Passagierzahlen steigen weiter: Paderborner Airport profitiert vom Reise-Boom

Kreis Paderborn. Lothar Matthäus hat eine E-Mail vom Paderborner Landrat Christoph Rüther bekommen: Als der Rekord-Nationalspieler jüngst bei einer Veranstaltung in Detmold über eine fehlende Autovermietung am Airport Paderborn/Lippstadt motzte, konnte er nicht ahnen, dass der Aufsichtsratschef des Airports im Publikum saß. Rüther versprach noch am Abend Aufklärung und sandte wenig später eine Videobotschaft an den heutigen TV-Experten. Tenor: Autos lassen sich im Terminal wieder anmieten – und auch sonst lohnt sich jede Landung in Paderborn. Das sehen auch immer mehr Passagiere so, wie der Blick des Airports auf die Passagierzahlen für das abgelaufene Jahr zeigt. Rüther und Flughafen-Geschäftsführer Roland Hüser gaben sich äußerst zufrieden mit 723.355 Fluggästen im Jahr 2023. Rüther spricht von &bdquo;rasantem Wachstum“, Hüser sagt , die &bdquo;Erwartungen wurden deutlich übertroffen“. Erreicht ist damit sogar das Vor-Corona-Jahr 2019, damals zählte der Airport 693.467 Fluggäste. Zum Vergleich: In den 2000er-Jahren lagen die Passagierzahlen jedoch fast immer deutlich jenseits der Eine-Million-Marke. Durch das jüngste Wachstum hat der Airport aber nun die Größenordnung übertroffen, die sich Aufsichtsrat und Geschäftsführung erst für 2024 vorgenommen hatten. Mit 577.881 Fluggästen (Vorjahr: + 39 Prozent) steuere der Bereich Touristik den größten Anteil bei. Der Bereich Business (108.779 Passagiere, Vorjahr: + 75 Prozent) legte ebenfalls deutlich zu. In &bdquo;guten Gesprächen“ mit der Lufthansa In diesen Bereich fallen neben den Fluggästen von Privatjets auch Kunden der Lufthansa-Verbindung zum Drehkreuz München. &bdquo;Diese Strecke ist sehr gut ausgelastet“, sagt Airport-Chef Hüser. &bdquo;Wir wollen sie gerne weiterentwickeln und möglichst eine weitere Verbindung pro Tag hinzubekommen. Mit der Lufthansa sind wir in guten Gesprächen und wollen sie dazu motivieren, das zügig umzusetzen.“ Eine dritte Anbindung erhöhe speziell für Umsteiger die Bequemlichkeit, denn so können Wartezeiten auf Weiterflüge deutlich verkürzt werden, erläutert Hüser. Dass die Nachfrage im derzeit boomenden Tourismussegment oder in der Businessfliegerei einbrechen könnte, besorgt den seit Mitte 2021 amtierenden Geschäftsführer nicht: &bdquo;Die Gedanken müssen wir uns derzeit nicht machen. Uns besorgt eher, dass der Staat die Fliegerei durch weitere Gebühren oder durch höhere Steuern im europäischen Vergleich teurer machen könnte. Dadurch könnte Nachfrage abgewürgt werden.“ Hüser hat dabei nicht nur die Kerosinsteuer im Blick, sondern auch die Luftverkehrssteuer und die Kosten für die Luftsicherung. Schon jetzt sei nachweisbar, dass sich die europäischen Airports im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 wieder zu 90 Prozent erholt hätten, die deutschen Flughäfen allerdings nur zu 80 Prozent. Dies sei auch der staatlichen Regulatorik zuzuschreiben, sagt Hüser. Mit Stolz kann er jedoch hinzufügen, dass der Erholungsfaktor in Paderborn/Lippstadt schon bei 104 Prozent liege. Große PV-Anlage geplant Zur Erholung habe hier in besonderem Maß der neue Partner Ryanair beigetragen, sagt Hüser. Die irische Billigairline hat jüngst sogar verkündet, dass aufgrund der guten Buchungszahlen ab Ahden das spanische Girona als neue Destination in den Paderborner Flugplan aufgenommen werde. &bdquo;Das ist ein wichtiges Thema für uns“, sagt Hüser und lobt im gleichen Atemzug aber auch die anderen Anbieter Eurowings, Sunexpress und Tui. Neben den im Sommer zuletzt angeflogenen 14 Zielen sollen bald möglichst weitere hinzukommen, auch mit Ryanair, lässt der Flughafenchef verlauten: &bdquo;Wir wollen den Reisebedarf aus der Region decken und daher auch neue Ziele anbieten.“ Angeboten wird am Airport demnächst wohl auch Strom im großen Stil. Nach Finalisierung zweier Gutachten stehe nun fest, so Rüther und Hüser, dass sechs bis acht Hektar Wiese neben der Startbahn für eine riesige PV-Anlage genutzt werden können. Erste Partner gebe es bereits. Ob der Kreis oder der Airport selbst als Investoren auftreten, sei noch unklar, ebenso, wie der Strom abtransportiert wird, oder ob etwa Wasserstoff produziert werden soll.

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