Wie Bad Wünnenberg einst zum Urlaubs-Hotspot wurde

Bad Wünnenberg. Urlaubsflüge nach Wünnenberg? Hat es in den 80er-Jahren gegeben - mit &bdquo;Tempelhof Airways“ von Berlin-Tempelhof nach Ahden. Die kleine Stadt ist seit mehr als 100 Jahren Ziel für Erholungssuchende und Kur-Urlauber. Die Geschichte des &bdquo;Fremdenverkehrs“ samt vergnüglicher Anekdoten hat das &bdquo;Zeitreise-Team“ des Verkehrs- und Kneippvereins jetzt in einer Ausstellung im Heimatmuseum des Spanckenhofs zusammengetragen. Eva Beyerstedt und Annette Harlammert haben seit März Geschäftsberichte seit Gründung des Verkehrsvereins 1953 studiert, das Stadt- und Kreisarchiv in Paderborn besucht und sich mit Zeitzeugen des Tourismus in der Stadt gesprochen. Einer der ältesten Belege der Gästeunterbringung ist ein Foto vom Haus der Familie Arens am Heuweg. Hier wurden schon Anfang des 20. Jahrhunderts die sogenannten Sommerfrischler, also Urlauber, aufgenommen. Wie es dazu kam, erklärt Eva Beyerstedt: &bdquo;Viele Menschen waren damals ins Ruhrgebiet zum Arbeiten umgezogen. Manche kamen für Ferien zurück und brachten auch Bekannte mit.“ Bekannt ist zudem, dass etwa Wilhelm und Berta Becker in der Mittelstraße Gäste zu dieser Zeit für 6,50 Reichsmark pro Nacht aufnahmen, Vollpension inklusive. Aus den 30er-Jahren wissen die Heimatforscherinnen, dass etwa eine christliche Mädchengruppe aus Meiderich (heute Duisburg) bei Arens’ in der Scheune urlaubte. &bdquo;Höhepunkt war, wenn abends der Mandolinenklub vorbeikam und ein paar Lieder spielte“, weiß Annette Harlammert. Selbst im Krieg kamen Besucher. Im Gästebuch der Familie ist zu lesen: &bdquo;Wir vergaßen lange Fliegernächte, Frohsinn kam zu seinem Rechte.“ Lesen Sie auch: Besonderes Jubiläum: Im Aatal feiert Wünnenberg sein &bdquo;Bad“ Immer mehr Wünnenberger Familien machen mit Den Tourismus, früher &bdquo;Fremdenverkehr“ genannt, forcierten die umtriebigen Wünnenberger nach dem Krieg, als Einnahmen aus der Landwirtschaft mit Aufkommen des Wirtschaftswunders abnahmen. Der Verkehrsverein wurde 1953 von 15 Wünnenbergern unter Vorsitz von Ludwig Arens gegründet. Immer mehr Familien boten Fremdenzimmer an, daheim wurde zusammengerückt, wenn Gäste kamen. Diese gehörten dann oft zur Familie und so manche kamen gerne wieder. Im Gründungsjahr zählte die Stadt 30 Gästebetten und kam laut Statistik auf 2.200 Übernachtungen. Übrigens wurde zumeist per Postkarte gebucht. Ehrenamtlich ging Friedrich Novozin mit den Karten der Anfragen zu Vermietern und stimmte ab, wer wann wo urlauben konnte. In den 60er-Jahren lagen die Preise pro Übernachtung mit Vollpension bei 14 bis 24 Mark. Die landschaftliche Idylle entlang der Aa und die Freundlichkeit der Gastgeber sprach sich herum, die Zahl der Wünnenberg-Besucher stieg. Im Jahr 1971 waren schon mehr als 600 Betten registriert. &bdquo;Fast jeder hat vermietet“, sagt Harlammert. Populär war etwa das Jagdhaus, die frühere Jagdvilla einer wohlhabenden Familie aus dem Ruhrgebiet. Auffällig: Die Wünnenberger erkannten früh die Bedeutung der Vermarktung ihrer Reiseregion. So wurde die Stadt nach zehn (!) Jahren Vorbereitungszeit 1972 zum ersten Luftkurort NRWs ernannt. Viele Anträge und Bescheinigungen hatten eingereicht werden müssen, sogar das Kanalnetz wurde angepasst. Zu den Vorkämpfern zählte Walter Trapp, der für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz erhielt. 