Büren-Wewelsburg. Ein Eindruck davon, wie die Ur-Wewelsburger ihre letzte Ruhe fanden, verschafften sich ihre Nachkommen bei der Besichtigung des Steinkistengrabes Wewelsburg II, das Archäologen in den vergangenen sechs Wochen untersucht haben.
Rund 100 geschichtlich Interessierte waren der Einladung des Landschaftsverbandes Lippe und des Kreismuseums Wewelsburg in das Strautefeld, oberhalb der Autobahn gelegen, gefolgt.
Das Grab sei sicher der Megalithkultur zuzuordnen und rund 5.000 Jahre alt, machte Archäologe Leo Kinke, der auch die Grabung geleitet hat, gleich zu Beginn deutlich. Gefunden habe man in der Massengrabstätte, die nur zum Teil freigelegt wurde, über 300 menschliche Knochen. Die Gesamtgröße des von Nord nach Süd ausgerichteten Steinkistengrabes schätzt er auf eine Länge von 10 bis 20 Meter. An Höhe hatte das Grab, das zum Teil in den Boden eingelassen war, rund einen Meter. Die Breite betrug etwa zwei Meter.
Forscher aus ganz Westfalen
Die sechswöchigen Untersuchungen, an denen Fachleute aus ganz Westfalen mitgewirkt hatten, sind beendet. Die Ergebnisse werden jetzt wissenschaftlich aufgearbeitet, wobei modernste Techniken zum Einsatz kommen. „Anhand der Ergebnisse können wir heute per Computertechnik genau ermitteln, wie die Grabstätte einmal ausgesehen hat", sagte Archäologe Klinke. Damit wird dann auch eine vollständige Freilegung, die auch mit einer endgültigen Zerstörung einhergeht, vermieden.

Bei den Forschungen konnte das Rätsel um den Findling, der untypisch für ein Megalithgrab ist, weitgehend gelöst werden. „Der ist sicherlich an diesen Ort transportiert worden und diente nicht als Decke, sondern als tragender Wandstein", so Klinke. Dadurch wurde das Steinkistengrab Wewelsburg II, ebenso wie das 1986 freigelegte Steinkistengrab Wewelsburg I, bei dem ebenfalls ein Findling gefunden wurde (befindet sich heute gegenüber Ottens Hof), zu einem Mischgrab zwischen der Megalith- und der Trichterbecherkultur. Der Exkursion schloss sich ein Vortag von Kerstin Schierhold im Kreismuseum zum Thema „Megalithik in Westfalen" an.
Grab seit 1985 an dieser Stelle vermutet
Schon seit 1985 vermuteten Archäologen an dieser Stelle bei Wewelsburg ein Großsteingrab. Damals entdeckte der Landwirt Roland Schulte beim Pflügen einen großen Findling und meldete ihn der Denkmalbehörde. Beim Anheben des Findlings wurden unter diesem Stein menschliche Knochen entdeckt.
Im vergangenen Jahr wurde ein weiterer Findling gefunden: In dessen unmittelbarer Nähe tauchten wiederum menschliche Knochen und ein Abschlag aus Feuerstein auf, der bei der Herstellung von Steinwerkzeugen entsteht. Da in dieser Höhenlage keine Findlinge natürlich vorkommen, war klar, dass er einst von Menschenhand mühsam dorthin transportiert worden war.
Die Funde in Wewelsburg weisen auf eine besondere steinzeitliche Bestattung hin: In der Zeit von 3.500 bis 2.800 vor Christus errichteten die Menschen in Mittel- und Nordeuropa Anlagen aus großen Steinen, die sogenannten Megalithgräber, in denen kleinere Gemeinschaften über mehrere Generationen ihre Toten bestatteten. In diesem Abschnitt der Jungsteinzeit, dem sogenannten Jungneolithikum benutzten die Menschen erstmals tierische Zugkraft. Ein ähnliches Grab bei Warburg zeigt Einritzungen von Ochsengespannen. Möglicherweise wurde deren Hilfe auch bei der Errichtung der Großsteingräber benötigt.