wenn sich der bisherige Halter schriftlich dazu verpflichtet, nie wieder Schimpansen zu halten.
Tierparkchef Reinhold Nadermann bestätigt die Ablehnung, bringt jedoch auch andere Gründe dafür vor. "Ich möchte, dass Bruder und Schwester zusammenbleiben. Diese Garantie kann jedoch AAP nicht übernehmen, weil die Tierschützer auf eine Gruppen- und Familienhaltung setzen", erläutert Nadermann gegenüber der NW. Die beiden Schimpansen müssten sich als Zootiere an andere Tiere gewöhnen.
Und bezüglich der Verpflichtung sagt Nadermann. "So etwas lassen wir uns nicht vorschreiben."
Auf die vorgebrachten weiteren Vorwürfe reagiert er ebenfalls gelassen. Es sei zwar richtig, dass nach einem neuen Gutachten aus Mai 2014 Wildtiere in Gefangenschaft eine Fläche von mindestens 400 Quadratmetern pro Paar haben müssten und Nadermann das nicht erfülle, der Tierpark jedoch zurzeit eine zweijährige Übergangsregelung nutze. Im übrigen würden die Tiere von einem Fachtierarzt beobachtet. Es gebe außerdem regelmäßige Kontrollen durch Veterinäre im Tierpark.
"Die Schimpansen hospitalisieren nicht und sie beißen sich auch nicht", stellt der Tierparkchef klar. Ob die Tiere stark übergewichtig seien, lege auch im Auge des Betrachters, meint er.
Dass die Tiere zwischen ihren Exkrementen säßen, käme vor. Man sei vom Personal her leider nicht so stark besetzt, sagt Nadermann. Er möchte jetzt verschiedene Alternativen prüfen, um eine bestmöglichste Lösung für die beiden Schimpansen zu finden.