Duell mit Weltkonzern: So fühlt sich der Paderborner Lego-Rebell

Paderborn/Bad Lippspringe. Thorsten Klahold versucht gar nicht erst, zu unterdrücken, was derzeit in ihm los ist. &bdquo;Seit Ende letzter Woche ist es eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Horrorszenarien bis zum großen Erfolg durchlebe ich alle Vorstellungen", sagt der Bad Lippspringer. Er bringt mit einem Video seit ein paar Tagen den Weltkonzern Lego in Bedrängnis. Ganz nebenbei hat er fast 350.000 Euro an Spenden eingesammelt, um Kinderheimen zu helfen. Klahold ist etwas erschöpft, aber angriffslustig, als er die Neue Westfälische am Arbeitsplatz empfängt. In Paderborn und im Netz verkauft sein Laden &bdquo;Steingemachtes" Klemmbausteinsets. Das Treffen findet aber im Büro in einem Lippspringer Gewerbegebiet statt. Hier dreht er als Youtuber mit &bdquo;Johnny’s World" seine Videos. Er stellt Sets aus Bausteinen verschiedener Hersteller vor. Die Klickzahlen liegen zwischen 10.000 und 20.000. Das Video, das nun alles ins Rollen brachte, wurde seit Donnerstag fast 400.000 Mal abgerufen, ein weiteres von Samstag mehr als 220.000 Mal. Spielwarenhändler Klahold nutzt Youtube diesmal, um aller Welt zu erklären, dass der Lego-Konzern von ihm bestellte Klemmbaustein-Ware durch den Zoll in Bremerhaven zurückhalten lässt, weil Lego ihm und dem chinesischen Bausteinhersteller Qman die Verbreitung von urheberrechtlich geschützter Ware vorwirft. Qman stellt in China Lego-kompatible Steine her. Eigentlich kein Problem, weil das Patent auf die meisten Legoklötzchen schon längst abgelaufen ist. Doch es scheint, als kämpften die Dänen ihre letzten Rückzugsgefechte und sie wollen Generalimporteur Klahold und den in der Szene angesehenen Konkurrenten Qman mit Gerichtsverfahren komplett ausbremsen. Der Lippspringer hat beim Zoll Widerspruch eingelegt, bis zum 15. März hat Lego nun Zeit, um sich zu äußern. Der Wert der Ware beträgt 50.000 Euro. "In den 90ern hätte es niemand gemerkt" Für Klahold geht es um die Existenz – und er kämpft mit den Mitteln eines Youtubers: &bdquo;Meine einzige Chance ist die Öffentlichkeit. Ich denke, dass sich bei Lego die Rechtsabteilung vergaloppiert hat und die PR-Menschen dort längst in die Tische beißen." Tatsächlich, den PR-Coup kann der CDU-Ratsherr für sich verbuchen. Im Video ruft er zu einer Spendenaktion auf, um mit dem Geld Bausteinsets von Alternativherstellern zu kaufen. Diese will er dann an Kinderheime verschenken. Die Resonanz ist überwältigend: Auf zwei Plattformen landeten innerhalb von vier Tagen rund 350.000 Euro. &bdquo;Das zeigt den Konzernen, dass man heute nicht mehr so einfach alles durchdrücken kann", sagt Klahold. &bdquo;In den 90ern hätten die mich platt machen können und es hätte niemand gemerkt, doch jetzt wird klar: Wir sind Viele." Hoffnung auf friedliche Koexistenz Viele Hände wird er wohl auch brauchen, wenn die 40-Fuß-Container mit den gespendeten Sets &bdquo;möglicherweise im Spätsommer" im Kreis Paderborn ankommen. Tausende Sets wären auszuladen und umzupacken. &bdquo;Ich möchte daraus eine Gemeinschaftsaktion machen", malt sich Klahold aus und hofft, dass Corona es ermöglicht. Vielleicht stellt ein Unternehmen ein Gelände, wo die Lieferung aufgeteilt wird. Er setzt auch dann auf den Publicity-Effekt. Für sein Geschäft, aber auch, um Lego zu zeigen, dass sich der frühere Monopolist die Zuneigung so mancher Kunden erst wieder erarbeiten muss. Vielleicht gibt es bis dahin schon eine Lösung im Streit um die Ware von Bremerhaven. Klahold hat eine Vorstellung, wie das gehen könnte: &bdquo;Am liebsten würde ich mich mit Verantwortlichen von Lego, und Qman an einen Tisch setzen, um zu klären, wie alle friedlich nebeneinander existieren können." Noch hat er keine Nachricht vom Konzern erhalten und will auf alles vorbereitet sein. Täglich laufen Gespräche mit Anwälten, immer wieder gibt es Medienanfragen. Der David aus Bad Lippspringe ist in aller Munde. Für das Duell mit dem dänischen Goliath fühlt er sich jedenfalls gewappnet: &bdquo;Wir werden das Ding gewinnen."

Meistgelesen