Ausbildungsmesse: Was Melinda und Jan Luca wollen

Büren. Rund 1.300 Schülerinnen und Schüler drängen sich bis Samstag 18 Uhr durch die Bürener Ausbildungsmesse (BAM) im Ludwig-Erhard-Berufskolleg. Zwei von ihnen heißen Melinda Schieke (17) aus Siddinghausen und Jan Luca Rosskamp (20) aus Ahden. Die beiden beschreiten recht unterschiedliche Wege in die Berufswelt. Welche Vorstellungen tragen sie im Kopf, welche Vorlieben - und welche Erfahrungen liegen schon hinter ihnen? Jan Luca absolvierte schon eine Ausbildung zum Koch beim Paderborner Studentenwerk. "Es war nicht ganz das, was ich machen möchte", räumt der Realschulabsolvent ein. Lebensmitteltechnik will er studieren, und dafür am Berufskolleg das Fachabitur ablegen. Als Schülersprecher ist er gerade in den Bezirksvorstand gewählt worden. Melinda befindet sich in der Oberstufe der Höheren Handelsschule. Ihren Ausbildungswunsch teilen viele junge Frauen: Büro- oder Industriekauffrau. Die erste Station beim BAM-Rundgang ist wohl auch ein typischer Frauenberuf, in der Apotheke, bietet aber Überraschungen. Die Ausbildung als Pharmazeutisch- Technische-Assistentin (PTA) an der Fachschule in Paderborn besuchen jedes Jahr 60 neue Schüler(innen) - in einem Jahrgang allerdings auch zehn junge Männer. Etliche Ausbildungen, die Bürener Unternehmen hier vorstellen, kennt Melinda noch nicht. Bislang hat sie schriftliche Vorschläge von der Agentur für Arbeit bekommen. "Die Lehrer geben uns Hinweise und vermitteln auch hilfreiche Kontakte", sagt Jan Luca. Das eigene Auftreten wird im Unterricht geübt. Doch nicht jede(r) traut sich hier, auf ein Unternehmen zuzugehen, setzt sich eher in eine der Präsentationen. "Es ist hier aber sehr familiär", nennt der Schülersprecher Vorteile und geht zum Stand seines Onkels. Marcel Reinecke präsentiert die Bürener Dienstleistungs- und Sicherheitsdienste GmbH. "Viele wissen noch nicht, was sie wollen", sagt der Prokurist zum Sinn der Messe. Der Beruf als Fachkraft für Schutz- und Sicherheit werde heute nicht mehr von Muskelkraft sondern von Mitdenken geprägt. "Wenn es blinkt oder piept, muss ich wissen was zu tun ist", wählt Reinecke ein Bild. Das Unternehmen mit drei Standorten in Ostwestfalen-Lippe macht auch diese Erfahrung zur Mobilität, so der Ahdener: "Die junge Leute sind bereit, für eine Ausbildung umzuziehen." Melinda würde gern im Raum Büren bleiben, weil sie familiär gebunden ist: "Ich muss noch auf meinen kleinen Bruder aufpassen." In ihrem Freundeskreis gilt die Stadt Münster als besonders attraktiv. Mit BAM wollen die Stadt Büren und ihr Wirtschaftsförderer Jan Hüttner auf das breite Ausbildungsangebot vor Ort hinweisen. In der Nebenstelle des Ludwig-Erhard-Berufskollegs können an diesem Samstag rund 120 verschiedene Ausbildungsberufe kennengelernt werden - auch im Handwerk. "Da kann man in den nächsten Jahren richtig Geld verdienen", glaubt Jan Luca, "weil es nicht mehr so viele Handwerker gibt." Bei ihm wie auch bei Melinda rangiert ein möglicher Verdienst aber eher unten in einer persönlichen Prioritätenliste. Ganz oben stehen Weiterbildungsmöglichkeiten - und für die junge Frau auch Karrierechancen. Auch die Arbeitszeiten, die mit einer Familie vereinbar sein sollen. Die Ausbildung, die sich beide gut vorstellen könnten, passt nicht ganz in dieses Raster - bei der Polizei. "Wer das wirklich will, der schafft es auch", motiviert Michael Schütte als Leiter der Bürener Wache die jungen Leute - und nennt eine der Anforderungen für Bewerber: "Kommunikation ist unsere wichtigste Waffe." Die 17-jährige Melinda hat bislang insgesamt zehn Bewerbungen geschrieben und auch Einladungen zu Vorstellungsgesprächen sowie Tests bekommen. Sollte sie dabei noch nicht zum Erfolg kommen, werden ihr die neuen Eindrücke auf der Ausbildungsmesse womöglich noch weitere Wege weisen.

Meistgelesen