Bad Lippspringe. Keine Frage: Auf diesem Hühnerhof ist Günter der Chef. Seit zwei Jahren bewohnt der stattliche Hahn mit einem jüngeren Geschlechtsgenossen und vier Hennen einen der Innenhöfe der Gesamtschule Bad Lippspringe.
Einige werden ihn vielleicht kennen, auch wenn sie nicht mehr zur Schule gehen: Günter und seine Frauen waren in diesem Jahr gern gesehene Gäste auf der Landesgartenschau und eine Leihgabe der Hühner-AG - denn eigentlich sind die Tiere fester Bestandteil des Schulalltags.
"Die Hühner-AG war eine Idee unseres Biologielehrers Thavasutan Anantharasah", berichtet Schulleiterin Roswitha Hillebrandt von dem außergewöhnlichen Projekt. "Die Kinder sollen direkte Erfahrungen mit Tieren machen. Zum einen, was die Themen Versorgung, Pflege und ganz besonders Achtsamkeit angeht. Zum anderen aber auch als Antwort auf die Frage: Wo kommen eigentlich unsere Lebensmittel her?"
Ansprechpartner für die fachlichen Lernziele ist Biolehrer Thavasutan Anantharasah. "Die Schüler können von den Hühnern vieles lernen. Wir haben auch eine Brutmaschine angeschafft und brüten einmal im Jahr Küken aus. So können die Kinder die Entwicklung vom Ei zum Küken verfolgen." Die Hühner werden später verschenkt oder behalten - "ich habe zu Hause zum Beispiel noch die Sabine, eine Henne aus dem Projekt", sagt Schulleiterin Hillebrandt.
Bis das Küken schlüpft
Aber auch andere naturwissenschaftliche Themen bekommen im Hühnerstall eine praktische Komponente."Die Schüler lernen im täglichen Umgang mit den Tieren viel über deren Verhaltensweisen und bekommen regelmäßig Beobachtungsaufgaben. Wie ist die Rangfolge? Wie wird das Revier verteidigt? Wie funktioniert eine Hackordnung?", erklärt Anantharasah.
"Es dauert 21 Tage, bis das Küken schlüpft", weiß Tyler, der die 7. Klasse besucht und damit schon zu den Hühner-Scouts gehört, die die zukünftigen AG-Teilnehmer ausbilden und Führungen übernehmen - für Grundschulen, Kitas und natürlich am Tag der offenen Tür.
Die Aufgaben im Hühnerstall werden von den Schülern in Arbeitsteilung erledigt. Der Napfdienst sorgt für die regelmäßige Reinigung von Wassertrog und Futternapf, der Kotbrettdienst kommt mindestens alle zwei Wochen zum Einsatz, beim Stalldienst wird der komplette Stall alle zwei Wochen grundgereinigt und der Futterdienst reinigt bei Bedarf den Trog und füllt ihn mit Trockenfutter, das mit selbst gesammeltem Grünfutter wie Gras, Vogelmiere, Salat, Klee und Wildkräutern gemischt wird. Dass die Schüler ohne Murren die Dienste auch in den Ferien übernehmen, spricht für sich.
Das Projekt für die Jahrgänge fünf und sechs startete zeitgleich mit der Umweltbildungsinitiative OWL "Naturerbe macht Schule", der sich die Gesamtschule vor zwei Jahren angeschlossen hat. "Wir sind noch dabei, unser Profil zu schärfen, aber das Ziel ist klar: Die Kinder sollen lernen, dass wir das, was wir bekommen, auch bewahren müssen", erklärt Regina Hillebrandt. So hat die Schule seit diesem Sommer einen eigenen Bienenstock und auf den Flächen, die durch die auslaufende Realschule frei werden, ist bereits ein Nutzgarten mit Hochbeeten geplant.
Denn die Entfremdung zwischen Mensch und Natur vollziehe sich nicht nur in den Städten: "Selbst im ländlichen Raum ist es manchmal erschreckend, wie weit die Kinder von der Natur weg sind", sagt die Schulleiterin.
Tag der offenen Tür
Eltern und Kinder, die sich über die weiterführende Schule informieren möchten, sind am morgigen Samstag, 25. November, von 10 bis 12 Uhr zum Tag der offenen Tür der Gesamtschule Bad Lippspringe eingeladen. Nach einem musikalischen Auftakt und der offiziellen Begrüßung sowie einer künstlerischen Darbietung werden die Grundschulkinder zunächst in ausgewählten Fächern am Unterricht „schnuppern" können. Danach gibt es verschiedene Spiele in der Sporthalle zum Ausprobieren.
Zeitgleich besteht für die Eltern die Möglichkeit, sich umfassend über die Bildungsangebote der Gesamtschule in der Mensa der Schule zu informieren und beraten zu lassen. Dazu stehen dort sowohl das erweiterte Schulleitungsteam, die Lehrer des Kollegiums als auch gewählte Vertreter der Eltern und des Fördervereins zur Verfügung. Ein Besuch bei Günter sollte natürlich ebenfalls eingeplant werden.