Es hakt beim Campus für Förderschulen im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn/Borchen. Die Sache schien schon bestens vorbereitet und auf einem guten Weg. Jetzt ist fraglich was aus dem Neubau eines Campus von Kreis-Förderschulen in Borchen wirklich wird. Seit Wochen laufen Gespräche über Kosten, Grundstücke, Räume und die Frage eines Schwimmhallenbaus. Doch jetzt knirscht es zwischen den Beteiligten im Borchener Rathaus und im Paderborner Kreishaus. Fest steht: Die Hermann-Schmidt-Förderschule in Schloß Neuhaus wird erweitert und saniert, die Astrid-Lindgren-Schule (jetzt Salzkotten) und die Erich-Kästner-Schule (Paderborner Südstadt) sollen aber an einem gemeinsamen Standort neu errichtet werden. Dafür wurde ein Gelände in Borchen direkt am Lidl-Kreisverkehr für geeignet befunden. Durch die Nähe zur Sekundarschule und den Sporteinrichtungen könnten sich Synergieeffekte ergeben. Zuletzt war von einer Baukostenschätzung in Höhe von 61,5 Millionen Euro die Rede. Die Gemeinde will durch die Freigabe des Filetgrundstücks von 10.000 Quadratmetern an den Kreis aber auch profitieren – hier deuten sich nun Konfliktlinien an. So zeigt sich Bürgermeister Uwe Gockel (parteilos) im &bdquo;NW“-Gespräch &bdquo;überrascht“ von der Flächenanforderung des Kreises von 11.000 Quadratmetern: &bdquo;Da hatte es zuvor andere Signale gegeben.“ Rat und Bürgermeister haben zur Bedingung gemacht, dass Borchen ein besonderes Interesse an einem Multifunktionsraum hat, der auch für die Mittagsverpflegung der Sekundarschule nutzbar ist. Zudem möchte die Kommune am geplanten Schulschwimmbad auch für die Bürgerinnen und Bürger partizipieren. &bdquo;Bei der Schwimmfläche sind wir kompromissbereit“, sagt Gockel. &bdquo;Am Multifunktionsraum als Mensa und für Veranstaltungen ist uns sehr gelegen. Er ist auch laut unserer Schulentwicklungsplanung vonnöten.“ Für beide Bauten, so viel ist klar, werden noch zusätzliche Grundstücke benötigt. Knackpunkt ?Multifunktionsraum Auf 500 Essen soll die Mittagsverpflegung nach Wünschen des Borchener Rathauses ausgelegt sein, für Konzerte und Ausstellungen wird eine Bestuhlung für bis zu 199 Besucher gefordert. Der Kreis erkennt laut einer Beschlussvorlage für den Kreistag und seine Ausschüsse in diesem Bau jedoch nur einen geringen Nutzen für seine Förderschulen. Inklusive eines notwendigen Aufzugs für die Barrierefreiheit des Gebäudes schlägt die Kreisverwaltung daher vor, den Multifunktionsraum mit 600.000 Euro zu fördern. Die Gemeinde, so macht es der Kreis jedoch öffentlich, hatte sich aber von Beginn an vorgestellt, diesen Bau komplett durch den Kreis finanzieren zu lassen – als Kompensation für die &bdquo;entgangene Vermarktungsmöglichkeit“ des Grundstücks und zusätzlich zum Grundstückskaufpreis. Das kommt für den Kreis nicht in Frage, meint die Verwaltung. Es könne &bdquo;nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit“ nur der Nutzungsanteil der Kreisschulen berücksichtigt werden, heißt es.An dieser Frage könnte der Borchener Gemeinderat nun das gesamte Projekt kippen, wie es der Kreis formuliert: &bdquo;Ob auf dieser Grundlage ein Flächenerwerb von der Gemeinde Borchen ermöglicht wird, muss der dortige Rat entscheiden.“ Knackpunkt ?Schwimmbad Klar ist hier immerhin, dass Kreis und Gemeinde eine Schwimmfläche wollen. Aber auch in diesem Fall geht es ums Geld. Dabei ist es um die Schwimmfähigkeit der Kinder im Kreisgebiet nicht gut bestellt, wie der Kreis selbst festgestellt hat. Laut aktueller Auswertung zur Schwimmfähigkeit im Kreis Paderborn seien von etwa 11.000 Grundschulkindern mehr als 4.200 (38 Prozent) &bdquo;allenfalls an Wasser gewöhnt“ und verfügten nicht über das Seepferdchen-Abzeichen. Für den Schulbau geht es nun darum, welche Größe (und damit Kosten) das Bad haben soll. Ein Architekturbüro aus Regensburg hat für den Kreis zwei Varianten verglichen. Variante A orientiert sich am Lehrschwimmbecken der Hermann-Schmidt-Schule mit 12,50 Metern Länge und 8 Metern Breite. In der Variante B geht es um ein Bad von 16,66 Meter Länge und 10 Metern Breite. Beide Varianten könnten nicht neben dem Schulneubau entstehen, da die Grundstücksfläche laut Kreis nicht ausreiche. Die Gemeinde wünschte sich eigentlich ein noch größeres Bad, möglichst mit 25-Meter-Bahnen, um auch den Bürgern eine attraktive Einrichtung bieten zu können. Gockel: &bdquo;Wir hätten natürlich gerne die größtmögliche Version. Schließlich bringen wir ja auch unsere Sporthallen für die Kreisschulen mit ein.“ Für ein Schwimmbad mit 25-Meter-Bahnen schätzt der Kreis die Kosten auf rund 20 Millionen Euro. Der Kreisverwaltung reicht offenbar das Lehrschwimmbecken. Dafür rufen die Planer eine Kostenschätzung von 6,7 Millionen (A) oder 8,4 Millionen Euro auf. Gegen das 25-Meter-Bad spricht nach Ansicht des Kreises auch der aktuelle Fachkräftemangel, der den Bäderbetrieb erheblich erschwere. Während die Kreisverwaltung Variante A vorschlägt, hat Bürgermeister Uwe Gockel den Kreis wissen lassen, dass damit die Vorstellungen der Gemeinde über ein 25-Meter-Bad nicht erfüllt seien. Auch hier ist nun der Borchener Gemeinderat am Zug. Die Kreisverwaltung schlägt den Kreistagsmitgliedern vor, im Haushalt 2024 bereits 7,4 Millionen bereitzustellen. Noch im Dezember hieß es aus dem Kreishaus: 2030 soll das Projekt fertig sein.

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