Borchen-Nordborchen.

Borchens Landwirte führen historische Landtechnik vor

Historische Landtechnik anlässlich des 1.000-jährigen Dorfjubiläums vorgeführt

Ernten wie einst: Während Uwe Wölting den Trecker fährt, überwacht Markus Becker (2. v. l.) die Funktionstüchtigkeit des Kornbinders. | © Dietmar Gröbing

Dietmar Gröbing
11.08.2015 | 11.08.2015, 13:05

Borchen-Nordborchen. Handwerk hat goldenen Boden. Und kommt trotz modernster Technik nicht aus der Mode. Schließlich sind der Mensch und seine Arbeitskraft fester Bestandteil der Land- und Produktionswirtschaft. Über das Wirtschaften in vergangenen Tage konnte man sich am Wochenende in Borchen informieren.

Im inzwischen 1.000 Jahre alten Nordborchen stand die Kornernte im Fokus. Und mit ihr historische Techniken und Gerätschaften, die am Samstag nicht im Museum, sondern live und vor Ort zu bewundern waren. Anlässlich des Stadtjubiläums verhalfen die Verantwortlichen dem Besucher zu einem Blick in den Rückspiegel.

Zugleich konnte man zurückblicken auf das Wirken in Borchen, das urkundlich im Jahr 1.015 begann. Die kernige wie "körnige" Demonstration verschaffte dem Beobachter einen Einblick in ehemalige Arbeitsprozess. Wenig überraschend waren diese mit erhöhtem physischen Aufwand verbunden, stand der körperliche Aspekt doch einst wesentlich mehr im Mittelpunkt als heute.

Geschichtsunterricht: Impressionen von der historischen Kornernte in Borchen. - © Dietmar Gröbing
Geschichtsunterricht: Impressionen von der historischen Kornernte in Borchen. | © Dietmar Gröbing

Wo aktuell Maschinen Arbeitsprozesse aufteilen, verlagern und verkürzen, mussten sich ehemals Menschen mit vollem Einsatz engagieren, um ihr vorgegebenes Arbeitspensum zu schaffen.

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Borchen: Demonstration historischer Kornernte und Landtechnik

Selbstredend lag das Quantum in früheren Zeiten deutlich unter dem gegenwärtigen, ist der maschinelle Prozess doch um einiges effektiver als der humane. Wo der Mensch an seine Grenzen stößt, hat die Maschine noch lange nicht ihr Limit erreicht. Ganze einfach, weil die Gerätschaft im Idealfall 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr arbeitet. Und das, ohne krank zu werden oder Urlaub einzufordern.

Das gilt auch für den historischen Trecket, der inmitten des samstäglichen Geschehens über das Borchener Feld rollte. Das 1953 erbaute, 15 PS-starke Gefährt mit dem Kosenamen "Knubbel" zog einen vor 75 Jahren hergestellten Mähbinder der Firma Fahr hinter sich her.

Der halbmaschinelle Binder markierte seinerzeit eine Revolution und ersetzte bis zu zehn Arbeitskräfte.

Allerdings nur solange, wie das mechanische Rad keinen Aussetzer hatte. Das war am Wochenende nicht der Fall, so dass die Demonstration nahezu fehlerfrei über die Bühne beziehungsweise über das Feld ging.

"Die Leute sind sehr interessiert an ehemaliger Landbestellung", weiß der Vorsitzende der historischen Landmaschinentechnik Kirchborchen, Uwe Wölting, um die anhaltende Faszination der Oldtimer. Genau deshalb fährt Wölting mit seinen Kollegen Markus Becker und Reinhard Risse teilweise bis ins Sauerland, um die gut erhaltenen Fahrzeuge der Öffentlichkeit vorzuführen.

Dabei sorgt der Fuhrpark regelmäßig für Aufsehen - unter anderem bei der jungen Generation, die den Geschichtsunterricht hautnah und aus nächster Nähe in Augenschein nimmt. Was nichts an der Tatsache ändert, dass die Kirchborchener Landmaschinenfans Nachwuchsprobleme haben.

"Junge Leute sind stets bei uns willkommen", wirbt Uwe Wölting um männlichen und weiblichen Nachwuchs. Ganz einfach, um auch in Zukunft die erfolgreich etablierte Arbeit fortsetzen zu können: "Wir möchten unser Wissen und unsere Gerätschaften an die nächste Generation weitergeben."