Pädophile gejagt? Polizei lockt mutmaßliche Erpresser aus Büren in eine Falle

Büren. Es hatte schon ein wenig die Wirkung eines Paukenschlags, als am zweiten Verhandlungstag vor der 8. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn Verteidiger Hagen Seipel Strafanzeigen gegen vier Männer auf den Weg brachte, die sein Mandant Ansgar S. (Namen geändert) zusammen mit Bert F. auf übelste Art ausgenommen haben soll (die &bdquo;NW“ berichtete). Die Hoffnung, dass so ein Auftreten der Zeugen verhindert werden könnte, erfüllte sich indes nicht. Am dritten Prozesstag erzählt dann doch ein Mann aus Erwitte, was ihm widerfuhr, weil er auf den Fake-Account der angeblich sehr jungen &bdquo;Sofie“ hereinfiel. Bevor der 46-Jährige loslegt, teilt ihm die Vorsitzende Richterin Anne Zacharias erst einmal mit, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen ihn eingestellt hat – wegen mangelnden Tatverdachts. Die Strafverfolger sehen also keinen Ansatzpunkt dafür, dass sich Udo M. der &bdquo;Verabredung zu schwerem sexuellen Missbrauchs“ oder der &bdquo;Vorbereitung sexuellen Missbrauchs von Kindern“ schuldig gemacht haben könnte. Obschon der Erwitter auch erfährt, dass Verteidiger Seipel gegen den Beschluss Beschwerde einlegen will, erzählt er von dem Kontakt, den er über den Messenger Telegram zu &bdquo;Sofie“ knüpfte. Als er erfuhr, dass sie erst kurz vor dem 14. Geburtstag stand, &bdquo;bin ich zurückgeschreckt“. Aber &bdquo;Sofie“ habe gesagt, beim Schreiben spiele das Alter keine Rolle. Als er dann doch ihrem Wunsch nachkam und sich zu einem persönlichen Treffen bereit erklärte, habe er auf &bdquo;Öffentlichkeit“ bestanden, sagt Udo M. Verdächtige misshandeln das angelockte Opfer Doch als er sich an einem Sonntagnachmittag am Eingang des Thermalbades in Bad Sassendorf einfand, war da niemand. Mit vielen Textnachrichten hielt ihn &bdquo;Sofie“ vor Ort, bis Udo M. schließlich gegen 22 Uhr Ansgar S. und Bert F. gegenüberstand, die ihn misshandelten und als &bdquo;Pädophilen“ bezeichneten. Dass er sich dem Willen der beiden Männer beugte, erklärt der Erwitter mit der Gewalt, die ihm da widerfuhr. &bdquo;Wenn man am Boden liegt und das Blut strömt, dann will man nicht noch mal einen mitkriegen“, so Udo M. Außerdem hätten die Angeklagten auch heftige verbale Drohungen ausgesprochen. &bdquo;Wir machen dich fertig“ – &bdquo;Das kommt alles an die Öffentlichkeit“ – &bdquo;Wir besuchen dich am Arbeitsplatz“, bekam der 46-Jährige zu hören. Und deshalb habe er auch seine Bankkarte samt Pin Ansgar T. und Bert F. überlassen, die sodann mit ihrem Opfer zu Filiale der Sparkasse fuhren, um dort am Automaten 1.000 Euro abzuholen. Eine größere Summe gebe pro Tag dank einer Sicherheitseinrichtung seine Karte nicht her, sagt Udo M., der überzeugt ist, dass die Angeklagten &bdquo;mein Konto leer machen wollten“. Tatsächlich erklärten die Täter, bevor sie ihr Opfer verließen, dass sie in der kommenden Woche die Zahlung zwei bis drei Monatsgehältern von ihm erwarten würden. Doch die zwei hätten sich nicht mehr gemeldet, erinnert sich der 43-Jährige. &bdquo;Da war ich erleichtert.“ Angekündigter Anruf kommt - allerdings von der Polizei Zehn Tage nach den Ereignissen erhielt er dann doch einen Anruf – allerdings von der Polizei. Die hatte mittlerweile das Duo festnehmen können. Mithilfe eines Fahnders, der als sogenannter &bdquo;Scheinkäufer“ Kontakt mit &bdquo;Sofie“ aufnahm, schnappten sie Ansgar S. und Bert F. Zu verdanken ist das wohl letztlich einem 18-Jährigen, der sich gleichfalls mit &bdquo;Sofie“ hatte treffen wollen, aber statt dessen den Angeklagten begegnete. Trotz heftiger Drohungen behielt er seine Erlebnisse aber nicht für sich, sondern vertraute sich seinem Stiefvater an, der sofort Anzeige erstattet. Bert F. scheint mittlerweile begriffen zu haben, dass sein Treiben nicht richtig war. Er bat den Erwitter um Entschuldigung und sicherte zu, diesem wenigstens teilweise den finanziellen Schaden ersetzen zu wollen. 250 Euro würden zügig auf das Konto des Zeugen eingehen, kündigt Verteidiger Jan-Christian Hochmann an. &bdquo;Das ist ein gutes Zeichen“, findet Uli M., bevor er entspannt den Gerichtssaal verlässt. Am Montag, 11. Dezember, wird die Verhandlung fortgesetzt.

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