Extremwanderer aus dem Kreis Paderborn erkundet die Welt auf schnellen Sohlen

Altenbeken-Schwaney. Wenn Frank Gartner die Wanderschuhe schnürt, geht es ihm nicht nur um Erholung. Gartner, 62 Jahre alt, ist Wanderer mit äußerst sportlichem Anspruch. 50 bis 60 Kilometer ist er pro Woche zu Fuß auf Tour – als Training. Insgesamt hat er schon mehr als 15.000 Kilometer zurückgelegt.&bdquo;Es tut manchmal schon weh“, sagt der Schwaneyer, der als Zehnjähriger aus Duisburg mit den Eltern ins Paderborner Land kam. Im Beruf als Groß- und Außenhandelskaufmann ist er körperlich nicht gefordert, dafür geht er in seiner Freizeit in die Vollen. &bdquo;Mein Ziel ist meist ein Tempo von fünf bis sechs Kilometern die Stunde“, sagt er über seine Ambitionen. Angefixt wurde Gartner bei der Bundeswehr. Während andere über Gewaltmärsche schimpfen, entdeckt er für sich den Spaß an der Herausforderung. Ein internationaler Militärwettbewerb im niederländischen Nimwegen mit 160 Kilometern an vier Tagen ist der Auslöser fürs neue Hobby. &bdquo;Als Jugendlicher bin ich viel gelaufen, später hat das Wandern die Leichtathletik abgelöst“, erinnert sich der zweifache Familienvater und zweifache Großvater. Sogar die Hochzeitsreise stand im Zeichen von Wandertouren. Mit Ehefrau Barbara zieht es Gartner in die Dolomiten. Dort sind sie 1985 so schnell unterwegs, dass sich die Tourist-Info zunächst ziert, Wanderabzeichen rauszurücken. Geglaubt wird den Deutschen erst mit Verzögerung. Das Solo-Wandern ist ihm am liebsten Urkunden, Abzeichen und Medaillen sammelt Gartner im Eigenheim. Es sind Erinnerungen an viele Touren in Europa und in der Region. Irland, Skandinavien, Georgien, Aserbaidschan und andere Länder hat er bereist. Als die Kinder klein sind, nimmt das Paar sie mit auf Tour, zum Teil werden sie in Tragen geschleppt. Nach einer Fußverletzung ist Barbara Gartner heute etwas eingeschränkt, die großen Touren unternimmt ihr Mann mittlerweile alleine. Das Solo-Wandern ist ihm sowieso am liebsten. &bdquo;Wenn jemand mit mir geht, dann hat er einen anderen Atemrhythmus und einen anderen Fitnesszustand. Ich brauche aber meinen Schritt und meine Ruhe, um in die meditative Phase zu kommen. Dann verfliegen alle Sorgen“, sagt der Schwaneyer. &bdquo;Ab 20 Kilometern wird es oft ein Kampf, Muskeln machen sich bemerkbar“, sagt der ansonsten topfitte Wanderer. Blasen an den Füßen? &bdquo;Habe ich nie gehabt“, sagt er. &bdquo;Man muss die Füße pflegen. Hirschtalg ist ein gutes Schmiermittel.“ Für die Schuhe hat er auch einen Tipp: &bdquo;Wenn sie nach einem langen Tag feucht sind, kann man sie mit Katzenstreu trocknen. Für den guten Geruch streue ich am Morgen dann Kaffee rein.“ Gute Schuhe hat er fünf oder sechs Paar. Das robusteste Modell wird pfleglich behandelt und immer wieder besohlt: &bdquo;Dann habe ich drei Jahre Ruhe.“ Auf Tour hat der Wanderfachmann immer einen gut sitzenden Rucksack dabei. Vor allem, um Wasser zu transportieren: &bdquo;Viel essen kann ich unterwegs meistens nicht, aber die Flüssigkeit ist wichtig.“ Tipps für Einsteiger Obwohl Gartner seinen sportlichen Anspruch verfolgt, will er die Zeit in der Natur auch genießen. &bdquo;Wer wandert, ist viel langsamer unterwegs als Radfahrer und kann die Umgebung entdecken.“ Er ist mitunter erstaunt, wie leer die Wege sind. Trotz des immer wieder verkündeten Wanderbooms, so sagt er, sei er oft alleine unterwegs: &bdquo;Die Zahl der jungen Wanderer ist immer noch sehr überschaubar.“ Dabei sei das Hobby eine tolle Erfüllung: &bdquo;Am Ziel ist einem wohlig warm und man ist wohlig müde.“ Mehr als warm ist es ihm nach seiner längsten Tour: Mit der Bundeswehr geht es 1982 rund 72 Kilometer durch den Spessart. Nicht mehr wiederholen würde er eine der jüngsten Wanderungen. Der so genannte Mega-Marsch führt Gartner 50 Kilometer durchs nächtliche Ruhrgebiet: &bdquo;Das hat keinen Spaß gemacht, es ging nur über Asphalt.“ Einsteigern empfiehlt er gerade die Anfänger-Touren in Altenbeken, wie den Buchen-Wildnis-Pfad und den Wildnis-Steig. Für größere Touren seien der Viaduktwanderweg und auch der Eggeweg bestens geeignet. Frank Gartner hat für sich selbst ein anderes Ziel: Im nächsten Jahr will er den Urwaldsteig im Nationalpark Kellerwald-Edersee unter die Füße nehmen. Für seine Verhältnisse aber ganz entspannt: 66 Kilometer in drei Tagen.

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