Traumberuf: Paderbornerin wird als Quereinsteigerin zur Köchin

Bad Lippspringe. Wer in der Gastronomie arbeitet, hat kein Wochenende mehr, kaum noch Freizeit, muss malochen, wenn andere feiern, wird nicht gut bezahlt und hat zudem seit Corona auch einen unsicheren Job. Für Sonja Braun sind das nur Klischees. Sie hat sich davon nicht abschrecken lassen und hat einfach mal reingeschnuppert. Ein Praktikum in der Fischerhütte in Bad Lippspringe war für sie die Initialzündung. Entgegen dem aktuellen Trend hat die Paderbornerin eine Ausbildung zur Köchin gemacht und ist mit ihrer Entscheidung rundum zufrieden. Dabei ist sie nicht den klassischen Weg gegangen, sondern den einer Quereinsteigerin. Nach dem Abitur wusste Sonja Braun nicht so recht, was sie machen sollte. Ein IBS-Studium stand im Raum oder vielleicht auch Lehramt und auch für Psychologie interessierte sie sich. Es kam anders. Bei einem Auslandsjahr in Neuseeland jobbte sie in Bäckereien und kleineren Bistros und merkte da, dass ihr das liegt. Zurück in Deutschland gab es von der Tante den Tipp, sich mal bei der Fischerhütte vorzustellen. Ab da ging alles ganz schnell. "Eigentlich bilden wir nicht aus. Aber Sonja war so gut und passte perfekt in unser Team", erklärt Silvia Wiedra, die zusammen mit ihrer Tochter Carina Nollmann das Restaurant im Kurwald führt. Doch der Start der Ausbildung fiel genau in den ersten Lockdown und sorgte dann doch für die ersten Bedenken. "Das Restaurant hatte zu, Berufsschule war nicht. Sie hatte da etwas Angst bekommen, dass sie nichts lernt. Aber wir haben diese Zeit genutzt und jeder Koch hat ihr täglich etwas anderes beigebracht", so Wiedra. Diese kleine Extraausbildung habe ihr das nötige Vertrauen gegeben, weiterzumachen. "Ich wurde da etwas ins kalte Wasser geworfen und auch von den Köchen ganz schön gefordert, aber das tat mir gut", weiß die Jungköchin jetzt. Sie liebt ihre Arbeit besonders, wenn die Hütte voll ist und viel zu tun ist. Der Silvesterabend überzeugte sie dann vollends, Köchin zu werden. Sie sei so stolz auf die besonders angerichteten Teller des Fünf-Gänge-Menüs gewesen. "Das war der beste Tag", sagt sie heute noch mit einem überzeugenden Lächeln. Gute Laune und Lachen sind sowieso an der Tagesordnung in der Fischerhütte. "Die Arbeit muss einem Spaß machen, das ist die Voraussetzung. Bei uns läuft alles sehr familiär ab", sagt Silvia Wiedra. Das bestätigt auch Chefkoch Rene Strohdiek, der noch die alte klassische Ausbildung zum Koch erlebte, und seit vier Jahren nun in Bad Lippspringe ist. "Da herrschte noch ein rauer Ton und es gab eine klare Hierarchie. Heutzutage ist Teamwork, das gute Miteinander das Wichtigste", so Strohdiek. "Als Koch stehen einem viele Türen offen" Auch deshalb gibt es trotz der Pandemie keine Personalprobleme. Alle Mitarbeitenden, an Wochenenden sind das bis zu 25, sind bei der Stange geblieben. Nur gute Laune reicht da aber nicht, auch das Geld und die Freizeit müssen stimmen. "Die Aushilfen bekommen Mindestlohn und allen Angestellten bezahlen wir sogar mehr. Montags ist Ruhetag und einen anderen freien Tag können sie selbst wählen, da sind wir flexibel - auch an den Wochenenden", fügt Carina Nollmann an. Mit den Arbeitszeiten sei sie aber schnell klar gekommen, meint Sonja Braun. Ebenso auch Marius Hoppe (21), der im Welcome Hotel in Paderborn zum Koch ausgebildet wurde und seit drei Wochen in der Fischerhütte als Koch angestellt ist. Anders als Braun wusste er nach der Schule sofort, dass er in die Gastronomie wollte. Beide Jungköche haben trotz ihrer Arbeit noch genug Zeit, um sich mit Freunden zu treffen oder ihren Hobbys nachzugehen. Und sie arbeiten gerne. "Und man darf nicht vergessen, dass einem nach der Ausbildung zum Koch extrem viele Türen aufstehen - in unserer Branche gibt es vielfältige Möglichkeiten", wirbt Strohdiek. "In der Gastro kann man noch mit Leidenschaft arbeiten" "In unserem Beruf kann man noch mit Leidenschaft arbeiten, kreativ sein und sich entfalten. Diese Entwicklung hat man auch bei Sonja sehr gut gesehen. Bei einem Bürojob geht das nicht", sagt Carina Nollmann, die 2017 mit ihrer Mutter die Fischerhütte übernommen hat. Mit einem neuen Konzept - frische, gehobene Küche mit jungen Köchen, die sich auch etwas trauen - haben sie sich einen Namen gemacht. Und sie geben ein gutes Beispiel ab, dass sich junge Menschen auch in diesen unsicheren Zeiten für einen Job in der Gastronomie-Szene entscheiden können.

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