Wetterfrösche im Kreis Paderborn: Hobbymeteorologen sammeln Klimadaten

Kreis Paderborn. Über das Wetter wird immer gesprochen – oft aber nur nebenbei. Aber es gibt einige, die sich intensiver damit beschäftigten. Sie holen sich aber die Infos nicht aus dem Internet oder aus den Medien, sondern aus ihrem eigenem Garten. Im Kreis Paderborn gibt es einen losen Zusammenschluss von Hobbymeteorologen, die genau wissen wie stark der Niederschlag in Niederntudorf war, wie lange die Dürreperiode in Dörenhagen oder wie oft die Sonne in Dahl geschienen hat. Ulrich Klauke und Jürgen Pinger gehören zu den Wetterinteressierten, die sich hochwertige Wetterstationen gekauft haben und diese Daten nicht nur auswerten, sondern sie auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Und trotz des Überangebots an Wetterseiten im weltweiten Netz, nutzen sehr viele Menschen in der Region die Informationen der Hobbymeteorologen. Obwohl diese keine Vorhersage bieten können. &bdquo;Wir können nicht sagen, wie das Wetter werden wird“, erklärt Klauke, &bdquo;aber wir haben sehr genau für unseren Ort alle Daten wie das Wetter war und wie es aktuell gerade ist.“ Er hat eine hochwertige Wetterstation mit stabilen und präzisen Sensoren der Marke Davis, die in den USA in der Landwirtschaft sehr oft eingesetzt wird. Diese Anlage steht bei ihm im Garten in Dörenhagen und wird mit Sonnenenergie gespeist. Von dort werden alle fünf Minuten Daten über Temperatur, Sonnenschein, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Regenmenge an seinen Computer geliefert. Anhand einer Software werden diese Daten so gleich auch anschaulich auf seiner Internetseite (klauke-ulrich.de) veröffentlicht. Klimadaten sind übersichtlich auf einer Internetseite Und diese ist vernetzt mit der Internetseite aller seiner Kollegen. Auf klima-owl.de können die Klimadaten von einem Großteil des Kreises Paderborn eingesehen werden. Das derzeitige Meßstellennetz umfasst 18 Stationen – von der Senne über die Paderborner Hochfläche und dem Eggekamm bis Bad Driburg und Warburg reicht die West-Ost-Richtung und von Süden nach Norden decken die Stationen in Oberntudorf, Borchen, Dörenhagen, Dahl, Schlangen und Feldrom alles ab. Das Team, das diese Internetseite mit Daten füttert, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das lokale Wettergeschehen zu erfassen. Die geografischen Strukturen in dieser Region seien für die selbst ernannten Wetterfrösche besonders interessant, weil unter anderem die Egge, der Haarstrang oder die Paderborner Hochfläche die meteorologischen Daten beeinflussen. &bdquo;Es gibt zum Beispiel schon Unterschiede bei den Daten zwischen zwei Dörfern, die nur ein paar Kilometer auseinanderliegen“, meint Jürgen Pinger aus Oberntudorf, der sich schon seit 20 Jahren mit Klima und Wetter beschäftigt. &bdquo;Ein bisschen verrückt muss man schon sein für dieses Hobby. Man muss eine gewisse Affinität dazu haben und schließlich muss man für eine gute Station mit allem drum und dran um die 2.000 Euro investieren“, sagt der 62-jährige Diplom-Ingenieur aus Oberntudorf. Er besitzt eine funkgesteuerte Davis-Anlage, die absolut nicht störanfällig sei. "Ein bisschen verrückt muss man schon sein für dieses Hobby" Über einen Zeitungsbericht über Walter Rentel sei er damals auf die Wetterstationen aufmerksam geworden. Der Dahler Rentel ist Pionier in Sachen Klimaforschung im Kreis Paderborn und Initiator der Klimagruppe. &bdquo;Der Walter Rentel bekommt zum Beispiel im Winter viele Anrufe vom Räumdienst, die verlassen sich auf seine Kenntnisse und Daten“, fügt Pinger an. Auch er konnte schon der Bürgerinitiative, die gegen die Erweiterung des Steinbruchs bei Niederntudorf kämpft, wichtige Informationen liefern, wie viel Niederschlag genau in dem Dorf fällt. Und die Daten aus Dörenhagen würden viel von Landwirten und Gärtnern genutzt, wirft Ulrich Klauke ein. &bdquo;Die sind auf die aktuelle Wetterlage angewiesen und auch wie feucht der Boden zurzeit ist.“ Klauke, der bis 2021 als interner Supervisor im Erzbistum Paderborn arbeitete, hat sich schon immer für Natur und Klima interessiert. Seine günstige Wetterstation lieferte aber nur ungenaue und unzuverlässige Daten, so dass er auch in das professionelle Gerät investierte. Seit 2015 hat er sich der Gruppe der Hobby-Klimaforscher angeschlossen. Man müsse dafür kein Fachmann sein: Interesse am Thema, etwas PC- und Internetkenntnisse würden ausreichen. &bdquo;Nach ein paar Tagen Einarbeitungszeit lief alles. Zudem bekommt man viele Tipps von den Kollegen oder Walter Rentel“, so Klauke, der auch Ortsheimatpfleger in Dörenhagen ist. Wer tief eintauchen möchte in die Welt der Zahlen und Grafiken erkennt, dass in Dörenhagen in diesem Jahr im Sommer 17 Tage lang kein Regen fiel. Das sei die längste Trockenphase seit Jahren gewesen. Zudem konnte Klauke anhand der Daten feststellen, dass die Starkregenereignisse zugenommen haben. Im Mittel gab es aber trotzdem deutlich weniger Niederschlag. Waren es in Dörenhagen im Jahr 2017 noch 1.075 Liter pro Quadratmeter, so waren es ein Jahr später nur noch 667 und zuletzt pendelte sich der Wert bei etwa 870 Litern ein. Aktuell liege er bei 752. Auch in Oberntudorf kann Pinger ähnliche Werte feststellen. Aber in der ganzen Region gebe es nach wie vor große Unterschiede was Niederschlag und Temperaturen betrifft. &bdquo;Man kann es aber nicht immer erklären. Das hängt halt von vielen Parametern ab. Und die wechseln auch“, so Klauke. Das macht ihr Hobby so interessant, sind sich beide einig.

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