Bad Wünnenberg

US-Generalkonsulin in Bad Wünnenberg auf den Spuren ihrer Ahnen

Die Generalkonsulin der USA in Düsseldorf besucht entfernte Verwandte in Bleiwäsche. Das verbindet Fiona Evans mit Deutschland

Rundgang durchs Dorf (vorn, v.r.): Bleiwäsches Ortsvorsteherin Claudia Sondermann führt Fiona Evans und Landtagsabgeordneten Bernhard Hoppe-Biermeyer durchs Dorf. | © Marco Schreiber

Marco Schreiber
13.05.2019 | 14.05.2019, 11:12

Bad Wünnenberg-Bleiwäsche. So viel Auflauf ist selten in Bleiwäsche, dem südlichsten Dorf im Kreis Paderborn. Knapp 1.000 Menschen leben im zweitkleinsten Ortsteil von Bad Wünnenberg, darunter die Familie Scholand. Ihre vielleicht prominenteste Verwandte ist Fiona Evans, seit Oktober 2018 Generalkonsulin der USA in Düsseldorf. Am Montag besuchte sie ihre Cousinen und Cousins im höchstgelegenen Ort im Regierungsbezirk Detmold und sorgte für eingangs erwähnten Auflauf.

Drei Polizeiautos und etliche dunkle Limousinen parken am späten Vormittag vor dem Pfarrheim, wo mit Bernhard Hoppe-Biermeyer und Daniel Sieveke gleich zwei Abgeordnete des NRW-Landtags auf die Generalkonsulin warten. Mit ihnen warten Christoph Rüther, Bürgermeister von Bad Wünnenberg, Ortsvorsteherin Claudia Sondermann und Kita-Leiterin Barbara Wittler.

Das Treffen mit Scholands ist rein privat

Der erste Termin der Diplomatin ist rein privat und dauert etwas länger als geplant. Er findet am Küchentisch der Scholands statt, man blättert in alten Fotoalben und studiert den Stammbaum der Familie. Marita Brune war vor Jahrzehnten an den Recherchen beteiligt. „Als ich 17 war", sagt sie und lacht. Damals forschte Evans’ Vater nach den Wurzeln seiner Familie. Marita Brune half, das Sütterlin der Kirchenbücher zu entziffern, die wichtigste Quelle der Ahnenforscher.

Blick ins Grüne: Bad Wünnenbergs Bürgermeister Christoph Rüther und Fiona Evans auf einer Ruhebank am Knippe-Blick in Bleiwäsche. - © Marco Schreiber
Blick ins Grüne: Bad Wünnenbergs Bürgermeister Christoph Rüther und Fiona Evans auf einer Ruhebank am Knippe-Blick in Bleiwäsche. | © Marco Schreiber

Die Bücher konnten die Herkunft der Familie schwarz auf weiß belegen. 1852 packte ein Johann Scholand in Bleiwäsche sein Bündel und zog nach Amerika. „Mein Ur-Ur-Großvater", erzählt Fiona Evans, nachdem sie im Pfarrheim angekommen ist und sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hat. Dieser Vorfahre habe im Bürgerkrieg auf der Seite des Nordens gekämpft. Nach einer Verletzung, einem Schuss in den Fuß, ließ sich der Deutsche in New York nieder und gründete eine Familie. „Er war katholisch und hatte neun Kinder", erzählt Evans.

Ein emotionales Erlebnis

Ihr Vater reiste auf den Spuren der Familiengeschichte selbst nach Deutschland. „Er war vom 11. bis 13. Mai 1970 hier in Bleiwäsche", sagt Evans. Ihr Besuch, eingefädelt mit Hilfe von Hoppe-Biermeyer und Sieveke, sei eine Reise „zurück zu den Wurzeln", ein sehr emotionales Erlebnis. „Ich fühle mich als Deutsch-Amerikanerin." Diese stellten noch vor Italienern und Iren die größte Einwanderergruppe in den USA. „Damals kamen sechs Millionen Deutsche."

Nächste Station für Fiona Evans ist der Kindergarten. Die Mutter von drei Kindern möchte wissen, wer die Einrichtung betreibt und was die Betreuung kostet. Sie bestaunt das Gebäude, freut sich über ein Lied der Kinder und ein selbst gemaltes Bild, das ihr Büro zieren soll. „Was ist ein Konsul?", wollen die Kinder von ihrem Gast wissen. „Ich bin ein Teil der Regierung und vertrete sie in diesem Land", antwortet Evans.

Den Wandstein fotografierte schon der Vater

In der Kirche, Station Nummer vier, entdeckt die Mittvierzigerin einen Wandstein, den ihr Vater einst fotografierte. In der Begegnungsstätte, Station Nummer fünf, lernt sie Jürgen Berlinger kennen, Gründer des Blasmusikvereins. „Hier ist jeden Tag was los", sagt Ortsvorsteherin Sondermann. Alle Generationen kämen in der ehemaligen Grundschule zusammen.

Nach diesem Besuchsprogramm wundert es kaum, dass Evans den Ort als familienfreundlich lobt. Auch sonst ist sie von dem Dörfchen recht angetan. „Amazing", sagt sie. „Toll." Diesen Eindruck unterstreicht die letzte Station: Der Knippe-Blick in den Steinbruch Düstertal. Von dort rollt die Wagenkolonne zum Hotel und weiter nach Paderborn. Es wird wieder ruhig in Bleiwäsche.