Bad Wünnenberg. Nicht mal ihr "Problem" mit der Periode können Frauen selbst lösen, ohne dass zwei Männer ihnen unter die Arme greifen müssen, könnte denken, wer die jüngste Folge der Höhle der Löwen geschaut hat. Es ist löblich, dass Eugen Raimkulow und André Ritterswürden die Periode thematisieren und einen Diskurs damit anstoßen. Denn auch im progressiven 21. Jahrhundert redet die Menschheit gerne mal gar nicht oder nur im Flüsterton über den Zyklus, mit dem menstruierende Menschen es einmal im Monat zutun haben. Äußerst fragwürdig ist allerdings schon der Ansatz, die Periode an sich zum eigentlichen Problem zu erklären.
Dass das Plastik-Produkt, ein Einweghandschuh, nicht im Geringsten nachhaltig ist, ist die eine Sache. Doch die Wut der Kritikerinnen und Kritiker rührt wo anders her. Das Gründer-Duo besetzt das Thema Periode mit einer künstlichen Scham und suggeriert damit: Periodenblut ist unhygienisch und auch Hygieneartikel sollen nicht mehr ausreichen. Unterschwellig heißt das: Frauen müssen ihren Tampon also notgedrungen verstecken - und damit auch ihren menstruierenden Körper. Damit erreichen die Gründer letztlich das Gegenteil von dem, was sie ursprünglich wollen: Frauen unterstützen (und ganz am Rande noch Profit mit der Periode machen).
Das eigentliche Problem ist, dass die Gründer sich nicht ausreichend informiert haben und längst überholte Klischees reproduzieren. Es fängt bei scheinbaren Banalitäten wie dem Namen "Pinky" an (weil jedes weibliche Wesen natürlich auf genau diese Farbe anspringt) und gipfelt in einem Gefühl, sich schmutzig fühlen zu müssen, das jahrhundertelang von Generation zu Generation weitergetragen wurde. Zurecht gibt es Gegenwind von Frauen so wie Männern, von Feministinnen und von der queeren Szene. Denn offensichtlich ist in Sachen Aufklärungsarbeit viel nachzuholen. Ein Handschuh, der ein Problem konstruiert, wird nicht zu diesem Ziel beitragen, aber hoffentlich der Diskurs, der durch ihn angestoßen wurde.