1971 war auch das ehemalige Jugendheim zum Kurmittelhaus umgebaut worden, an gleicher Stelle befindet sich das heutige Kuga. Vor Ort gab es Badeanwendungen, Massagen, Sauna und weitere Angebote für die Kurgäste des Luftkurorts. Britische Soldaten aus Paderborn helfen im Aatal Die Stadt veränderte sich Stück für Stück, um weitere Angebote zu schaffen. Das Freibad entstand 1968, das Bett der Aa wurde verlegt - bei beiden Maßnahmen halfen in Paderborn stationierte britische Pioniere. Das Hallenbad öffnete 1977, &bdquo;um auch ein Angebot für Schlechtwettertage zu haben“, wie Harlammert sagt. Lesen Sie auch: Bad Wünnenbergs Geschichte wird in diesem Haus lebendig Nächste Stufe der Entwicklung war die Ernennung zum ersten Kneipp-Kurort Ostwestfalen-Lippes im Jahr 1980 nach sechs Jahren der Planung. Mit dem Vollzug konnte Wünnenberg 955 Gästebetten vorweisen und profitierte vom Boom bei Kuren, die durch Ärzte verschrieben wurden. Drumherum waren der Kurpark und auch Wander- und Radwege für die Erholungssuchenden geschaffen worden. &bdquo;Es gab nie Stillstand“, resümieren die Ausstellungsmacherinnen. Bis zu drei Wochen konnte seinerzeit mit Kassenzuschuss &bdquo;gekneippt“ werden, Kururlaub war durchaus populär. .responsive23-id5Sbfb2uG8GOAOM-map-bad-wuennenberg-bad-jubilaeum { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-id5Sbfb2uG8GOAOM-map-bad-wuennenberg-bad-jubilaeum { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-id5Sbfb2uG8GOAOM-map-bad-wuennenberg-bad-jubilaeum { padding-top: 142.86%; } } &bdquo;Es gab vier Häuser mit Kneipp-Plätzen und Anlagen in der Stadt, insgesamt hatten wir 200 Kneipp-Gästeplätze“, berichtet Eva Beyerstedt. Die Übernachtungszahlen erreichten 1981 ihren Höhepunkt mit der Zahl von 156.640. Als Krankenkassen die Kur-Zuschüsse strichen, schrumpfte der Kurbetrieb deutlich. Ein Gutachten Anfang der 90er-Jahre ergab die Notwendigkeit für weitere Investitionen und es entstand die Idee zur Einrichtung einer Reha-Klinik. &bdquo;Dafür wurden der damalige Stadtdirektor Winfried Menne und Helmut Nolting vom Verkehrsverein erst noch belächelt“, weiß Beyerstedt. Doch Investoren setzten das Projekt um und auch dank Mennes Engagement eröffnete die Aatalklinik 1996. Sie ist heute besonders als Rehaklinik für Schlaganfallpatienten gefragt. Zum Thema: Die XXL-Rutsche ist in Bad Wünnenberg erst der Anfang Bad Wünnenberger Aatalklinik wird zum wichtigen Faktor Um die Jahrtausendwende setzte sich die Entwicklung fort. Im Juni 1999 folgte die Ernennung zum Kneipp-Heilbad, womit ab dem 1. Januar auch die Änderung des Stadtnamens in Bad Wünnenberg folgte. Pauschalreisen ins Aatal werden zwar trotzdem nicht mehr angeboten, doch der Gesundheits- und Touristikstandort hat sich etabliert. &bdquo;Mit dem Aatal samt Aatalhaus, der Natur, dem Barfußpfad, den Spielangeboten und den Bädern sind wir mittlerweile ein beliebtes Ziel für Tagesgäste“, weiß Eva Beyerstedt. Der Tourismus und das Marketing sind über die Touristik GmbH professionalisiert worden und die Aatalklinik ist weiter ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor vor Ort. Die Klinik hat rund 200 Betten, weitere 300 waren 2023 für Urlauber im Angebot. Im vergangenen Jahr zählte die Stadt inklusive Klinik 110.000 Übernachtungen. Die Sonderausstellung &bdquo;Vom Titularstädtchen zum Kneipp-Heilbad“ wird im Spanckenhof am Donnerstag, 21. August, mit geladenen Gästen eröffnet und ist danach bis zum 26. September immer freitags von 9 bis 12 Uhr sowie donnerstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Mehr unter www.zeitreise-museum.org.

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